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Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie

Titel: Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheridan Winn
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dachte sie. Wenn meine Finger dermaßen vor Magie sprühen, kann es nur bedeuten, dass ich sie benutzen soll. Oder? Und Mum versteht nicht, wie es ist, magische Kräfte zu haben … Ich möchte fliegen lernen. Ich werde heimlich üben und niemandem davon erzählen.
    Kurz darauf begann Sky ihren Abstieg von der Zeder. Archie erwachte, als sie neben ihm ins Gras sprang. Sie streichelte seinen glänzenden schwarzen Kopf.
    »Ich gehe am besten zum alten Wohnwagen«, sagte sie. »Dort wird Mum mich vom Haus aus nicht sehen können. Komm, Archie.« Mit dem Hund an ihrer Seite rannte Sky zum Camp der Schwestern am Rand des Wilden Waldes.
    Dort angekommen, wurde Skys Laune schlagartig schlechter und ihre Finger hörten auf zu kribbeln. Die Aura der Verlassenheit, die das Camp umgab, erinnerte sie daran, was sich im vergangenen Jahr alles zwischen den Schwestern geändert hatte. Der alte Wohnwagen, in dem sie früher so viel Spaß gehabt hatten, bot ein einsames und trostloses Bild. Sie öffnete die Tür des Campers und spähte hinein. Die Luft roch modrig und feucht. Das Lagerfeuer war in diesem Sommer noch nicht ein Mal entzündet worden. Ein paar Plastikstühle lagen umgestürzt im hohen Gras. Sky hob einen Stuhl auf und ließ sich daraufplumpsen.
    Es ist so blöd, dass wir alle erwachsen werden müssen, dachte sie, das Kinn in die Hand gestützt. Wir haben uns früher so gut verstanden, inzwischen reden Flame und Marina kaum noch mit mir. Während des Schuljahres sind sie bis spät am Nachmittag an der Drysdale. Und sobald sie zu Hause sind, verschwinden sie in ihren Zimmern und lassen mich nicht mehr rein. Wenn ich ihnen etwas erzählen will, hören sie nicht zu, weil sie zu beschäftigt sind, ihren Freunden zu simsen. Wenigstens redet Flora noch mit mir, aber um Magie geht es dabei auch nie.
    Als das Wort Magie durch ihren Kopf schoss, begannen Skys Finger aufs Neue zu kribbeln. Da fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt hier saß. Weil sie fliegen lernen wollte, natürlich. Ein stechender Schmerz fuhr in ihre rechte Hand. »Aua!«, sagte sie und schüttelte die Hand aus. Archie kam zu ihr gesprungen und begann wie verrückt im Kreis herum zu flitzen, weil er dachte, Sky wolle mit ihm spielen. »Ruhig, Archie«, sagte Sky und stand auf. »Geh da rüber und mach Platz.« Als gut erzogener Hund trottete er davon und legte sich ins Gras.
    Plötzlich war Sky hochkonzentriert. Den Blick fest auf einen umgekippten Stuhl gerichtet, hob sie die rechte Hand, deutete mit dem Zeigefinger darauf und rief ihre magische Kraft der Luft herbei. Die Macht schoss wie eine Flutwelle in ihre Hand, so gewaltig, dass ihr Arm nach hinten gerissen wurde. »Wow!«, schnaufte Sky, die das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Gleichzeitig schoss der Stuhl in die Luft. Höher und höher stieg er, während Sky sich so hoch reckte, wie es nur ging. Es war, als würde etwas an ihrer Hand zerren. Ihre Magie schien völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Während ihre Hand zuckte, tanzte der Stuhl hoch über dem Wohnwagen in der Luft auf und ab.
    Ihre Magie, so viel konnte sie sehen, war wie eine gewaltige Masse aus strahlend rosa Licht, die aus ihrer Hand strömte und sich nach allen Seiten ausdehnte. Instinktiv wusste Sky, dass sie sie zu einem Strahl bündeln musste. Die Füße fest in den Boden gestemmt konzentrierte sie sich auf das Licht – und allmählich gelang es ihr, die Masse zusammenzuziehen. Das Kribbeln in ihren Fingern war schier unerträglich, aber sie machte weiter, bis ihre magische Kraft sich in einen Strahl verwandelt hatte, der so dünn wie ein Bleistift war und den sie mit absoluter Präzision lenken konnte. Der Stuhl hörte auf, unkontrolliert in der Luft herumzutanzen, und gehorchte auch den kleinsten Bewegungen Skys. Behutsam senkte sie ihre Hand, bis der Stuhl auf dem Rasen vor ihr aufsetzte. Dann ließ sie sich erschöpft darauffallen. Archie trottete zu ihr und legte sich neben sie.
    Na prima, ich hoffe, Mum hat den fliegenden Stuhl nicht gesehen, dachte Sky. Doch alles blieb ruhig. Das Kribbeln in ihren Fingern ließ nach, und eine Weile saß sie einfach nur da und ordnete ihre Gedanken. Die Stärke ihrer magischen Kraft überraschte sie. Es muss damit zusammenhängen, dass ich älter geworden bin und meine Magie stärker geworden ist, dachte sie.
    Archies Ohren stellten sich auf, als die Schiffsglocke aus Messing ertönte, die draußen vor der Küchentür hing. »Komm, Archie. Mum ruft uns zum Mittagessen«, sagte Sky

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