Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
herkomme. Passen Sie auf, in den Welten außerhalb Virgas brauchen die Menschen nichts mehr selbst herzustellen. Die Künstliche Natur macht alles für uns. Und es gibt keine zwei Geräte oder Maschinen, die gleich wären; jedes Ding entwickelt sich in einer eigenen, präphysikalischen, virtuellen Welt. Zwei Werkzeuge, die für die gleiche Aufgabe vorgesehen sind, mögen zwar identisch aussehen, können aber auf ganz und gar unterschiedliche Weise funktionieren. Und weil jedes Gerät sich entwickelt und nicht … konzipiert wird, wie man hier sagt … weiß niemand, wie es arbeitet. Man könnte jahrelang die Funktion eines Motors studieren, aber man wüsste deshalb noch lange nicht, wie andere Motoren funktionieren. Folglich gibt es keinen Anreiz, es überhaupt ergründen zu wollen. Und das ist auf den meisten Welten seit Jahrtausenden so.
    Deshalb kann jemand Sie, Hayden, oder wie Martor, nicht annähernd nachvollziehen, wie aufgeregt ich
war, als ich hierherkam und zum ersten Mal zwei von Ihren Schiffen aus den Wolken schweben sah. Sie waren identisch ! Sie funktionierten auf die gleiche Weise, verwendeten exakte Kopien der gleichen Maschine. Hier entwerfen die Menschen nicht nur selbst ein Modell eines Objekts, sie können es auch noch in physikalische Realität umsetzen. Virga ist für mich ein Wunder, weil man hier über Wissen verfügt und es dazu verwendet, von jedem Ding mehr als eines herzustellen. Jedes Mal, wenn ich ein neues Exemplar von etwas sehe, was ich schon einmal gesehen habe - zum Beispiel diese Schiffe -, bin ich wieder ganz außer mir.« Sie strahlte die beiden an. »Sie leben in einer ganz besonderen Welt.«
    Während sie sprach, war der Kasten, an dem sie arbeitete, seltsamerweise ganz langsam auf eine Wand zugetrieben. Sie bemerkte es und fing ihn ein. » Das ist kein gutes Zeichen«, murmelte sie.
    Martor rieb sich nachdenklich das Kinn. »Waren Sie deshalb neulich so überrascht, dass ich schon einmal von Gravitation gehört hatte?«
    Der Waffenmeister nickte. »Gravitation, genau. Äh … ja, die meisten Welten, die ich kenne, ersetzen Ideen wie die von der Gravitation durch neue Mythologien, die ihre Künstler sich ausdenken.« Hayden und Martor hatten an diesem Punkt wohl gründlich verwirrt ausgesehen, denn als Mahallan zu ihnen hinüberschaute, musste sie herzlich lachen.
    »Ich hatte gehört«, begann Hayden vorsichtig, »dass die Menschen von außerhalb Virgas ewig leben, dass sie an jeden Ort des Universums reisen können und dass ihnen nichts unmöglich ist.«

    Mahallan zuckte die Achseln. »Klar doch. Das heißt, wir haben es nicht mehr nötig, etwas zu wissen . Und das ist eine Tragödie. Ich habe Jahre damit verbracht, das zu erlernen, was ihr die Naturwissenschaften nennt, aber es war schwer, irgendeinen Lehrer dafür zu finden. Dieses Wissen ist zum größten Teil in der Konstruktion von Dingen enthalten … aber sozusagen nirgends aufgeschrieben. Eigentlich ist das der Grund, warum ich nach Virga kam. Es war der einzige Ort, von dem ich wusste, dass es dort keine Künstliche Natur gab.«
    »Und wieso nicht?«
    Sie beugte sich verschwörerisch vor. »Weil Candesce die Systeme der Künstlichen Natur stört. Die Sonne wurde vor Jahrhunderten entsprechend umgebaut, um zu verhindern, dass meine Zivilisation Virga einnahm. Das hat allerdings Nebenwirkungen, die für eure Zivilisation nicht gut sind - und deshalb bauen wir diese Geräte hier.« Sie schwenkte den ausgebrannten Kasten.
    »Und was bewirken sie?« Hayden hatte diese Frage inzwischen schon ein Dutzend Mal gestellt, und Mahallan war ihm jedes Mal ausgewichen. Vielleicht war sie jetzt in der Stimmung, das Geheimnis zu lüften.
    Aber sie lächelte nur rätselhaft und sagte: »Sie werden uns siegen helfen.«
    In diesem Augenblick wurde an die Tür geklopft. Bevor einer von den dreien reagieren konnte, steckte Venera Fanning den Kopf in den winzigen Raum. »Aha«, sagte sie. »Die Nachteulen sind wach wie versprochen.«

    »Venera«, sagte Aubri ausdruckslos. Die Gattin des Admirals rauschte in den Raum und runzelte die Stirn, als sie Martor entdeckte.
    »Der kleine käufliche Spitzel hat sich also in Ihre Gunst eingeschlichen. Raus mit dir, oder ich lasse dir vom Bootsmann die Finger abhacken.«
    Martor hastete an ihr vorbei aus der Tür. Mit einem leisen Lächeln der Befriedigung schloss Venera sie hinter ihm. Dann wandte sie sich an die beiden anderen, faltete die Hände vor der Brust und fragte munter: »Und wie kommen

Weitere Kostenlose Bücher