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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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beiden Probleme angehen.

2
    Ich fuhr zurück zu den Cloverleaf Apartments und stellte den Wagen auf dem Mieterparkplatz ab. Ich holte einen schwarzen Allzweckgürtel aus dem Kofferraum und schnallte ihn mir um. Ich steckte eine Schreckschusspistole, eine Spraydose Reizgas und Handschellen in die Schlaufen und begab mich auf die Suche nach dem Hausmeister. Zehn Minuten später hielt ich einen Schlüssel zu Briggs Wohnung in der Hand und stand vor seiner Tür. Ich pochte zweimal und rief: »Kautionsdetektiv Plum. Machen Sie auf!« Keine Reaktion. Ich öffnete die Tür mit dem Schlüssel und betrat die Wohnung. Briggs war nicht da. Die Tugend der Geduld ist ein MUSS für jeden Kopfgeldjäger.
    Mir fehlt es daran. Ich fand einen Stuhl gegenüber der Tür und ließ mich nieder und wartete. Ich sagte mir, ich würde hier so lange sitzen bleiben wie nötig, aber ich wusste gleich, dass ich mir was vormachte. Erstens war es nicht ganz legal, mich einfach so in seiner Wohnung aufzuhalten. Und zweitens hatte ich im Grunde ziemlich Schiss. Briggs war knapp einen Meter groß. Geschenkt. Aber das hieß nicht, dass er nicht mit einer Waffe umgehen konnte. Und es hieß auch nicht, dass er nicht Freunde hatte, die Zweimeterschränke waren und obendrein verrückt. Ich hatte etwas über eine Stunde so dagesessen, als es an der Tür klopfte und ein Zettel unter den Türspalt geschoben wurde. »Lieber Versager. Ich weiß, dass Sie da sind«, lautete die Nachricht »und ich komme erst nach Hause, wenn Sie gegangen sind.« Toll.
    Das Mietshaus, in dem ich wohne, weist eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Cloverleaf Apartments auf. Das gleiche würfelförmige Backsteingehäuse, die gleiche minimale Berücksichtigung von Qualitätsstandards. Die meisten Mieter in meinem Haus waren Rentner, dazu kamen ein paar Hispanics, was die Sache etwas bunter machte. Auf dem Weg durch den Hausflur hatte ich meine Post aus dem Briefkasten geholt. Ich brauchte die Umschläge erst gar nicht zu öffnen, ich kannte den Inhalt auch so. Rechnungen, Rechnungen, Rechnungen. Ich schloss die Wohnungstür auf, warf die Post auf den Küchentresen und hörte meinen Anrufbeantworter ab. Keine Nachrichten. Mein Hamster Rex schlief friedlich in der Suppendose in seinem Aquariumbecken.
    »Hallo, Rex«, sagte ich. »Ich bin wieder da.«
    Leises Rascheln von Fichtenspänen und damit hatte es sich.
    Rex war kein großer Unterhalter. Ich ging zum Kühlschrank, um eine Traube für ihn herauszuholen und entdeckte einen klebrigen Zettel an der Tür. »Komme um sechs vorbei. Bringe was zu essen mit.« Es stand kein Name darunter, aber daraus, dass sich meine Brustwarzen versteiften, schloss ich, dass er von Morelli stammte.
    Ich warf den Zettel in den Mülleimer und legte die Traube in Rex’ Käfig. Eine regelrechte Umwälzung der Späne war die Folge. Rex erschien, mit dem Hintern zuerst, stopfte sich die Traube in die Backen, blinzelte mit den glänzenden schwarzen Augen, ließ zum Gruß die Barthaare zittern und huschte zurück in seine Dose.
    Ich duschte, unterzog mein Haar der üblichen Prozedur mit Gel und Föhn, zog mir Jeans und eine passende Bluse an und legte mich bäuchlings aufs Bett, um nachzudenken. Normalerweise liege ich beim Nachdenken auf dem Rücken, aber ich wollte mir wegen Morelli die Frisur nicht versauen. Zuerst dachte ich an Randy Briggs, dass ich ihn liebend gern an seinen kleinen Füßchen aus der Wohnung ziehen würde, das ganze Treppenhaus hinunter, sodass sein alberner Wasserkopf bei jeder Stufe auf und ab hüpfte.
    Dann dachte ich an Onkel Fred, und ich verspürte einen stechenden Schmerz in meinem linken Augapfel. »Warum passiert mir immer so etwas?«, sagte ich, aber es war keiner da, der mir darauf eine Antwort hätte geben können.
    Die Wahrheit war ernüchternd. Fred war nicht Indiana Jones, und ich konnte mir trotz der blutrünstigen Fotos nicht vorstellen, dass ihm etwas anderes zugestoßen sein sollte als ein plötzlicher Alzheimeranfall. Ich kramte in meinem Gedächtnis nach Erinnerungen an Fred, wurde aber nicht fündig. Sein Lachen war breit und aufgesetzt, und seine falschen Zähne klapperten beim Beißen. Er ging mit auswärts gerichteten Füßen, wie eine Ente. Das waren meine Erinnerungen an Onkel Fred. Mehr fiel mir zu ihm nicht ein.
    Ich nickte während meiner Reise in die Vergangenheit ein und wachte abrupt wieder auf, alle Sinne in Alarmbereitschaft.
    Ich hörte ein Klicken an meiner Wohnungstür, und das Herz in meinem

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