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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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machte eine verbotene Kehrtwende auf der Hamilton und stellte meinen Buick ein Stück von Vinnies Büro entfernt ab, Stoßstange an Stoßstange mit einem schwarzen Mercedes S 600 V, der vermutlich Ranger gehörte. Ranger wechselte seine Autos wie andere Männer ihre Hemden. Einziger Unterschied: Sie waren alle schwarz und sie waren alle teuer.
    Connie sah zu mir herüber, als ich durch die Tür gerauscht kam. »Ist Briggs wirklich nur einen Meter groß?«
    »Einen Meter klein. Und genauso unkooperativ. Ich hätte mir vorher auf seinem Kautionsantrag die Rubrik ›besondere körperliche Merkmale‹ durchlesen sollen. Sind in der Zwischenzeit irgendwelche anderen Fälle reingekommen?«
    »Nichts«, sagte Connie. »Tut mir Leid.«
    »Ein Scheißtag ist das heute. Mein Onkel Fred wird vermisst. Er ist am Freitag losgezogen, um einige Besorgungen zu machen. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen. Man hat seinen Wagen auf dem Grand-Union-Parkplatz gefunden.« Es gab keinen Grund, die verstümmelte Leiche zu erwähnen.
    »So einen Onkel hatte ich auch mal«, sagte Lula. »Er ist bis ans Meer gegangen, den ganzen Weg nach Perth Amboy zu Fuß, bis ihn schließlich jemand gefunden hat. Er hatte eins von den so genannten Seniorenleiden.«
    Die Tür zu dem angrenzenden Büroraum war geschlossen, und von Ranger war nichts zu sehen. Vermutlich redete er gerade mit Vinnie. Ich deutete mit einem Kopfnicken zur Tür. »Ist Ranger da drin?«
    »Ja«, sagte Connie. »Er hat irgendeinen Job für Vinnie erledigt.«
    »Was denn für einen Job?«
    »Frag lieber nicht«, sagte Connie.
    »Aber kein Kopfgeldjob.«
    »Wo denkst du hin.«
    Ich verließ das Büro und wartete draußen. Fünf Minuten später kam Ranger heraus. Ranger ist Amerikaner kubanischer Abstammung. Seine Gesichtszüge sind die eines Weißen, seine Augen die eines Latinos, seine Hautfarbe ist milchkaffeebraun, und seine Figur ist das schärfste überhaupt. Sein schwarzes Haar hatte er hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug ein schwarzes T-Shirt, das ihm wie eine Tätowierung auf den Leib geschnitten war, dazu schwarze Armeehosen, die in schwarzen Springerstiefeln steckten.
    »Yo«, sagte ich.
    Ranger sah mich über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an. »Auch Yo«, erwiderte er.
    Ich warf begehrliche Blicke auf seinen Wagen. »Schöner Mercedes.«
    »Nur ein fahrbarer Untersatz«, sagte Ranger. »Nichts Besonderes.«
    Verglichen womit? Meinem Batmobil? »Connie sagt, du hättest mit Vinnie geredet.«
    »Ich habe Geschäfte abgewickelt, Babe. Ich rede nicht mit Vinnie.«
    »Darüber würde ich mich gerne mit dir unterhalten… übers Geschäft. Du weißt, dass du in diesem Job als Kopfgeldjäger immer mein Lehrmeister gewesen bist.«
    »Eliza Doolittle und Henry Higgins in der Provinz.«
    »So ungefähr. In Wahrheit läuft die Kopfgeldjagd im Moment nicht so gut.«
    »Keine Kautionsflüchtling?«
    »Das auch.«
    Ranger lehnte sich an das Auto und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und?«
    »Ich habe mir gedacht, mich vielleicht mal in anderen Branchen umzutun.«
    »Und?«
    »Und ich habe mir überlegt, dass du mir dabei vielleicht behilflich sein könntest.«
    »Willst du dabei ein bisschen Geld investieren?«
    »Nein. Ich will endlich welches verdienen.«
    Ranger schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und lachte leise. »
Die
Branche müsste erst noch erfunden werden.« Ich verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen. »Okay«, sagte er. »An was hast du dabei gedacht?«
    »An etwas Legales.«
    »Legalität ist ein dehnbarer Begriff.«
    »Ich möchte etwas hundertprozentig Legales.«
    Ranger beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich will dir mal meine Arbeitsphilosophie erklären. Ich mache keine Sachen, die ich für moralisch verwerflich halte. Nur manchmal weicht mein Moralkodex von der Norm ab. Manchmal ist mein Moralkodex nicht mit dem Gesetz vereinbar. Vieles liegt in der Grauzone jenseits hundertprozentiger Legalität.«
    »Na gut, dann arbeite mich in etwas ein, das im Großen und Ganzen legal und moralisch vertretbar ist.«
    »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    »Ja.« Das war eine Lüge. Ich hatte es mir überhaupt nicht überlegt.
    Rangers Miene war ausdruckslos. »Mal sehen.«
    Er setzte sich hinters Steuer, der Motor sprang an, und Ranger brauste davon.
    Mein Onkel Fred, der höchstwahrscheinlich eine Frau abge schlachtethatte, wurde vermisst und ich war mit meiner Miete einen Monat im Rückstand. Irgendwie musste ich diese

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