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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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lächelte wieder. »Wir müssen nach einigen Chemikalien suchen, die ich brauche. Wahrscheinlich verbergen sie sich in gewöhnlichen Haushaltsartikeln …«
    »Wissen Sie was, ich komme nach«, sagte Hayden. »Ich muss … äh … mal verschwinden.«
    »Na schön, wenn es sein muss. Wir sind gleich da oben.« Sie ging mit Martor weiter, die beiden steckten die Köpfe zusammen und vertieften sich in ein Gespräch. Hayden sah ihnen kurz nach, dann schlug er die entgegengesetzte Richtung ein.
    Während er seinen Mantel holte, hatte er Zeit gefunden, ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier zu kritzeln. Der gefaltete Zettel in seiner Tasche schien hundert Pfund zu wiegen. Noch während er sich hastig auf die Suche nach dem hiesigen Postamt machte, zweifelte er daran, ob seine Entscheidung wirklich klug war.
    Auf dem Zettel stand:
    An die Bewohner
Strebe Vierzehn Trompe L’œil Hochplattform
Quartett 1, Zylinder 2
Rush, Slipstream
    6. Rezession, 1580 A.V.
    Am 1. Rezession lösten sich sieben Schiffe der Slipstream-Expedition nahe der diametrischen Grenze zu Aerie aus dem Hauptverband. Es handelt sich um die Trennung , die Folterer , die Unsichtbare Hand , die Rushs Pfeil , die Klarheit , die Arrest und die Krähe . *ADMIRAL FANNING BEFEHLIGT DIE KRÄHE.*
    Diese Schiffe fuhren auf diametralem Kurs vier Tage lang von Aerie nach außen, bevor sie am Winterhabitat Warea haltmachten. Das nächste Ziel ist UNBEKANNT, aber alle sieben sind für die Navigation im Winter ausgerüstet und reichlich mit Vorräten versehen. Es scheint sich um einen eiligen Auftrag zu handeln. An Bord sind auch Lady Fanning und ein Waffenmeister von außerhalb Virgas mit Namen Aubri Mahallan.
    Unabhängig von den Absichten, die dieser Trupp letztendlich verfolgt, könnte die Trennung vom Hauptverband einen strategischen Vorteil darstellen.
    Ein Neuzugang wider Willen
    Sich im Winter der Post anzuvertrauen, war ein Abenteuer. Es gab keine regulären Linien, stattdessen wurden die Postsäcke zwischen Schiffen hin- und hergereicht, und einzelne Kuriere flogen unter Umgehung von Piraten, schlechtem Wetter und den Ungeheuern
der Tiefe feste Routen. Diese Männer waren gewöhnt, Sendungen nur persönlich auszuhändigen - und keine Fragen zu stellen. Wenn Hayden gut genug bezahlte, konnte er einigermaßen sicher sein, dass sein kleiner Umschlag auch ans Ziel kam.
    Das Habitat hatte kein richtiges Postamt, aber nachdem er mehrere Einheimische angesprochen hatte, wies man ihm den Weg zur »Mönchsklause«. Der Barmann dort betreute die wenige Post, die von Warea verschickt wurde.
    Hayden hatte das Wirtshaus soeben gefunden und ging mit steifen Schritten auf den Eingang zu, als sich eine Hand auf seinen Arm legte.
    »Du kommst ziemlich spät«, knurrte eine Stimme.
    Hayden fuhr herum und sah den Mann an. »Kenne ich …?« Aber er kannte ihn tatsächlich.
    Große graue Augen in einem weißen Teiggesicht sahen zu ihm auf. »Wir waren an den Dockanlagen verabredet … vor einem Jahr, nicht wahr? Wir fangen gerade an, dir unser Vertrauen zu schenken, und gleich am ersten Tag, an dem wir dich von der Leine lassen, machst du dich aus dem Staub.«
    »Ich wurde aufgehalten, Brackich«, sagte Hayden und wich zurück.
    »Aufgehalten, na klar«, höhnte der Pirat. »Fahnenflucht ist ein Kapitalverbrechen, du kleine Ratte.« Er lockerte sein Schwert in der Scheide. »Du kommst jetzt besser mit mir.«
    »Verzeihung«, sagte Carrier, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Er schenkte Brackich sein nichtssagendes Lächeln, dann wandte er sich an Hayden. »Wo sind die anderen?«

    »Äh … gleich die Straße rauf. Hören Sie, ich …«
    »Dann kommen Sie.« Carrier fasste Hayden am Ellbogen, drehte ihn um und wollte Brackich mit einem weiteren Lächeln verabschieden.
    »Oh, nein, so nicht …« Hayden hörte, wie hinter ihm mit einem Scharren das Schwert aus der Scheide gezogen wurde, und plötzlich war Carrier nicht mehr an seiner Seite. Dann vernahm er ein Rascheln und ein leises »Ork«, doch bis er sich umdrehte, war schon alles vorbei. Carrier und Brackich gingen zusammen auf eine Gasse zu; Carrier hatte einen Arm um Brackichs fettige Schulter gelegt, und nur ein sehr scharfer Beobachter hätte bemerkt, dass die Füße des Piraten den Boden nicht ganz berührten.
    Die beiden Männer verschwanden in der Gasse. Hayden zählte eins, zwei, drei, vier … dann tauchte Carrier wieder auf und wischte sich die Hände ab. Er war wieder ganz der farblose Bürokrat, überholte

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