VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
knollige Nase, die von feinen Adern durchzogen war. Er beobachtete, wie die vier Jugendlichen durch den Turtle-Beach-Ausgang verschwanden, und ließ seine Fingerknöchel knacken. Ebenso nervös wie verärgert.
Was wollten diese Rotzlöffel hier?
Der Mann stapfte zum Schreibtisch und ließ seinen massigen Körper auf den glänzenden Lederstuhl sinken. Lehnte sich zurück. Zündete sich eine Zigarre an.
Höchste Zeit, Dr. Karsten daran zu erinnern, wer hier das Sagen hatte.
Im nächsten Moment eilte der Direktor in sein Büro, ohne sich der Gegenwart des anderen Mannes bewusst zu sein. Er nahm den Geruch brennenden Tabaks wahr und blieb abrupt stehen.
Als er den Besucher hinter dem Schreibtisch sah, erstarrte er.
»Was haben diese Kinder hier zu suchen?«, fragte der Mann mit kühler Stimme.
»Ich kann ihnen den Zugang nicht verwehren.« Karsten schluckte. »Angehörige von LIRI-Angestellten haben die offizielle Erlaubnis, sich an den Stränden aufzuhalten.«
»Sind Sie nicht der Direktor? Haben Sie Ihre eigene Einrichtung nicht unter Kontrolle?«
Karsten war gereizt, entgegnete jedoch nichts.
»Ich will, dass alle unbefugten Personen von der Insel verschwinden«, sagte der Mann. »Und zwar sofort.«
»Was tun Sie hier? Wir dürfen unter keinen Umständen zusammen gesehen werden.«
»Ich habe meine Vorkehrungen getroffen, es kann nichts passieren.« Die Stimme des Mannes wurde noch kühler. »Und achten Sie auf Ihren Ton. Ich bin hier, weil Sie keine Fortschritte machen. Haben Sie etwa unsere Abmachung vergessen?«
»Ich arbeite daran.«
»Sie haben Versprechungen abgegeben. Jetzt müssen Sie Ihren Verpflichtungen nachkommen.«
»Was Sie wollen, ist extrem kompliziert. So etwas kann man nicht überstürzen.«
Der Mann starrte ihn unverwandt an.
»Geben Sie mir noch etwas Zeit«, flehte Karsten. »Ich bin ganz nah dran.«
»Das sollten Sie auch sein. Ich achte darauf, dass meine Partner ihre Verpflichtungen einhalten. Darauf können Sie sich verlassen.«
Der Mann stand auf, zog an seiner Zigarre und ließ sie brennend in den Papierkorb fallen.
»Ich will Resultate sehen«, sagte er. »Sie haben nicht mehr viel Zeit.«
Damit ging er aus der Tür, ohne Dr. Karsten eines weiteren Blickes zu würdigen.
KAPITEL 8
Ein Licht blitzte auf.
Flash. Und war wieder verschwunden.
Was war das?
Es war das dritte oder vierte Mal, dass ich so etwas gesehen hatte. Der Lichtstrahl schien direkt aus den Bäumen zu kommen. Mein Blick wanderte entlang den Baumkronen, um einen Hinweis zu erhalten.
Als mich eine stachelige Frucht an der Stirn traf, wusste ich Bescheid.
»Au!« Meine Hand schnellte nach oben. »Ein Affe hat mich angegriffen.«
Den Rücken an einen Baum gelehnt, saß ich auf einer Lichtung. Wir waren weit vom LIRI entfernt, in einem selten besuchten Abschnitt des Waldes. Hi streckte sich neben mir wohlig im Schatten.
Ben und Shelton suchten nach dem Pfad. Mal wieder.
Diese Gegend war für uns eigentlich tabu, aber was soll’s? Dem Weg nach Dead Cat zu folgen, war reine Routine. Als Ben einen Durchgang in Richtung Norden erblickte, beschlossen wir, den offiziellen Weg zu verlassen.
Du kannst uns mal, Karsten!
Das Rudel hatten wir nicht entdeckt. War auch kein Wunder. Die Tiere waren schließlich auf der ganzen Insel zu Hause und Meister darin, sich zu verbergen. Sie konnten überall sein.
Letztes Jahr hatte ein findiger Labortechniker in einer
Höhle unterhalb von Tern Point einen Futterautomat mit Zeitschaltung aufgestellt. Whisper und ihre Familie haben ihn sofort in Besitz genommen und sich seither beim Institut kaum noch blicken lassen.
Bis das große Geheul losging.
Vor Kurzem hatte das Rudel damit begonnen, den Maschendrahtzahn des LIRI Nacht für Nacht zu umkreisen und ein Riesenspektakel aufzuführen. Niemand wusste, warum sie das taten. Der Wachmannschaft war die Sache nicht geheuer.
Diese Änderung ihres Verhaltens beunruhigte mich. Wenn die Tiere weiterhin solch einen Radau machten, würden sie womöglich zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schließlich durften sie eigentlich gar nicht auf der Insel sein.
Doch ich hatte noch ganz andere Bedenken. Denn es waren nur drei Mitglieder der Familie, die jeden Abend am Institut auftauchten. Coop fehlte.
Trotz unserer fehlgeschlagenen Mission genoss ich unseren Ausflug. Irgendwann hatten wir eine Horde Affen aufgescheucht, die sich um eine Futterstelle geschart hatte. Einigermaßen an Menschen gewöhnt, hatten sie sich in die Bäume
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