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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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rüttelte ihn an der Schulter. »W-wie sollen wir das Schiff wiederfinden?«
    »So.« Hayden griff hinunter und stellte den Motor ab. Als das Winseln verklungen war, hörte er ein fernes Grollen - die anderen Schiffe -, aber es schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen. »Warte.«
    Ein Nebelhorn schallte mit tiefem, vollem Klang durch die Finsternis. »Wo kam das her?«, fragte er Martor.
    »Von dort?« Der Junge streckte die Hand aus.
    »Genau. Hör zu, wir fliegen nicht weit. Ich will nur sehen, ob diese Wolken auch eine Rückseite haben.« Er startete den Motor wieder.
    Der Nebel war wie ein leerer silberner Abgrund, der kein Ende zu nehmen schien. Doch schon nach wenigen Minuten tauchten im Scheinwerferlicht perlengroße Kügelchen auf. Sie schossen zu beiden Seiten vorbei, und da sie jetzt langsamer flogen, konnte Martor die Hand ausstrecken und eines einfangen. Es zerplatzte zu zahllosen Tröpfchen.
    Die Wasserkugeln wurden zahlreicher und größer. »Könnten sie den Motor abwürgen?«, fragte Martor nervös.
    »Eine große schon«, antwortete Hayden. »So eine wie die da.« Er lenkte das Bike um einen zitternden Ball herum, der etwa so groß war wie sein Kopf.

    Die Sicht wurde allmählich besser. Sie glitten durch eine Galaxis aus rotierenden, schwabbelnden Wasserblasen, manche winzig klein, andere so groß wie ein Mensch. Das vielfach gespiegelte und gebrochene Schweinwerferlicht zauberte Millionen von Regenbogenreflexen in die Wasserwolke.
    Martor schwieg. Hayden sah sich nach ihm um; der Junge bestaunte das Spektakel mit offenem Mund.
    »Sieh nur.« Hayden stellte den Motor ab und näherte sich mit dem letzten Schwung einem mit Wasserperlen besetzten Stein, der in einsamer Majestät inmitten des Wassers schwebte. Er hatte einen Durchmesser von gut einem halben Meter.
    »Was ist?«, fragte er Martor. »Willst du dieses Stück Land nicht für Slipstream in Besitz nehmen?«
    Lachend streckte der Junge die Hand nach dem Stein aus. »Doch nicht so!« Hayden hielt sich mit einer Hand am Bike fest, schnellte sich aus dem Sattel und legte beide Beine um den Felsen. »Man muss schon auf einem Stück Land sitzen , um es in Be sitz nehmen zu können.«
    »Hiermit erkläre ich dieses Land«, fuhr er fort, »zum Eigentum von …« Aerie.
    »Von Hayden Griffin!«, rief Martor.
    »Meinetwegen. Eigentum des souveränen Staates Hayden. Igitt, das Ding ist nass.« Er stieß den Brocken mit den Füßen weg und hockte sich auf die Frontscheibe des Bikes.
    »Ich wusste nicht, wie es hier draußen ist«, sagte Martor. »Ich bin in Rush aufgewachsen.«
    »Was machst du überhaupt hier? Du bist doch …« - er wollte sagen »noch ein Junge«, konnte sich aber
vorstellen, dass Martor ihm das übelnehmen würde - »… kein Freiwilliger.«
    »Zwangsrekrutierung«, sagte Martor achselzuckend. »Stört mich aber nicht weiter. Die Alternative wäre das Waisenhaus gewesen. Ich bin jetzt seit einem Jahr in der Flotte, habe aber bis heute die Dockanlagen nicht verlassen.«
    »Du weißt also nicht viel über die Flotte - zum Beispiel über den Admiral?«
    »Oh, doch.« Martors Blick verriet Empörung. »Admiral Fanning ist der Jüngste, der jemals diesen Rang erreicht hat. Er wurde vor einigen Jahren befördert, nachdem er einen Geheimauftrag für den Piloten ausgeführt hatte. Aber darüber redet er nicht gern. Ich hab mal erlebt, wie er ganz rot im Gesicht wurde, als jemand seine Ernennung erwähnte.«
    »Vielleicht hat er sie seiner Frau zu verdanken«, spekulierte Hayden. »Sie ist mindestens so gefährlich wie er.«
    »Ach ja«, seufzte der Junge, »hübsch ist sie, das ist wahr.«
    »Eigentlich«, konterte Hayden trocken, »meinte ich gefährlich im Sinne von, sie könnte dir eine Kugel verpassen. Aber hübsch ist sie auch, das stimmt.«
    Hayden starrte mit einem Seufzer in die Finsternis hinaus. »Ich hoffe für dich, dass du noch mehr von der Welt zu sehen bekommst. Es ist nicht überall so wie hier draußen.« Er lächelte verschmitzt. »Im Dunkeln gibt es nämlich … auch noch so manches andere!«
    Martor sah ihn erschrocken an. »Hast du nicht gesagt, da gäbe es nichts?«

    »Ich habe nie etwas gesehen. Aber es wird viel gemunkelt. Zum Beispiel über die schwarzen Sonnen. Jemals davon gehört?«
    Martor machte große Augen.
    »Piratensonnen. Sie sind klein und schwach und können nur ein paar Kilometer in ihrem Umkreis erwärmen, aber für ein paar Habitate genügt das. Und sie scheinen nur durch einige Bullaugen, um

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