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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Granate detonierte im Innern des Kreuzers und erschütterte ihn heftig. Die nächste riss ihn entzwei. Sechs weitere folgten und pulverisierten die verformten Überreste, bevor die Schockwelle des ersten Einschlags sich verlaufen hatte. Die Folterer wurde mit ihrer gesamten Besatzung einfach vom Himmel gefegt.
    Auch weiterhin jagten von allen Seiten Raketen auf das Schlachtschiff zu - aber die Kanoniere hatten neuen Mut gefasst und feuerten wild zurück. Wenn einige ihrer eigenen Schiffe in der Nähe waren, hatten sie eben Pech gehabt; wer in der Falkenformation bei Verstand war, würde inzwischen auf diese Aufhellung in den Wolken zuhalten. Nur der Feind lauerte im Dunkeln, und so feuerten sie in die Dunkelheit hinein.
    Ein Glückstreffer rasierte der Unsichtbaren Hand das Heck ab. Die Triebwerke explodierten. Die Besatzung stieg aus und paddelte mit Fußflossen davon, aber der Kapitän der Hand , der alte jähzornige Hieronymus Flosk, zückte eine Pistole und zielte damit auf die Tür der Brücke. »Wer abspringt, ist ein toter Mann!«, brüllte er. »Wir gehen rein! Auf eure Posten,
ihr Feiglinge! Verkauft euer Leben so teuer ihr könnt!«
    Noch war die Hand manövrierfähig und flog mit mehr als einhundertfünfzig Stundenkilometern. Als sie aus der Wolkenbank schoss, hatten die Bordschützen des Schlachtschiffs nur ein paar Sekunden Zeit zum Feuern, und die einzige Granate, die traf, prallte vom windschnittigen Rumpf des Kreuzers ab. Dann krachte die Unsichtbare Hand in die Flanke des großen Schiffes und explodierte.
    Das Schlachtschiff befand sich in einer Zone mit dünnem Nebel. Hohe Wolkenbänke und kleinere klare Bereiche wechselten sich ab. Es erschauerte und kam mit einem Seufzer zum Stillstand.
     
    »Sir!« Aus der Stimme des Radartechnikers klang Ratlosigkeit. Chaison hatte versucht, die umherpeitschenden Riemen seines Sitzgurts einzufangen. Das ganze Schiff klapperte jetzt, hinter der offenen Wunde der Hangartore schälte der Fahrtwind die Planken ab. Sie mussten ihre Geschwindigkeit verringern, aber ein paar Bikes und Kutter setzten die Verfolgung immer noch fort.
    Der Radartechniker hielt seinen Chronometer in die Höhe. »Sir, bei den Falken ist Tagesanbruch. Das Radar dürfte nicht mehr funktionieren, aber es arbeitet immer noch.«
    Chaison starrte ihn an. Was hatte das zu bedeuten? Wollte ihm Venera eine Galgenfrist verschaffen? Oder war in Candesce etwas schiefgelaufen?
    Vielleicht hielt das Radar so lange, wie er es brauchte … aber es konnte auch jeden Moment ausfallen. Es spielte keine Rolle mehr: Jetzt herrschte Tageslicht.

    Die Wolken waren ein perlmuttfarbener Abgrund mit kleinen schwarzen Einsprengseln - Männern, ausgebrannten Leuchtraketen oder Trümmern -, die Krähe raste so schnell vorbei, dass sie kaum zu erkennen war. Und aus dem brodelnden Weiß lösten sich jetzt die harten Konturen des Schlachtschiffs. Der Koloss wollte sich offenbar auch weiterhin in Dunkelheit hüllen; er hatte einen Mantel aus Rauch und Trümmern um seinen Rumpf gelegt. Mit jeder Breitseite, die er abgab, wurde der Rauch dichter.
    »Wetten, dass sie daran nie gedacht haben«, sagte Travis kopfschüttelnd. »Raketen nehmen ihre Abgase mit, wenn man sie abschießt. Aber Granaten … der eigene Rauch raubt ihnen die Sicht.«
    »Es ist ein Geschenk«, sagte Chaison. »Machen wir das Beste daraus.« Er ging an das Sprechrohr. »Sind alle Kutter beladen und startklar? Gut. Warten Sie den Befehl ab, und dann setzen Sie sie ab.«
    Die Krähe umkreiste dicht vor den tödlichen Feuersalven das reglose Schlachtschiff. Chaison starrte durch die Bullaugen und suchte zwischen den flatternden Linien, die die Leuchtspurmunition durch die Luft zog, nach einer Schwachstelle. Surrend wie Hornissen schossen feindliche Bikes vorbei, die Krähe zuckte unter irgendeinem Einschlag zusammen.
    »Feind kommt von allen Seiten, Sir«, meldete der Radartechniker. »Sieht so aus, als hätten sie noch eins von unseren Schiffen im Schwitzkasten … Ich glaube, es ist die Arrest . Die Trennung kann ich nicht sehen, aber sie sendet noch.«
    »Bringen Sie uns näher heran«, befahl Chaison dem Piloten. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte -
eine mehrere Meter breite dreieckige Delle im Rumpf des Schlachtschiffs. Ringsum war das Metall zerschrammt und rußgeschwärzt; hier hatte etwas Größeres als eine Rakete eingeschlagen. Er griff nach dem Sprechrohr …
    … Und plötzlich drehte sich alles um ihn, Schläge prasselten auf ihn ein,

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