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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Falkenformation aus ihren Löchern zu locken. Ironischerweise verbauten ihm nun gerade diese dichten gespenstischen Nebel jede Chance, herauszufinden, wohin der Feind verschwunden war.
    Das Licht vor den Bullaugen war am Erlöschen; über die Falkenformation senkte sich die Nacht herab. Ihr Tag-Nacht-Zyklus war mit Candesce synchron, folglich war auch die Erste Sonne im Begriff, sich abzuschalten. Wenn Aubri Mahallan ihren Auftrag erledigt hatte, würden die leichten Verzerrungen der Raumzeit, die von Candesce ausgingen, in wenigen Minuten verschwinden. Heute Nacht würde eine Technik, die innerhalb Virgas lange verboten gewesen war, wieder einsetzbar werden. Radar könnte jetzt funktionieren.
    Der Radartechniker, den Mahallan ausgebildet hatte, sah ihn erwartungsvoll an. Chaison schenkte ihm ein mattes Lächeln. Warum nicht? »Radarabtastung einleiten«, befahl er und stützte das Kinn auf die Faust. Schön zu hören, dass seine Stimme trotz seiner tiefen Enttäuschung noch immer ruhig klang.
    Womöglich stieß genau in diesem Moment das neu gebaute Schlachtschiff der Falken auf Rush nieder.
Nichts in ganz Slipstream konnte es aufhalten. Der Pilot hätte wahrhaftig verdient, gestürzt zu werden - Chaison wusste, dass die Männer in diesem Punkt vollkommen mit ihm einig waren -, aber wenn die Falkenformation Slipstream eroberte, würde sie alles auffressen. Es wäre nicht das erste Mal: Die Kunst würde nach den willkürlichen Maßstäben der Bürokratie neu gestaltet, die Literatur würde umgeschrieben, um der Ideologie des Kollektivs zu entsprechen. Bauwerke würden abgerissen, und schließlich hätte sich sogar die Sprache der Vision der Falken von einer vollkommenen Welt unterzuordnen.
    Chaison wurde von Ekel geschüttelt. Er fragte sich, ob Aeries Bürger wohl auch so empfunden hatten, als ihnen der Pilot sein Ultimatum stellte.
    Ein jüngerer Chaison Fanning hätte solche Überlegungen niemals angestellt.
    »Es funktioniert!« Er warf dem Radartechniker einen gereizten Blick zu. »Verzeihung, Sir. Ich meine, wir haben ein Signal. Der Bildschirm ist klar! Sehen Sie nur.«
    Chaison war unwillkürlich fasziniert. Aubri Mahallan hatte Miniaturversionen des Systems angefertigt, um zu zeigen, wie das Verfahren ablaufen sollte. Er schnallte sich los und schwebte hinüber. Auf den beiden grünen Bildschirmen leuchteten helle Punkte, ganz ähnlich wie Mahallan sie ihnen gezeigt hatte. Sie hatte der Brückenmannschaft auch eingebläut, was die verschiedenen Formen bedeuteten, und deshalb erkannte Chaison in den langgezogenen hellgrünen Ovalen sofort die anderen Schiffe des Expeditionstrupps. Die beiden Displays zeigten die Ergebnisse von Strahlen, die im rechten Winkel zueinander rotierten.
Im Vergleich konnte man den Standort von Objekten im dreidimensionalen Raum grob bestimmen.
    Die Brückenmannschaft schaute ihm vollzählig über die Schulter. Chaison achtete nicht darauf. »Was ist das?«, fragte er und deutete auf einen breiteren Fleck weit hinter dem Punkt im Zentrum, der die Krähe darstellte.
    »Ich glaube, das ist das Sargassum, Sir.«
    »Hmmm.« Er starrte das Bild lange an. »Nun gut«, sagte er. »Wenn diese Formen wir sind«, er deutete darauf, »und das hier das Sargassum ist«, er deutete auch darauf, »was ist dann bitte das ?«
    Am äußersten Rand der Displays flimmerte eine Schar von winzigen Pünktchen. Nun wanderten sie nacheinander über den Bildrand und verschwanden. Das ließ den Schluss zu, dass sie sich sehr schnell bewegten.
    Chaison und der Radartechniker sahen sich an. Dann sprang der Admiral auf und eilte zu seinem Sessel zurück. »Alle Mann herhören! Bereitmachen für Maximalbeschleunigung! Alle Bikes zurückrufen! Telegrafenteam, Anweisung an alle Schiffe. Radar aktivieren! Wenn sie noch eine Heimat haben wollen, wo sie sich an ihren Schätzen erfreuen können, sollten sie uns jetzt folgen!«
     
    Nachdem Hayden das Bike durchgecheckt und etwa eine Stunde mit Reparaturarbeiten verbracht hatte, schwebte er in die Korridore der Station zurück. Er überlegte, ob er nach Aubri sehen sollte - aber sie hatte ihm erklärt, nur sie selbst könne die Todesmaschine aus ihrem Hals entfernen, und er wollte sie bei dieser
heiklen Aufgabe nicht stören. Nein, er hatte eigene Verpflichtungen, und die sollte er nun auch erfüllen.
    Er suchte sich einen kleinen Raum weit weg von der Stelle, wo Aubri an der Arbeit war. Alles war dunkel, aber an der Wand befand sich ein Kommandospiegel. Er verankerte

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