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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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duscht zwar gerade, aber mit Reklamationen kennt sie sich aus. Weißt du doch. Mein Engel hat erst letzte Woche …«
    »Werkzeug, Herrgott!« Mit Gerassel brachte sich Jule wieder in Erinnerung. Leute, habt ihr sie noch alle?
    Ewa sah auf. »Beruhige dich. Wir machen ja schon.« Ihr Blick ging zu Piotr. »Steht der Kram nicht noch im Wohnzimmer neben dem neuen Regal, das wir heute Morgen …«
    Piotr nickte. »Warte. Ich hol’s.«
    Währenddessen schloss Jule die Augen und schickte Stoßgebete an alle Götter des Universums. Die Lage war Mist, schon allein wegen der so unbequem hochgebogenen Hände. In ihren Fingerspitzen kribbelte es. Schon recht, stellt euch taub, sterbt ab, ich sterb gerne mit. Ein Luftzug aus Richtung Tür ließ sie frösteln. Verdammt. Hätte Ewa ihr nicht wenigstens eine Decke überwerfen können? Gerade wollte Jule ansetzen zur Bestellung, da tauchte Piotr wieder auf. Ganz zuverlässig, ganz Retter und Kavalier. Oder so. In einer Hand den Werkzeugkoffer, in der anderen eine geöffnete Bierflasche. Im Schlepptau … Jule riss die Augen auf. Zwei Typen. Optisch Poldi und Schweini, ebenfalls ausgerüstet mit Bier und offenbar bester Laune. Ratunku! Panik erfasste Jule, ihr wurde heiß, entsetzlich heiß, ihr Blick ging zu Ewa, die …
    »Krzysztof! Jakub!« Überschwänglich schmiss sie sich den Herren an den Hals.
    Totalausfall. Schockzustand wie nach einer krachenden Ohrfeige. Jule traute ihren Augen nicht. Gruppenknuddeln, Küsschen hier, Küsschen dort, hocherfreutes Rumgeschnatter auf Polnisch. Ihr dagegen wurde schlecht, unfassbar schlecht. Flucht. Instinktiv ballte sie die Fäuste, zog mit aller Kraft an ihren Handgelenken, auaha, sinnlos. Die Fesseln hielten. Jule hob den Kopf und schielte an sich hinab. Der Pushup saß, doch ihr restlicher Oberkörper war eben nackt. Viel zu deutlich spitzte ihr weinroter Slip aus der verräterisch klaffenden, sehr tief gerutschten Jeans. Scheiße. Ein Schnittchen auf dem Präsentierteller, für jedermann zum Angaffen.
    Mit gestreckten Beinen angelten Jule nach der zusammengefalteten Zudecke am Bettende. Irgendwie bekam sie die tatsächlich zwischen den Füßen zu fassen, yeah, holte die Decke mit akrobatischer Verrenkung heran und, glitsch. Satin. Drecksbezug. Fuck-fuck-fuck! Von einer Decke am Boden schien Waldi dagegen begeistert. Schwanzwedelnd tapste er näher, schnüffelte, stieg mit den Vorderpfoten auf die Matratze und leckte Jule einmal zutraulich über den Bauch. Klasse, Timmy. Baut mich enorm auf. Gib diesen Tipp mal deinem Frauchen. Ewa schien in komplett anderen Sphären. Immer wieder schmiss sie sich den Jungs brabbelnd an die Brust, die ihr lachend über den Kopf wuschelten. Heulen oder brüllen, Schweitzer? War beides Mist. Sie wollte raus. Raus, raus, raus aus dieser misslichen Lage. Auf männliche Aufmerksamkeit konnte sie jedoch verzichten. So blinzelte sie die ersten aufsteigenden Tränen weg, schloss die Augen und beamte sich weg, innerlich weg aus diesem Raum. Dann, irgendwann …
    »Und das ist also deine Freundin, Ewa?«
    Jule spürte die Blicke, kribbelnd auf ihrer Haut. Hurgx. Hinsehen oder totstellen? Zögerlich hob sie das rechte Augenlid. Ewa boxte dem Poldi gerade neckend auf den Oberarm im Karohemd.
    »Du alter Aasgeier. Nur Weiber im Blick.« Sie gluckste. »Woher weißt du das denn schon wieder, Krysztof?«
    Diese Frisur, dieses Gesicht, dieses saudumme, schiefe Grinsen. Ey, der heißt so was von Podolski mit Familiennamen.
    Dieser Krysztof lachte auf. »Alicja.«
    Ewa verdrehte die Augen. »War klar. Ja, ich bin jetzt mit einer Frau zusammen. Darf ich vorstellen? Das ist meine Jule.« Endlich ging ihr Blick zu Jule, die ihn so bitterböse als irgendwie möglich erwiderte. Ewa strahlte. »Mój skarbie.«
    Ein leiser Pfiff von Krysztof. »Słodka myszka.«
    »Fresse, Arschloch!« Geduld ist Mist, Brüllen ist besser.
    »Jule!« Schockierter Anpfiff von Ewa. »Spinnst du? Das sind meine Freunde.«
    »Ach ja?« Jule schnaubte. »Und deshalb nennst du mich Barbie und der Sack sagt Schlampe irgendwas? Toll!«
    Ein warmes Lachen von Ewa. »Mój skarbie heißt mein Schatz, słodka myszka süße Maus. Zufrieden?«
    Drauf geschissen!
    »Sorry.« Ewa wandte sich wieder an die Jungs. »Sie versteht uns nicht. Kommt aus Bayern.«
    »Sind dort alle Frauen so durchtrainiert?«, fragte da nun der zweite, etwas größere Blonde. Ein blauer Hemdkragen ragte oben aus seinem schwarzen Wollpulli. Wirkte gepflegt, sein glattrasiertes

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