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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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es nach ihm. Carrier hatte ihm eine Schramme an der Wange verpasst.
    »Warten Sie!« Hayden wich zurück. Der erste Ausfall des anderen hatte ihn überrascht, aber jetzt hatte er selbst sein Schwert gezückt. Ja, es wäre eine Genugtuung, diesen Carrier, der seine Familie getötet hatte, seinerseits anzugreifen; so viel befriedigender, es sich anders zu überlegen.
    »Sie haben noch eine Chance, sich zu retten«, sagte Hayden, als Carrier sich zu einem weiteren Sprung bereitmachte.
    »Mich retten?« Carrier lachte. »Ich bin mit dem Schwert viel besser als Sie!«
    »Das meine ich nicht. Ich rede von Ihrem Sohn.«
    Carrier wurde aschgrau im Gesicht. »W…?«
    »Sie haben ihn verraten! Verraten und damit seinen Tod verursacht. Und das nagt an Ihnen. Mit diesem Moment hatte Ihr Leben seinen Sinn verloren, nicht wahr? Man sieht es an Ihrem Gang, hört es an Ihrer Stimme. Ich wusste nur bis neulich Nacht nicht, warum .«
    »Mein Leben geht Sie nichts an«, knirschte Carrier. »Kümmern Sie sich um Ihr eigenes.«

    »Sie halten es nicht für möglich, das, was Sie ihm angetan haben, jemals wiedergutzumachen. Ich aber sage Ihnen, es ist möglich. Können Sie sich das überhaupt noch vorstellen? Es ist möglich.«
    Carrier rang sichtlich um Fassung. »Nein.«
    »Was würde Ihr Sohn sagen, wenn er wüsste, dass Sie am Ende Ihre Entscheidung widerrufen haben? - Dass Sie seinem Projekt zum Erfolg verholfen haben?«
    Jetzt schwieg Carrier und machte große Augen.
    »Slipstream wird in einigen Jahren von Aerie wegwandern. Warum sollte es nicht eine lebensfähige Nation zurücklassen? Er wollte doch auch nicht mehr erreichen. Gestatten Sie mir, meinem Volk die Teile für eine neue Sonne zu bringen; sie wird nicht rechtzeitig fertig werden, um Sie zu bedrohen. Was spricht also dagegen? Im Licht dieser Sonne würde die Seele Ihres Sohnes wiedergeboren. Sie bekämen ihn zurück. Noch ist es nicht zu spät.«
    Carrier senkte sein Schwert, und Hayden beobachtete, wie er diesen völlig neuartigen Vorschlag in Erwägung zog. Doch allmählich verhärteten sich seine Züge wieder, als seien Schuldgefühle letztlich das Einzige, was ihm echte Befriedigung verschaffte.
    »Netter Versuch!«, rief er, und ging erneut zum Angriff über.
     
    Vier Slipstream-Kreuzer glitten lautlos durch die Dunkelheit. Sirenen und Schüsse schallten wild durcheinander, und die undurchdringliche Finsternis machte Richtungs- und Entfernungsbestimmungen vollends unmöglich.

    Die Kreuzer trennten sich allmählich; von jedem Schiff aus sah man die Silhouetten der anderen mit den Wolken verschmelzen. Dann wirbelten einzelne Objekte in den Feuerschein: Männer mit weit ausgestreckten Gliedmaßen, qualmende Holzteile und Militär-Bikes mit eingedrücktem Rahmen schossen beängstigend schnell an den Schiffen vorbei, allerdings waren nicht sie es, die sich bewegten, sondern die Schiffe.
    Ein Befehl wurde ausgegeben: Bremsen! Der Kreuzer erzitterte und ächzte, als sich hinter ihm das Bremssegel mit Luft füllte und aufblähte wie ein Federball.
    Nun kam der schwierigste Teil. Jedem Schützen hatte man so lange eingedrillt, niemals ungezielt eine Rakete abzufeuern, bis es ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. War ein solches Projektil erst einmal losgeschickt, so flog es immer weiter. Bei jeder militärischen Auseinandersetzung in bevölkerten Lufträumen trafen Schüsse, die den Feind verfehlten, irgendwann ein anderes befreundetes Schiff - oder Zivilisten.
    Admiral Fanning bemühte sich seit Wochen, diesen Grundsatz wieder aus den Köpfen zu bekommen. Nun warteten die Raketenmannschaften gespannt auf seinen Befehl. Ihre Blicke huschten unruhig über die Kameraden, die Wände, die Raketenwerfer - nur um nicht in die unergründliche Schwärze vor den quadratischen Geschützpforten schauen zu müssen. Als der Befehl endlich kam, war es wie ein Schock, obwohl sie ihn so lange erwartet hatten. »Zehn Grad auf dreiundvierzig!«, bellte der Offizier in das Sprechrohr. Die
Mannschaft drehte die Rohre zur Seite und kurbelte sie nach oben. »Feuer!«
    Grelle orangefarbene Striche schossen in den Nebel hinein - fünf, zehn, fünfzehn in weniger als einer Sekunde. In ihrem Kielwasser wogten Rauchschwaden über die Leute hinweg. Niemand hustete oder bewegte sich, man war daran gewöhnt. Die Kondensstreifen wurden vom Nebel verschluckt.
    Die Triebwerke des Kreuzers heulten auf; als krachende Schläge einen Treffer anzeigten, wendete er bereits. Bis der Feind die

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