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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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nicht ganz verhunzt«, grinste ich. » Das verstehst du erst später, aber du wirst einmal sehr froh über dieses Buch sein.«
    Auf halber Strecke lag ein Videoverleih. Ich ließ sie zum letzten Mal ihren Süßigkeitenvorrat auffüllen, bevor sie sich wieder mit der normalen Räuberei würden begnügen müssen. In dem Laden war es außergewöhnlich voll, die Sommerurlauber waren wieder in der Stadt, Jugendliche suchten in den Regalen nach Horrorfilmen, Paare, die sich im Sommer verliebt hatten, nach romantischen Filmen und Familien mit Kindern nach Zeichentrickfilmen. Ich hatte nur Hele und Gold-Piet mit hineingenommen. Meine Liste war kurz: Toffeelastwagen, Himbeerboote und gute alte Pfefferminzbonbons. Die Laster und Boote waren für Hilda, die nach allen Verkostungen in diesem Sommer endlich ihre Lieblingskombination gefunden hatte. Die Pfefferminzbonbons, solche gestreiften, kissenförmigen, waren das Einzige, was Kaija bei ihrem Roman helfen konnte. Wenn sie die lutschte, mit Wollsocken an den Füßen, schloss sie die Augen und wusste sofort, was der Held Joni von Hiidendorf tun musste. Würde er bei der langhaarigen Schönen bleiben und sie auf ewig lieben, oder würde er seine abenteuerliche Reise als gut aussehender Vagabund mit düsterem Blick fortsetzen? Kaija wusste es zwar noch nicht, aber uns anderen war längst klar, wie der Roman ausgehen würde. Selbstverständlich würde Joni weiterreisen. Wie sollte sonst der nächste Herta-Sonne-Roman entstehen?
    Ich fand einen interessanten Buddeltisch mit ausrangierten Videokassetten, die ich mir genauer ansah. Zwischendurch warf ich einen Blick zu Hele und Gold-Piet, ob sie mich beobachteten. Aber wie üblich interessierten sie sich nur für die Bonbons. Ich konnte meinen Einkauf machen, ohne dass sie etwas bemerkten.
    Ich sah, wie Hele sich routiniert einen ganzen Stapel Papiertüten nahm. Sie hielt eine Tüte auf, nahm eine Kunststoffbox voller Salmiakflöhe einfach in beide Hände und schüttete den Inhalt in die Tüte. Die Verkäuferin neben mir sah nervös aus, aber ich beruhigte sie. » Alles in Ordnung. Bei uns sind bloß die Portionen etwas größer.«
    Einige Kinder, die an einem Regal standen und Zeichentrickfilme ausgesucht hatten, waren erstarrt und beobachteten Hele.
    » Was ist?«, sagte sie und ahmte die glotzenden Kinder nach.
    Mit einer routinierten Bewegung klappte sie die beiden nächsten Boxen auf und begann, mit beiden Händen Lakritz- und Fruchttoffees in die Tüten zu schaufeln. Eine sehr effektive Mischung für einen gemütlichen Abend, kann ich verraten. Danach tut einem zwei Tage lang der Kiefer weh.
    Plötzlich schluchzte Gold-Piet auf. Mit fliegenden Schritten war er am Ende der Reihe von Bonbonboxen, blieb kerzengerade stehen und fiel schließlich vor einer Box auf die Knie.
    » Dass ich dich endlich gefunden habe«, rief er. » Du hast meinen Glauben auf eine harte Probe gestellt, ich hab schon gezweifelt, ob es dich überhaupt gibt, aber hier hast du ja die ganze Zeit gewartet!«
    Dann umarmte er die Box lange, als wäre sie ein verloren geglaubter Freund. Die Mütter begannen ihre Kinder von Gold-Piet weg in Richtung Kasse zu führen.
    » Jaja, wir nehmen beide, du kriegst die Eisenbahngeschichte und das Eichhörnchen«, sagte eine Mutter zerstreut und starrte den Mann an, der zärtlich den Deckel einer Süßigkeitenbox streichelte.
    » Ich wusste, dass du am Ende einer dieser Straßen auf mich wartest, wenn ich nur fest daran glaube«, stammelte er und drückte einen feuchten Kuss auf den Deckel des Bonbonkastens.
    Die Verkäuferin stöhnte angeekelt auf. » Wer soll denn jetzt noch was davon kaufen?«
    » Wir kaufen alles«, sagte ich mit gedämpfter Stimme.
    » Hele«, rief Gold-Piet. » Komm mal gucken. Ein ganzer Kasten Alienkotze!«
    Auf der Box, die Gold-Piet in den Armen hielt, stand: » Reste bitte hier rein! Werden jeden Freitag gemahlen.«
    Wir gingen zum Bus und rissen die anderen aus dem Mittagsschlaf. Nur Hilda war sowieso wach und trommelte ungeduldig aufs Lenkrad. Sie wirkte enttäuscht, dass keine blitzartige Flucht bevorstand. Ich warf dem Wilden Karlo eine Tüte voller Toffees zu, in die er sich sofort mit hungriger Wut hineingrub.
    » Da kommen übrigens nur ganz wenige mit Süßigkeiten raus«, sagte der Wilde Karlo und stocherte sich die ersten Toffeereste aus den Backenzähnen. » Das ist mir richtig aufgefallen, ich hatte schließlich Zeit, die Leute zu beobachten, wo ihr so entsetzlich lange da drin

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