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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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mich für den hier. Sie können ja weglaufen, wenn Sie möchten.«

    Sie sprang so plötzlich zur Innentür zurück, dass Hayden zu überrascht war, um sie aufzuhalten. Martor, der soeben mit den Fußbügeln eintraf, riss Mund und Augen auf, als sie an ihm vorbeischwebte. »Was hast du zu ihr gesagt?«, schrie er Hayden an. Gleichzeitig landete ein anderer schwerer Körper neben ihm auf dem Bike und brachte es ins Schwanken.
    »Heda!«, rief der rothaarige Bootsmann, der ein Bündel mit Tauen und Raketen unter dem Arm hatte. »Mach uns los, Laufbursche!«
    Fluchend bestieg Hayden das Bike. »Komm schon, Martor! Wir brauchen dich!« Mithilfe des Bootsmanns zerrte er den protestierenden Jungen auf das Bike. Hayden vergewisserte sich mit einem Blick, dass das Piratenschiff gerade nicht unter ihnen war, dann zog er den Stift aus der Winde. Das Bike stürzte im Bogen in die Dunkelheit hinein, und er setzte ganz automatisch den Propeller in Bewegung und zündete den Brenner.
    Seine Fahrgäste unterhielten sich laut schreiend hinter seinem Rücken. »… an den Netzen festgebunden«, sagte der Bootsmann, als der Turbo gerade noch rechtzeitig einen Satz nach vorne machte, bevor er gegen den Rumpf des anfliegenden Korsaren prallte. »Du fängst die Mine mit dem Netz ein und zündest die Rakete. Vorher aufpassen, dass die Rakete von der Krähe weg zeigt. Wenn du sie auf einen Korsaren werfen kannst, umso besser.«
    Der Bootsmann drehte sich zur Seite und versetzte Hayden einen Stoß. »Bring uns hier raus! Die Krähe wird jeden Moment geentert!«

    Hayden gehorchte ohne Widerspruch. Das Bike war selbst mit montierten Beiwagen gefährlich schnell, daher musste er sich der verminten Zone mit einer Serie von kurzen Schüben nähern. Das veranlasste den Bootsmann, ihm weitere Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Um sie herum tobte immer noch die Schlacht. Nicht nur in der Nähe, wie etwa an der Krähe wurde gekämpft, auch in der Ferne zuckten Lichtpfeile wie Blitze aus den Wolken. Das Grollen und Dröhnen hallte seltsam verzerrt von dem Eisfeld wider, das hinter den Nebeln wie eine Mauer zu erahnen war.
    Im Schein der Fackeln, die Martor in die Höhe hielt, kam nur wenige Meter vor ihnen die erste Mine in Sicht. Hayden gab zweimal kurz Gas, und der Bootsmann neigte sich zur Seite und warf sein Netz über die mit Nieten besetzte Metallkugel. An dem Netz hing eine Rakete von der Länge seines Unterarms; als er sie zündete, ging ein Funkenregen über dem Bike nieder. Hayden hielt sich kurz die Hand vor die Augen, dann sah er dem davonrasenden Geschoss nach, das die Mine in den Winter zog.
    »Die Nächste!«, brüllte der Bootsmann. Hayden wendete das Bike und schaute dabei zur Krähe zurück. Sie und das kleinere Piratenschiff schienen sich jetzt ineinander verbissen zu haben, und dazwischen ergoss sich ein Strom von Menschen in die Luft.
    Er schaute in die andere Richtung. Weit draußen funkelten einladend die Lichter der Touristenstation. Dort wartete ein Leben auf Martor und auch auf Aubri, falls es ihm irgendwie gelänge, sie von der Krähe herunterzuholen.

    Nein, dachte er betroffen, für sie war es zu spät. Aber nicht für Martor.
    Der Bootsmann zündete eine weitere Rakete. »Weiter! Wir müssen einen Tunnel frei räumen, durch den die Krähe fliegen kann!«
    »Schon gut! Schon gut!«
    Hayden klopfte das Herz bis zum Hals. Es war schon wieder so weit: Man lernte jemanden kennen, nur um ihn gleich wieder zu verlieren. Gewiss, Aubri Mahallan kannte er kaum. Und noch vor einem Monat war er bereit gewesen, sein eigenes Leben zu opfern, nur um einen Schlag gegen Slipstream zu führen. Jetzt kämpfte der Feind, den er am meisten hasste, in der Krähe um sein Leben, und Hayden sollte sich eigentlich nichts sehnlicher wünschen als den Untergang für das Schiff und alle, die an Bord waren.
    Aber er war mit einem Gewehr aus der Hand von Gavin weggeflogen und hatte Slipstreams Kreuzer angegriffen, während sich in Aeries noch nicht entzündeter Sonne das Schicksal seiner Mutter entschied. Sie war gestorben, während er hilflos in den Winter trudelte. Wollte er Aubri wirklich auf die gleiche Weise gehen lassen?
    Mit einem Fluch packte er den Lenker fester. »Weiter!«, brüllte der Bootsmann, und Hayden wendete das Bike und steuerte den nächsten grünen Funken im Schein von Martors Fackeln an.
    Für einen Moment sah er die Schlacht wie in einem Film. Slipstreams Schiffe teilten mehr aus, als sie einstecken mussten, und etliche

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