Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
das?«
    Virgil nickte. »Sie müssen sich das nicht antun. Gehen wir lieber rein.«
    Sie lief fröstelnd voran.
    Drinnen fragte Virgil: »Haben Sie hier Internet?«
    »Klar. In jeder Hütte, und dazu Wi-Fi auf dem ganzen Gelände.«
    Beim Büro des Eagle Nest handelte es sich um drei ruhige hintereinanderliegende Räume mit zwei Angestellten an Holzschreibtischen; es gab moderne Flatscreen-Monitore und ein paar Aktenschränke. Zwei Fischnachbildungen, gerahmte Fotos von berühmten Gästen und ein Elchgeweih hingen an den holzverkleideten Wänden. An einer der Geweihspitzen baumelte eine karierte Damenschottenmütze. Virgil sah sich an Margery Stanhopes Computer über Google Earth den Fundort der Leiche und den kürzesten Landweg von der Straße zum Teich an.
    »Praktisch«, bemerkte der Sheriff, der ihm über die Schulter blickte.
    »Und obendrein gratis«, sagte Virgil und druckte den Ausschnitt aus.
     
    Der Sheriff fuhr in seinem Tahoe voran. Johnson lenkte den Truck, während Virgil ein Käse-Wurst-Sandwich aß. Zwischen zwei Bissen sagte Virgil zu Johnson: »Du bist ein bisschen grün um die Nase geworden, als du die Tote gesehen hast.«
    Johnson nickte und blickte durchs Fenster hinaus auf den Wald. »Ich hab dir doch von der Leiche erzählt, die ich mal auf dem Fluss entdeckt habe.«
    »Bestimmt tausend Mal«, bestätigte Virgil.
    »Ich hab die Polizei gerufen. Der Beamte von der Wasserpolizei in Wisconsin kannte den Toten. Ein Mann aus Lake City, der aus dem Boot gefallen war …«
    »Ja, ja, ich kenne die Geschichte.« Virgil spuckte ein Stück Peperoni aus dem Fenster.
    »Aber das, was jetzt kommt, weißt du noch nicht. Der Polizist wollte die Leiche festmachen, bis ein größeres Boot sie bergen könnte. Er hat eine Schnur drum herumgeschlungen, um sie an einem Baum festzubinden. Sie hatte schon eine Woche lang im Fluss gelegen und war aufgebläht. Als er an der Schnur gezogen hat, ist die Leiche auseinandergefallen und das Gas entwichen. Der Gestank war unglaublich.«
    »Igitt«, sagte Virgil. »Weißt du, was man in einer solchen Situation tut? Na ja, wahrscheinlich hattest du keine Wick-Bonbons dabei …«
    »Es geht noch weiter«, fiel Johnson ihm ins Wort. »Ich musste kotzen. Es ist alles hochgekommen, was ich im Magen hatte, und mehr. Der Polizist hat auch gekotzt. Als ich wieder in der Hütte war, hab ich immer noch gewürgt. Ich bin den Gestank nicht losgeworden, obwohl ich geduscht, mir die Haare gewaschen und sogar meine Klamotten verbrannt habe. Das ging eine Woche so, und drei Wochen später hat’s wieder angefangen und ein paar Tage gedauert. Heute Morgen dachte ich noch, ein Tatort könnte interessant sein, aber als sie da so im Wasser lag, hab ich erneut das Gas gerochen.«
    »Ich hab, abgesehen vom Seewasser, nicht viel gerochen«, sagte Virgil.
    »Der Geruch ist in meinem Kopf, nicht real«, erklärte Johnson.
    »Das gibt’s«, erwiderte Virgil. »Dass Leuten ein Geruch oder ein Bild bleibt.«
    »Das Bild belastet mich nicht – viel hab ich von der Leiche des Mannes damals nicht gesehen. Aber als dein Gesicht ganz dicht über ihr war und ihre Haare um ihren Kopf ausgebreitet im Wasser trieben, hätte ich fast die Krise gekriegt. Ich begreife nicht, wie du das aushältst.«
    »Das bringt der Beruf mit sich.«
    »Tja …«, seufzte Johnson, drehte sich um, holte ein Budweiser aus der Kühltasche und öffnete es. »Du solltest dir einen anderen Chauffeur suchen, Virgil. Ich fahre zurück zum Vermilion Lake. Von Morden hab ich genug. Ich dachte, das könnte interessant werden, aber es ist einfach nur eklig.«
     
    An der dem Teich nächsten Stelle fuhren sie an den Straßenrand, wo der Sheriff und Virgil in die eine Richtung gingen und Johnson in die andere. Virgil wusste, dass er und Johnson es schaffen würden, die Spur zu finden, doch beim Sheriff war er sich nicht so sicher. Er und der Sheriff waren dem Kiesweg etwa dreißig Meter gefolgt, als er sie entdeckte. »Da.« Er drehte sich um und rief: »Johnson!«
    Johnson eilte zu ihnen.
    »Geh nicht näher ran – die Spurensicherung soll sich das genauer ansehen«, sagte Virgil.
    In diesem Gelände hatte der Täter einfach Spuren hinterlassen müssen. Die Erde war fest und feucht und mit weichen, großblättrigen, leicht knickbaren Schattengewächsen bedeckt.
    »Fragt sich nur, wo er seinen Wagen gelassen hat«, überlegte Virgil. Die Straße war schmal, und es gab keine sichtbaren Abzweigungen. »Hier kann er ihn nicht abgestellt haben;

Weitere Kostenlose Bücher