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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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grimmiger Genugtuung. Ein Slipstream-Schiff weniger. Andererseits … schlagartig wurde ihm klar, dass der Expeditionstrupp diese Schlacht auch verlieren konnte. Wenn man sie überwältigte, würden sicher keine Gefangenen gemacht. Dann müssten alle sterben, angefangen vom Admiral und Lady Fanning bis hin zu Martor und Aubri Mahallan.
    Den Tod der Fannings würde er bejubeln - zumindest den des Admirals. Bei Venera … er wusste nicht so recht, was er von ihr zu halten hatte. Ein jäher Schmerz durchzuckte ihn. Ihr Schicksal lag nicht mehr in seinen Händen. Sie würde niemals bereit sein, mit ihm zu fliehen. Aber vielleicht könnte er Martor und Aubri Mahallan überreden, die Beiwagen seines Bikes zu besteigen. Sie könnten wie ein Pfeil durch das Getümmel fliegen und Kurs auf die Touristenstation nehmen, die jetzt durch eine Lücke in den Wolken zu sehen war. Noch war sie kilometerweit entfernt, ein Feld von nach unten hängenden Glitzertürmen; eine Stadt, die nicht zu einem Zylinder zusammengerollt war, sondern sich flach über Virgas schwarze Decke ausbreitete.
    Sie könnten auf diesen Lichtwirbel zusteuern. Sie könnten überleben.
    Er wandte sich ab und stürmte aus der Werkstatttür.
     
    »Wer hätte gedacht, dass es in ganz Virga so viele Piratenschiffe gibt?«, murrte ein Besatzungsmitglied. Chaison Fanning überhörte die Bemerkung, aber er
hatte sich selbst die gleiche Frage gestellt. War diese Flotte aus der ganzen Welt zusammengezogen worden, nur um seinen kleinen Expeditionstrupp anzugreifen? Im Moment sah es ganz danach aus, als wäre der Winter tatsächlich das riesige dunkle Imperium der Kaperer und Freibeuter, das in volkstümlichen Geschichten und Liedern besungen wurde.
    Die Rushs Pfeil hatten sie bereits verloren. Es war kaum zu fassen. Die Explosion hatte ihre unheilvolle Wirkung auf die Männer nicht verfehlt. Jetzt war Chaison auf dem Weg durch sein Schiff und brüllte abwechselnd Befehle und scherzte mit den Männern. Sie sollten sehen, dass er Sembry zutraute, das Kommando über die Krähe zu führen, und dass seine Hauptsorge ihnen galt. Aber ein Tross von Stabsoffizieren folgte ihm, er blieb an jedem Bullauge stehen, um einen Blick auf das Kampfgeschehen zu werfen, und immer wieder stieß er eine knappe Anweisung an die Telegrafisten hervor.
    Nun streckte er den Kopf in den Bike-Hangar. Der Raum war leer, alle Bikes waren in der Luft, mit Ausnahme von Veneras verrückter Rennmaschine mit ihren Beiwagen, über die sich ihr Chauffeur gerade beugte. Die Hangartore standen weit offen, dort hockten gleich den Wasserspeiern an einem historischen Bauwerk Männer mit Gewehren. Sie hatten sich nach verschiedenen Seiten gedreht, um sich keinen Angreifer entgehen zu lassen. Fanning hatte allen Schiffen den Abwurf von Leuchtraketen befohlen, und nun erstrahlten die Wolken draußen in giftigem Grün.
    Eigentlich hatte man von hier aus eine ausgezeichnete Sicht, besser sogar als auf der Brücke. Chaison
sprang zu einer der Türen und verankerte sich neben einem überraschten Flieger. »Haben Sie von denen noch mehr?«, fragte er und deutete auf das Gewehr des Mannes. »Ich möchte für die Pfeil persönlich Vergeltung üben.«
    Der Flieger grinste und rief nach hinten: »Ein Gewehr für den Admiral, Jungs!« Von hinten wurde eine Waffe durchgereicht, am Ende der Kette standen seine Stabsoffiziere, die seine Aktion mit Unbehagen beobachteten.
    Er winkte sie heran. »Ich brauche ein Sprechrohr zur Brücke«, sagte er. In diesem Augenblick kam durch die Rotation der Krähe der schwarze Rumpf eines Piratenschiffs in Sicht. Es war keine hundert Meter entfernt; Fanning sah Lichter hinter den offenen Raketenschächten.
    »Zielt auf dieses Schiff!«, brüllte er und eröffnete mit seinem Gewehr selbst das Feuer. Die Männer jubelten, und ringsum krachte eine satte Anzahl von Schüssen. Wenig später lösten sich Raketen von der Krähe , auch von weiter hinten rasten Leuchtpfeile aus der Dunkelheit. Das musste die Trennung sein, vermutete er, sie sollte in Triadenformation mit der Krähe und der Unsichtbaren Hand fliegen.
    »Feuer auf die Triebwerke konzentrieren!« Er demonstrierte es mit mehreren Schüssen. In einer solchen Schlacht blieb man in Bewegung, aber man rollte das Schiff auch ständig um die eigene Achse, um die Raketenbatterien auf den Feind zu richten. Dazu mussten die Triebwerksgondeln ausgefahren und um neunzig Grad gedreht werden, und das machte sie zur Zielscheibe für Raketen wie für

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