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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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sprang zu seinem Bike zurück. Er griff um die Auspufföffnung herum, tastete nach dem Ende des dünnen Seils, das er dort verstaut hatte, bevor sie die Krähe verließen, zog es heraus und wickelte das Seil ab.
    Als er sicher war, dass Lyle Carrier nicht mehr lebte, löste er ihn aus dem Netz und band das Seil daran fest. Dann ging er zur Tür und hielt Ausschau nach den Paketen, die er bei Candesce in Auftrag gegeben hatte.
     
    Aubri Mahallan war so nervös und zappelig, dass sie Venera zum Wahnsinn trieb. Nachdem sie zum zehnten Mal im Kreis durch den Raum gehüpft war, fragte Venera: »Haben Sie noch etwas zu tun?«
    Mahallan erstarrte und schüttelte den Kopf. »Nein, nichts.«
    »Dann beruhigen Sie sich. Ihr Mann ist schließlich nicht mitten in einer Schlacht. Ihr Mann ist gleich da draußen im Korridor.«
    »Er ist nicht mein Mann«, widersprach Aubri schnell.
    Venera zog eine Augenbraue hoch. »Nicht? Er sieht das aber ganz anders.«
    Jetzt wurde Mahallan verlegen; und das war, zumindest in Veneras Augen, eindeutig eine Verbesserung.

    »Sie glauben doch nicht, dass mich das Warten belastet?«, fuhr Venera fort. Sie verschränkte die Arme und warf einen Blick auf das Anzeigegerät, das sie in einer Tasche an der Wand deponiert hatte. Es leuchtete immer noch gleichmäßig. Solange das so war, blieb Chaison im Vorteil; das Licht war also in gewissem Sinn ihre Rettungsleine für ihn. Aber sie würde es ausschalten müssen, sobald der Morgen kam.
    »Ich bin eben nicht wie Sie«, murrte Aubri. »Ich habe viel für Ihr kleines Projekt getan, Venera. Haben sie sich jemals gefragt, was ich eigentlich davon habe?«
    Venera zuckte die Achseln. »Sie haben nie Forderungen gestellt, nicht wahr? Das ist seltsam, allerdings sind Sie im Exil, und da ist eine Nation wie die andere … Aber was haben Sie eigentlich gegen Hayden Griffin? Für einen Angehörigen der dienenden Klasse ist er ein guter Fang. Ist es das, was gegen ihn spricht? Dass er nicht Ihresgleichen ist?«
    »Sie würden das nicht verstehen«, sagte Mahallan.
    Venera lachte. »Man hat mir mehr als einmal erklärt, ich könne andere zwar verstehen, aber nicht mit ihnen fühlen. Was vermutlich richtig ist. Aber Sie haben Recht, ich verstehe es tatsächlich nicht. Wir haben unser Projekt abgeschlossen, Sie sind frei und so reich, wie Sie nur wollen. In wenigen Minuten können Sie die Schutzschilde der Sonne wieder einschalten, und dann brauchen Sie nur noch Ihr Geld und Ihren Mann zu nehmen und Ihr Leben zu genießen. Was könnte einfacher sein?«
    Mahallan sah sie überrascht an. »Ist es schon so weit?«

    Venera sah auf ihre Taschenuhr. »Es dauert nicht mehr lange.«
    »Okay.« Aubri lächelte - etwas gezwungen, wie Venera fand. Dann glitt sie zum Kommandospiegel. »Ich bereite jetzt die Umschaltung vor«, erklärte sie vergnügt.
    »Einverstanden.« Venera beobachtete sie verstohlen, und als die seltsame Fremde in den Spiegel blickte, schwebte sie langsam zu der Tasche hinüber. Dabei achtete sie darauf, dass sie das Licht des Anzeigegeräts und Mahallan beobachten konnte, ohne den Kopf zu drehen.
    Nur für alle Fälle lockerte sie auch das Schwert in der Scheide.
     
    Das Schlachtschiff hatte sich in den Netzen verfangen und zog einen Schwanz aus qualmenden Seilen, Balken und Schutt hinter sich her. Die Triebwerke waren nur noch Schrott und rülpsten schwarzen Rauch in die Luft. Die Ruder waren nutzlos wie Fahnen.
    Im Rumpf klafften keine größeren Löcher.
    Vor ihm lichtete sich der Nebel. Es näherte sich dem klaren, von Leuchtraketen erhellten Luftraum. Nur ein paar Hundert Meter noch, und es hätte die Wolken, die es so alptraumhaft behinderten, hinter sich. Der Feind wäre nicht länger unsichtbar. Ein Schuss aus den Zehn-Zoll-Geschützen, deren lange Rohre aus seinen Seiten ragten, und die anderen Schiffe wären Kleinholz. Es brauchte nur freie Sicht.
    Als sich die Folterer in Position brachte, um eine Salve abzufeuern, sah das Schlachtschiff seine Chance. Der Slipstream-Kreuzer hatte sich auf die Nebelschleier
verlassen und die gleiche Taktik verfolgen wollen wie schon zehnmal zuvor: ein Angriff aus dem Hinterhalt auf das größere Schiff, um gleich danach die Schussposition zu wechseln. Doch diesmal waren die schützenden Wolken nur ein dünner Vorhang, und als der unversehens zerriss, befand sich die Folterer zu allem Unglück genau in der Bahn eines Suchscheinwerfers. Darauf hatten die Schützen des Schlachtschiffs nur gewartet.
    Die erste

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