Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder

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verfolgte diesen Mann schon seit so vielen Jahren von ferne mit seinem Hass, dass er nicht einmal in seiner Vorstellung fähig war, persönlich mit ihm zu sprechen.
    »Er hat auf Anweisung von mir einen Trainingsflug unternommen.« Veneras blutleerer Diener Carrier schwebte seitlich in den Schatten.
    »Aha.« Fanning rieb sich das Kinn. »Ich weiß nicht einmal, ob die Warnung nützlich war oder den Schaden noch vergrößert hat. Wenn man die Bremsmasten erst gar nicht ausgefahren hätte, wären sie beim Aufprall auf dem Wasser auch nicht abgebrochen. Aber Sie hatten ohne Zweifel das Herz auf dem rechten Fleck.« Der Admiral nahm Hayden so gründlich in Augenschein, als ob er ihn zum ersten Mal bewusst sähe. »Sie sind einer von den Zivilisten.«
    »Jawohl, Admiral, Sir.« Haydens Wangen glühten. Am liebsten hätte er sich in einem Mauseloch verkrochen.
    Der Admiral schien enttäuscht. »Gute Arbeit.«
    »Die Lichter!«, rief jemand von einem lächerlich kleinen Vorsprung am Heck der Folterer herüber. »Die Lichter!«
    »Was will er denn?« Fanning beugte sich dicht neben Hayden nach draußen. Die genießerische Neugier auf seinem Gesicht war sehenswert.

    »Abschalten! Alle Lichter aus!«, schrie einer der Maschinenmeister und deutete mit großer Geste auf das Wasser.
    Die anderen sahen sich an. Dann befahl Fanning: »Tun Sie schon, was der Mann sagt.« Es dauerte ein paar Minuten, dann erloschen die Punktstrahler und Scheinwerfer einer nach dem anderen, und man sah Schatten durch das indigoblaue Wasser wandern.
    »Da!« Wieder streckte der schwache Umriss des Maschinenmeisters die Hand aus. Hayden verrenkte sich wie alle anderen fast den Hals. Der Mann deutete auf eine Stelle im Wasser nahe der Folterer - eine Stelle, wo plötzlich, es war unglaublich, ein flackernder Lichtschein aufgetaucht war.
    Als Hayden die Größe dieses Meeres gesehen hatte, war er noch unsicher gewesen. Jetzt hatte er keinen Zweifel mehr.
    »Das ist nur ein Leuchtfisch!«, schrie jemand spöttisch. Aber er irrte sich: Irgendwo in den Tiefen der mehrere Kilometer großen Wasserkugel, gegen die die Folterer geprallt war, leuchteten Laternen.
    »Fliegt einen Kreis!«, rief Fanning einer wartenden Bike-Formation zu. Deren Befehlshaber salutierte, und die Bikes rasten davon. Ihre Kondensstreifen umfingen das kugelförmige Meer wie gierige dünne Finger. Eines von den Bikes machte sofort kehrt, schaltete den Motor ab und trieb mit hoher Geschwindigkeit an der Krähe vorbei. »Es gibt einen Zugang!«, rief der Flieger. »Auf dieser Seite achthundert Meter weiter.«
    Hayden nickte. Man konnte in eine Wasserkugel ebenso leicht einen Schacht graben wie in einen Erd-oder Steinhaufen. Farmer benützten solche Schächte
regelmäßig als Kühlhäuser. Da der Lichtschein so schwach war, mussten die Tunnelgräber weit in die Tiefen der See vorgedrungen sein. Und seine Ausdehnung ließ darauf schließen, dass nicht nur einige wenige Räume im kalten Wasser ausgehöhlt worden waren.
    »Warea«, murmelte er. Dann wandte er sich an Martor. »Das könnte Warea sein.«
    »Wie?« Martor glotzte nur blöde. »Was redest du da?«
    »Warea. Das ist eins von den Habitaten, von denen ich … damals gehört habe, als … als ich bei Leuten lebte, die mit dem Winter Handel trieben. Es hieß, Warea habe sich zum Schutz vor Piraten in ein kleines Meer eingegraben.«
    »Sie kennen diesen Ort?« Jetzt nahm auch Fanning wieder Notiz von ihm. Hayden verfluchte sich im Stillen. Warum hatte er nicht den Mund gehalten?
    »Es ist eine kleine, unabhängige Station«, erklärte er dem Admiral. »Paranoid, was Piraten und Militärangriffe betrifft - man wird dort nicht begeistert sein, hier draußen Ihren Schiffen zu begegnen, Sir.«
    »Hmm. Aber könnte es nicht sein, dass die Leute einiges an Materialien vorrätig halten, was wir brauchen, um die Masten der Folterer zu reparieren?« Fanning musterte den fernen Lichtschein mit schmalen Augen. »Wahrscheinlich haben sie schon Taucher im Wasser, die uns zusehen, wie wir sie ausgraben. Dass wir Militärs sind, lässt sich nicht verbergen …« Er überlegte kurz, dann nickte er. »Sie, der Junge, Carrier und zwei Zimmerleute. Sie fliegen hinein und handeln das Geschäft aus. Der Maschinenmeister gibt
Ihnen eine Liste. Sagen Sie den Leuten, wir sind nicht weiter an ihnen interessiert, wir wollen nur kaufen, was wir benötigen.«
    »Aber wieso gerade wir vier?«
    »Sie, weil Sie den Ort kennen. Der Junge, weil er harmlos aussieht.