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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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als ich vorhin wehrlos im Bett lag, hat er mich bestiegen und …«
    »Er hat Sie vergewaltigt?«
    »Bitte?« Nein, nein, ganz falsche Richtung. »Unsinn. Er hat unsere Handschellen repariert. Miese Qualität. Nehmen Sie niemals Plüsch, heißer Tipp. Krysztof ist ein Kumpel. Ein wahrer Held.« Richtig, Schweitzer. Lass es groß klingen.
    »So hat er sich gerade nicht benommen.«
    Scheiße. Jule kaute auf ihrer Unterlippe. Also gab es doch irgendwo einen zermatschten Kiefer. Vielleicht hatten sie den Abtransport mit Notarzt und Blaulicht einfach verpasst. Ihr Loblied konnte sich Jule somit sparen, noch dazu bei diesem Publikum. Bulle Nummer Zwei, ein blonder Spargel mit Froschaugen, wirkte mächtig unterbelichtet und wie ein Statist neben Arnie, zu blöd für eigenen Text und … äh, Moment. Wohin glubschte der nonstop? Yes, der Bogacz-Busen zog. Fehlte nur noch eine Einlulltaktik für Arnie.
    »Tja, der Alkohol.« Jule seufzte. »Schlimme Erfindung. Aber Sie kennen das sicher aus eigener Erfahrung. Kaum tankt man minimal über den Durst, sitzt die Faust locker, und versehentlich drischt man …«
    Arnie horchte auf. »Ihr Freund ist ein Schläger?«
    »Quatsch.« Jule winkte ab. »Nicht wirklich, äh, glaub ich. Dummheiten macht er nur für seine abgöttisch geliebte Freundin.«
    »Zum Beispiel an fremde Autos urinieren?«
    »Wie bitte?«
    »Ihr Held hat sich an unserem Wagen erleichtert.«
    »Ernsthaft?« Jule konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken. »Er hat im Suff gegen Ihren Reifen gepisst, mehr nicht?«
    »Gute Frau, das ist ein Polizeiauto.«
    »Das sehe ich, Herrgott!« Ey, steht auf meinen Brillengläsern ›Fopp mich‹? Jule atmete tief durch. »Es hat Ihr Auto getroffen. Blöd. Und? Hier ist kein Klo für seine schwache Blase.«
    Arnies Miene blieb ernst. »Anschließend hat er uns beschimpft.«
    »Auf Deutsch oder Polnisch? Sie müssen wissen, brüllende Polen sind normal. Hört sich auch immer schlimmer an als es ist. Bei denen klingt Krokant so wüst wie Korinthenkacker.«
    »Ihren Ausweis, bitte.«
    »Wie jetzt?«
    Arnie hielt die Hand auf. »Ihre Personalien.«
    »Warum? Ich pinkel nicht an Autos. Nie, Herr Hauptkommissar.«
    »Polizeiobermeister.«
    »Oh, äh, natürlich. Sie haben ja nur die farbigen Sternchen auf der Schulterklappe, keine in Silber. Mein Fehler.«
    »Ihren Ausweis.«
    »Na schön. Wenn es Ihrer Karriere hilft.« Jule kramte in ihrer Handtasche und überreichte Arnie ihren Perso. »Ich bin die Jule.«
    Tja. Piotr hatte recht gehabt. Mit diesem Trödelduo zog sich die Geschichte hier noch ewig. Prüfend betrachtete Arnie die Papiere, glich Person und Passbild miteinander ab.
    »Sie heißen Schweitzer? Jule Mechthild Maria Schweitzer?«
    »Mechthild?«, kam von Ewa. »Gott, du heißt nicht wirklich …«
    »Schnauze, Fräulein.« Jule verschränkte die Arme.
    »Ey, das glaube ich jetzt nicht.« Ewa riss Arnie das Dokument aus den Fingern, guckte und gluckste. »Tatsächlich. Alter, und dieses Foto.«
    »Das ist biometrisch.«
    »Das ist furchtbar, Jule. Sag mal, schielst du mit Absicht oder hast du vorher was geraucht?«
    »Bogacz!« Ein ruppiger Rüffel.
    »Interessant«, nuschelte Arnie in Richtung Froschauge, und der notierte. »Sie konsumieren illegale Drogen, Frau Schweitzer?«
    »Ich? Ey, sehe ich aus wie Babett?«
    Arnie zog eine Augenbraue hoch. »Nachname?«
    »Brockhoff.« Mit Doppel-F wie fickfreudig.
    Froschauge machte wieder Notizen, Arnie nickte. »Und diese Bekannte, also diese Babett Brockhoff, versorgt Sie mit Drogen?«
    Jetzt wird’s komplex. »Nein. Genau genommen ich sie, denn das Koks, also das Milchpulver, schniefe ich ja quasi durch meine Nase in ihren Körper, der streng genommen meiner ist. Verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Ach egal.« Jule winkte ab. »Zurück zum Wesentlichen. Wirke ich wie ein Junkie?«
    Ewa gluckste. »Auf diesem Bild schon. Du hast da Augenringe, meine Fresse, die …«
    »Boah Bogacz, gib her«, ranzte Jule zurück, schnappte nach ihrem Ausweis und griff ins Leere. Mehrmals. Immer wieder wich Ewa aus, als wären sie hier mitten in einer Partie American Football.
    Ewa schien jedes Detail auf dem Dokument in sich aufzusaugen. Zumindest hüpfte sie dabei wie ein sensationsgeiles Rumpelstilzchen. »Größe ein Meter siebzig? Nie im Leben.«
    Jule verdrehte die Augen. »In Pumps schon.«
    »Das zählt nicht.«
    »Natürlich. Ich kann mich sogar auf eins fünfundsiebzig hochtricksen.«
    »Die Bühne mitmessen gilt auch

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