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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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lediglich die Habitate anzustrahlen und nichts sonst. Man nennt sie schwarze Sonnen, und jede ist von den Schiffen umgeben, die die Piraten gekapert haben, und befindet sich in einer Trümmerwolke, die das Licht von den Habitaten schluckt … Sie wandern genau wie Rush, und sie könnten überall sein …«
    »Das hast du dir ausgedacht.«
    »So komisch es klingt, nein.« Hayden spürte, wie ihm die Kälte in die Glieder kroch, also schwang er sich wieder in den Sattel und kickte den Motor an. »Wir sollten uns auf den Rückweg machen.«
    Eine Weile flogen sie schweigend in die Richtung, aus der sie das Nebelhorn gehört hatten. Als sie die Wasserwolke verließen und abermals von Nebel umgeben waren, fragte Martor: »Glaubst du, wir kommen irgendwann nach Hause? Nachdem wir unsere Aufgabe hier draußen erfüllt haben, meine ich.«
    Hayden runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Ich … rechne eigentlich nicht damit, nicht für mich.« Wohin sollte ich denn zurückkommen? Aber das sagte er nicht.
    »Glaubst du, im Winter verbirgt sich etwas, das Slipstream bedroht?«
    »Klingt eher unwahrscheinlich.«

    »Und der Waffenmeister?«
    »Wie? Was soll mit ihr sein?«
    »Ich habe ein paar von den Offizieren belauscht. Sie sagten, sie … ist nicht von hier. Nicht von dieser Welt.«
    »Was meinst du mit ›nicht von dieser Welt‹?«
    »Nicht von Virga. Ergibt keinen Sinn, oder?«
    Hayden überlegte. Sie hatte einen komischen Akzent, aber das hatte nichts zu sagen. Er erinnerte sich schwach, dass seine Eltern von einem größeren Universum außerhalb Virgas gesprochen hatten. Nun rief er sich die Worte seines Vaters ins Gedächtnis und wiederholte: »Es gibt andere Orte, Martor. Orte, die ganz aus Felsen oder aus Wasser bestehen, so wie Virga ganz aus Luft besteht. Könnte sein, dass sie von einem solchen Ort kommt. Es heißt ja, das sei ursprünglich bei uns allen so gewesen.«
    »Oh, aber jetzt …« Martor blieben die Worte im Hals stecken, als ein riesiger Schatten vor ihnen auftauchte. Es war eines der Schiffe, aber nicht die Krähe .
    »Da sind wir wieder«, sagte Hayden. »Wir müssen nur noch unseren eigenen Kahn finden.«
    »He! Du darfst die Krähe keinen Kahn nennen!« Sie beschleunigten, rasten an dem Schiff vorbei und flogen in sein Scheinwerferlicht. Hayden wollte eine Spirale beschreiben, um die anderen Schiffe über ihre Lichter zu finden, und flog vor der Bike-Eskorte des Schiffes in die Nacht hinein.
    Dadurch hatte er mehrere Sekunden Zeit, um überrascht zu sein, als ein Lichtpfeil geradewegs auf ihn zuschoss, ein Schimmer, der rasch als Scheinwerfer eines Bikes erkennbar wurde - ein zitterndes, flimmerndes
Licht -, Zeit, um mit einem lauten Fluch die Rennmaschine scharf zu wenden, wobei er Martor fast aus dem Sattel geworfen hätte. Zeit auch, um den Knopf für die Kollisionswarnung an seiner Hupe zu drücken und um Haaresbreite an der massiven Wand aus schwarzem Wasser vorbeizurasen, die den Himmel nach allen Seiten versperrte.
    Zeit genug, um abermals zu wenden und zu beobachten, wie das Schiff, das sie eben passiert hatten, seinerseits Alarm gab und seine Notbremssegel ausfuhr. Zu spät: Es flog majestätisch langsam in die Wasserwand hinein und verschwand in einer Wolke aus Schaum und Gischt.
     
    Scheinwerfer erfassten das Wrack - das in dem kleinen Meer eher eingebettet als versunken war. Die Meeresoberfläche wölbte sich nach vier Richtungen in den Nebel hinein, und dicht hinter den sechs freien Schiffen, deren Scheinwerfer darauf gerichtet waren, bildeten Wolken eine weitere Wand. Die Lichtkegel wurden von den unversehrten Seitenwänden ins Wasser reflektiert und ließen eine diffuse blaue Aura entstehen, die die Fische anlockte. Die Folterer steckte zu drei Vierteln im Wasser, um ihr einsames Heck kreiste ein Ring aus Wasserkugeln. Hayden und Martor sahen von der Hangarluke der Krähe aus zu, wie Trupps von Technikern und Zimmerleuten an den anderen Schiffen Leinen festmachten, um sie herauszuziehen. Ein kühler und feuchter Wind, der durch Mark und Bein ging, versetzte die wärmere Luft im Schiffsinneren in Unruhe und kräuselte immer wieder die Oberfläche des Meeres.

    »Wer hat den Alarm gegeben?«, fragte jemand hinter Hayden. Der antwortete ohne zu überlegen: »Ich.«
    »Sie gehören nicht zur Eskorte.« Hayden wandte sich um. Admiral Fanning schwebte in einer Wolke von Offizieren vor ihm im Hangar.
    »W-was?« Hayden fühlte sich, als hätte er einen Tritt in den Magen bekommen. Er

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