Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder

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Kondensstreifen der heranrasenden Raketen orten und das Feuer erwidern konnte, wäre die Krähe bereits nicht mehr da.
    Chaison Fanning blickte von den Radarschirmen auf. Travis starrte die grün leuchtenden Kreise an, schüttelte kaum merklich den Kopf und murmelte vor sich hin. Chaison sah ihm in die Augen und lächelte.
    »Sehen Sie sich das an!«, sagte Travis. Der junge Offizier hatte dunkle Ringe unter den Augen, der verletzte Arm bereitete ihm offensichtlich Schmerzen, aber er hatte sich nicht beklagt, wahrscheinlich hatte er es noch nicht einmal registriert.
    Sehen sie sich das an! Die Flotte der Falkenformation schwärmte unschlüssig nach allen Seiten aus; Grüppchen, Trauben, Wolken von Schiffen aller Größen und Typen. Die Krähe schlängelte sich mit verwegenen dreihundert Stundenkilometern dazwischen hindurch, ein Falke unter Tauben. Wenn der Kreuzer aus dem Nichts hervorschoss, würde der Feind nur für ein paar Sekunden den Schein seiner Triebwerke sehen. Noch ehe die Falken ihre Waffen auf die Krähe richten könnten, wäre sie schon wieder verschwunden.

    »Admiral!« Er schaute nach hinten. Der Junge, Martor, stand am Eingang und salutierte. »Sir, wir mussten Slew fesseln.«
    »Was? Den Zimmermann? Was hat er denn getan?«
    »Er rannte herum und schrie, wir sollten aufhören. So führte man keinen Kampf, das sei wider die Natur.« Der alte Martor hätte bei einer solchen Meldung gefeixt; sein neues Ich - er trug noch einen Verband an der Seite, wo Chaison ihm die Kugel entfernt hatte - blieb todernst und stand auch weiterhin stramm.
    »Sehr schön. Haltet ihn bis nach der Schlacht unter Verschluss.« Fanning wandte sich wieder dem Radar zu.
    »Diese Schiffe«, sagte er und deutete auf mehrere kastenförmige Symbole am Rand des Schirms. »Das sind Truppentransporter, nicht wahr?«
    Travis nickte. »Das Profil stimmt. Die schickt man nicht auf ein Manöver. Und sie fliegen, als wären sie vollbeladen.«
    Die Flotte war in Richtung Slipstream unterwegs gewesen. Veneras Spione hatten Recht behalten, es war eine Invasionstruppe. Natürlich hatte Chaison gewusst, dass die Berichte der Spione der Wahrheit entsprachen - sonst hätte er sich auf dieses wahnwitzige Abenteuer niemals eingelassen. Doch seltsamerweise wurde er erst durch den Anblick der Schiffe und durch ihren Kurs zum ersten Mal richtig wütend auf die Falkenformation. Als ob er es nicht wirklich gewusst hätte.
    »Neue Minen, Sir. Diesmal können wir die Wolke noch umfliegen, aber sie werden sich bald weiträumiger verteilen. Und beim nächsten Mal wird es schwieriger werden, ihnen auszuweichen.«

    »Hmmm.« Das Schlachtschiff hatte nicht abgestoppt, als es erkannte, dass die Krähe vor ihm den Luftraum vermint hatte. Zu Chaisons Bestürzung war der Riesenkahn einfach durch die Wolke gepflügt und hatte das Trommelfeuer von Explosionen ertragen, ohne Wirkung zu zeigen. Auf diese Weise war er nicht aufzuhalten; wenn er weiterflog, würde er früher oder später den freien Luftraum erreichen, und dann wäre Slipstreams Vorteil dahin.
    Also nahm Chaison jetzt die Triebwerke ins Visier. Er hatte schon eine Raketensalve nach der anderen hineingejagt, aber bislang war das Schlachtschiff nicht merklich langsamer geworden. Nachdem die Falken begriffen hatten, was vor sich ging - wenn auch nicht, wie es dazu kam -, verminten sie nun ihrerseits den Luftraum um ihre Schiffe. Die Minen waren so eingestellt, dass sie auf Kollisionen bei weniger als achtzig Stundenkilometern nicht reagierten. So konnte sich die Flotte weiterschleppen, und für Slipstream wurde das Manövrieren immer schwieriger.
    »Ich will das Schlachtschiff aufhalten«, sagte Chaison, »aber ich will auch diese Truppentransporter ausschalten. Ohne sie gibt es keine Besatzung.« Er gab den Befehl an das Telegrafenteam weiter, das widerwillig auf seine Flaggen verzichtet hatte und nun eher halbherzig eine elektromagnetische Signaltechnik mit Namen »Radiotelegrafie« einsetzte, die auf Mahallans Radar basierte. Damit konnten sich die Slipstream-Schiffe ohne Zeitverlust und ohne Störung durch Wolken verständigen.
    Travis blickte zu Chaison auf. »Die Sache mit Slew kommt etwas unerwartet, nicht wahr?«

    Beide Männer lächelten - und Chaison wollte gerade eine witzige Bemerkung anbringen, als der grüne Schein von tausend Leuchtraketen durch die Bullaugen brach. Die Krähe hatte klaren Luftraum erreicht.

    Hayden sprang zur Seite, ohne sich darum zu kümmern, wo er landete. Veneras