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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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mit einem Lächeln eine alte Frau und setzte sich lässig an Haydens Seite.
    »Was hatte das zu bedeuten?«, fragte er. Seine flache Stimme stand in krassem Gegensatz zu seiner heiteren Miene.
    »Äh … sie haben offenbar etwas gegen die Kriegsschiffe vor ihren Toren einzuwenden«, improvisierte Hayden. »Offenbar sollte ich gerade überfallen und ausgeraubt werden. Danke.«
    »Ich bin nicht hier, um für Sie das Kindermädchen zu spielen«, zischte Carrier. »Lassen Sie sich eines gesagt sein: Wenn so etwas noch einmal vorkommt, lache ich mit, wenn man Ihnen eins überbrät.« Er lächelte. »Und jetzt müssen wir wohl dafür sorgen, dass
die beiden anderen nicht auch noch belästigt werden.«
    Hayden steckte eine Hand in die Tasche. Bevor sie noch zehn Meter weitergegangen waren, hatte er die Nachricht zu einer festen Kugel zusammengeknüllt, und als Carrier kurz den Kopf abwandte, warf er sie wütend auf einen Müllhaufen.
    So viel zu seinem Anschluss an die Widerstandsbewegung.

10
    Nach Haydens Schätzung flogen die Schiffe nur mit knapp dreißig Stundenkilometern - sie schoben sich behutsam durch die dunklen Wolken und hielten gelegentlich an, damit die Kommandanten zur Positionsbestimmung mit zusammengekniffenen Augen die Spuren mustern konnten, die ihre Gyroskope in den Glyzerintanks hinterlassen hatten. Zweimal öffnete sich vor ihnen ein Ozean aus freier Luft. Der Admiral nützte die Gelegenheit und befahl volle Kraft voraus. Hayden schnappte sich Martor und nahm ihn mit auf einen Bike-Flug. Dabei holte er aus der Maschine das Letzte heraus, und einmal wurde der arme Junge aus dem Sattel gerissen. Hayden wendete und suchte nach ihm. Er schoss wie ein Pfeil mit flatternden Ärmeln durch die Dunkelheit, aber er war völlig ruhig, denn er verließ sich felsenfest darauf, dass Hayden ihn wieder einsammeln würde.
    Hayden und Martor machten es sich zur Gewohnheit, Mahallan in den stillsten Stunden der Nachtwache in ihrer Schuhschachtel von einer Werkstatt aufzusuchen. Sie ließ die beiden nach Anweisung verschiedene Apparate zusammmenbauen - aber sie erklärte ihnen nicht, was es damit auf sich hatte. »Es geht um Elektrizität«, mehr sagte sie nicht. Die Geräte
(bezeichnenderweise waren es sieben an der Zahl) waren Kästen voller Metalldrähte, die in und durch verschiedene andere kleinere Kästen und Röhren gesteckt wurden. Mahallan beschäftigte sich zumeist mit den kleinen Behältern und füllte sie mit sorgfältig gemischten Pasten und Pulvern, die nach Öl und Metall rochen. Hin und wieder mussten Martor oder Hayden die Pedale eines Stand-Bikes treten. Dieses Bike war mit einem großen Metallkanister verbunden, der wiederum mit weiteren Drähten an einen der Kästen angeschlossen war. Mahallan stocherte gleichzeitig mit Metallstiften in dem neuen Apparat herum. Es war abwechselnd faszinierend und langweilig zu beobachten. So vertrieben sie sich die Zeit mit Gesprächen.
    Hayden interessierte sich für die seltsame Welt außerhalb Virgas, von der Mahallan stammte, aber er kam kaum zu Wort, weil Martor redete wie ein Wasserfall. Der Junge hatte sich bis über beide Ohren in den Waffenmeister verliebt.
    Wenn Hayden doch einmal eine Frage nach ihrer Herkunft dazwischenschieben konnte, wich Mahallan aus. Doch als sie in der dritten Nacht um einen ihrer seltsamen Kästen schwebten und beobachteten, wie aus einer Seite eine Rauchkugel hervorquoll und sich immer weiter ausbreitete, seufzte sie und sagte: »Das ist für mich das größte Wunder überhaupt.«
    »Wie soll ich das verstehen?« Martor hatte sich umgedreht, um einen Lederbeutel zu holen. Sie wartete, während er geschickt den Rauch damit einfing, zum Bullauge glitt und ihn nach draußen beförderte. Als er zurückkehrte, öffnete sie den Deckel des Kastens und
sagte: »Ich finde es herrlich, dass wir hier sitzen und Geräte bauen, deren Verhalten wir selbst bestimmen können. Zum Beispiel dieses Schiff.« Sie klopfte gegen die Wand. »Solche Dinge entstehen durch Wissen .« Sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen.
    »Und wo Sie herkommen, gibt es kein Wissen?« Hayden hatte die Frage scherzhaft gemeint und war überrascht, als Mahallan den Kopf schüttelte.
    »Nein. Jedenfalls nicht über die physische Welt. Dank der Systeme der Künstlichen Natur brauchen wir kein Wissen zu erwerben.« Sie sah seinen verständnislosen Blick und schnitt eine Grimasse. »Ich weiß, es ist schwer zu begreifen. Deshalb rede ich nicht gern darüber, wo ich

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