Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder

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herumkamen.
    »Hier ist der Fang des Tages«, lachte einer. »Die Herren haben die Ehre, zur Feier unserer Wiedervereinigung mit dem Rest unserer Flotte ein großes Feuerwerk mitzuerleben.«
    »Genau genommen«, fuhr er fort und zwinkerte seinen Kameraden ironisch zu, »werden sie das Feuerwerk nicht wirklich erleben. Sie werden das Feuerwerk sein .«
    Daraufhin lachten auch die anderen, und der erste Mann löste die Ketten, die den Schacht geschlossen hielten. »Alle rauskommen!«, befahl er. »Der Scheiterhaufen wartet.«

13
    »Bei Massenhinrichtungen ist es Tradition, eine Blutspur am Himmel zu hinterlassen, wenn man in den Hafen einläuft«, erklärte Kapitän Dentius seinen Zuhörern. »Aber das geht nur, wenn man sich in der Nähe einer Sonne befindet. Wichtig sind nämlich die Sichtverhältnisse - das Wirken der Gerechtigkeit muss schließlich allen offenbar werden, nicht wahr?« Er schaute auf Venera nieder und grinste. Es war das aufgesetzte Grinsen eines Mannes, der auf der Bühne steht und eine Rolle spielt.
    »Deshalb«, verkündete er, »haben wir Piraten des Winters eine andere Methode erfunden. Statt euch alle an die Außenseite eures Schiffes zu binden und mit Kugeln zu durchsieben oder euch mit Messern die Arterien aufzuschlitzen und dann mit einer großen Blutfahne hinter dem Schiff in den Hafen zu fliegen … stattdessen verkünden wir eure Hinrichtung mit Feuer.
    Es wird ein wahrhaft imposantes Spektakel!«, rief er. Dentius stand auf einem T-Eisen, das an einer langen Stange festgemacht war, und hatte die Füße in zwei Lederschlaufen gesteckt. Die Stange hatte man seitlich aus der Krähe geschoben, so dass er jetzt in der Leere schwebte und sowohl sein eigenes Schiff und die Krähe
voll im Blick hatte. Zwei seiner Stellvertreter standen auf ähnlichen Konstruktionen. Venera Fanning und Aubri Mahallan waren mit den Händen an die Querstange des T gefesselt.
    »Dentius, bitte«, murmelte Aubri. »Sie verlieren nicht Ihr Gesicht, wenn Sie diese Männer verschonen. Es …«
    »Still«, zischte er. »Ich habe mein Gesicht schon verloren.« Er richtete den Blick wieder auf die mit Seilen aneinandergebundenen Schiffe. Bullaugen und Hangartore des Korsaren waren weit geöffnet, und von überall strahlten Laternen auf die Krähe . Das helle Licht verdeckte, was in der Dunkelheit lauerte; es war, als gäbe es im ganzen Universum nur diese beiden Schiffe. Soweit es uns betrifft, dachte Venera, könnte das auch so sein.
    Die Besatzung der Krähe hing in Netzen, die an langen Seilen hinter dem Schiff hergezogen wurden. Drei Piraten umschwebten diese Netze mit einem Beutel Kerosin und einem Wischmopp und bespritzten die Männer von Slipstream systematisch mit dem Treibstoff.
    Auch Venera hatte Dentius gebeten, die Besatzung zu verschonen. Allerdings hatte sie ihn nicht angefleht; wenn er den Eindruck bekäme, ihr läge allzu viel an diesen Menschen, dachte er womöglich noch, er hätte ein Druckmittel gegen sie in der Hand. Was natürlich nicht der Fall war, auch wenn eines der Augenpaare, die sie vom Rumpf der von Kugeln zerschrammten Krähe her wütend anstarrten, Chaison gehörte. Er hatte überlebt, und seine Männer hatten ihn nicht verraten. Beides imponierte Venera.

    »Haben Sie bedacht, dass einige dieser Flieger vielleicht brauchbare Überläufer abgeben könnten?«, fragte sie jetzt.
    »Es sind Slipstreamer«, konterte Dentius. »Die Urväter aller Piraten. Und Piraten werden hingerichtet, wenn man sie fängt.«
    Es war demütigend, gefesselt zu Füßen dieser übelriechenden madenweißen Männer zu hängen. Sie würde dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich starben. Der Gedanke heiterte sie ein wenig auf - bis sie auf die Körper zurückschaute, die bündelweise von der Krähe hingen.
    Würde ihr Plan trotz der Feuersbrunst klappen, die die Krähe in der nächsten Stunde wahrscheinlich hinter sich herziehen würde? Irgendwie zweifelte sie daran; außerdem könnte Dentius, wenn sie die Karten jetzt auf den Tisch legte, das Feuer zwar noch stoppen, aber die Slipstreamer stattdessen erschießen lassen.
    Fast hätte sie trotzdem den Mund aufgemacht, um ihr Ultimatum zu stellen - doch Dentius hatte sich noch einmal an die Menge gewandt. »Wir werden noch in dieser Stunde zu unseren übrigen Schiffen stoßen«, rief er. »Wir haben ihre Telegrafen in der Nachtluft blinken sehen. Die kleine Slipstream-Flotte ist völlig zerstört. Um das zu feiern, wird sie uns den Weg erleuchten, wenn wir