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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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vielleicht was für dich haben. Bei so 'nem Kerl, der als Unabhängiger arbeitet. Wenn die Firma bestimmte Probleme hat, dann lassen sie manchmal jemand kommen. Aber dieser Bursche ist nicht von IntenSecure. Der 's unabhängig. Im Büro da oben haben sie jetzt grade so 'ne Situation.«
    »Moment mal. Worüber reden wir hier eigentlich?
    Über bewaffneten Streifendienst auf freiberuflicher Basis?«
    »Der Typ ist ein Spürhund. Weißt du, was das ist?«
    »Jemand, der Leute aufspürt, die ihre Schulden oder die Miete nicht bezahlen und untertauchen, so was in der Art?«
    »Oder die in einem Sorgerechtsfall mit dem Kind
    abhauen, all so was. Aber weißt du, solche Leute kriegt man heutzutage meistens durchs Netz. Gibt man einfach 110
    immer wieder ihre persönlichen Daten ins DatAmerica ein, und irgendwann hat man sie.« Er zuckte die Achseln. »Kann man sogar zu den Cops gehen.«
    Rydell erinnerte sich an eine bestimmte Episode von Cops in Schwierigkeiten, die er mit seinem Vater zusammen gesehen hatte. »Ein Spürhund sorgt also in erster Linie dafür ...«
    »Daß man nicht zur Polizei gehen muß.«
    »Oder zu einer zugelassenen Privatdetektei.«
    »Du hast's erfaßt.« Hernandez beobachtete ihn.
    Rydell ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer und hörte, wie die deutschen Duschsandalen hinter ihm her über den stumpfen Fliesenboden der Küche quietschten.
    Jemand hatte am Abend zuvor hier drin Tabak geraucht.
    Er konnte es riechen. Das war im Mietvertrag
    ausdrücklich untersagt. Der Vermieter würde ihnen deswegen die Hölle heiß machen. Er war ein serbischer Immigrant, der einen fünfzehn Jahre alten BMW fuhr, diese merkwürdigen pelzigen Tirolerhüte trug und darauf bestand, daß man ihn Wally nannte. Da Wally wußte, daß Rydell bei IntenSecure arbeitete, hatte er ihm die Taschenlampe zeigen wollen, die er unter dem Armaturenbrett seines BMW angeklemmt hatte. Sie war ungefähr dreißig Zentimeter lang und besaß einen Knopf, mit dem man eine große Ladung Peperonigas abschießen konnte. Er hatte Rydell gefragt, ob das seiner Meinung nach ›reichen‹ würde.
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    Rydell hatte gelogen. Hatte ihm erzählt, daß Leute, die beispielsweise richtig viel Dancer einwarfen, ein oder zwei Ladungen gutes Peperonigas sogar echt geil fänden. Weil es ihre Nebenhöhlen reinigte. Und sie erst so recht auf Touren brachte. Die würden da voll drauf abfahren.
    Rydell schaute nach unten und sah zum ersten Mal, daß der Teppich in dem Haus in Mar Vista genau aus dem gleichen Material war wie der in der Wohnung von Turveys Freundin in Knoxville, über den er gekrochen war. Vielleicht ein bißchen sauberer, aber aus dem gleichen Material. Das war ihm noch nie aufgefallen.
    »Hör mal, Rydell, du willst nicht, auch gut. Mein freier Tag heute, und ich fahr hier rüber, weißt du eigentlich, was das heißt? Paar Hacker haben dir 'n Streich gespielt, du bist drauf reingefallen und hast überreagiert, kann ich verstehn. Ist aber nun mal passiert, Mann, steht in deiner Akte, und mehr kann ich nicht für dich tun. Aber hör zu. Wenn du dich gegen die Firma anständig benimmst, kriegen sie's in Singapur vielleicht mit.«
    »Hernandez ...«
    »Mein freier Tag heute ...«
    »Mann, ich hab keine Ahnung davon, wie man Leute
    aufspürt.«
    »Du kannst fahren. Mehr wollen sie nicht. Bloß daß du fährst. Du fährst den Spürhund, klar? Er hat was mit dem Bein und kann nicht fahren. Und die Sache ist, naja, 112
    bißchen heikel. Braucht man bißchen Köpfchen. Ich hab ihnen gesagt, ich glaube, du würdest das bringen, Mann.
    Hab ich gemacht. Hab ich ihnen gesagt.«
    Monicas Exemplar von People lag auf dem Sofa, aufgeschlagen bei einer Story über Gudrun Weaver, eine Schauspielerin in den Vierzigern, die dank Reverend Wayne Fallen soeben zu Gott gefunden hatte, gerade rechtzeitig, um ihr Konterfei in People unterzubringen.
    Auf einem ganzseitigen Bild lag sie auf einer Couch in ihrem Wohnzimmer und starrte verzückt auf eine Reihe von Bildschirmen, die alle denselben alten Spielfilm zeigten.
    Rydell sah sich auf dem Futon von Futon Mouth
    liegen und zu diesen großen aufgeklebten Blumen und den Autoaufklebern hinaufschauen. »Ist es legal?«
    Hernandez schlug sich auf seinen taubenblauen
    Oberschenkel. Es klang wie ein Pistolenschuß. »Legal?
    Wir reden hier von der IntenSecure Corporation und nicht von irgendwelchem Kleinscheiß. Ich versuch dir zu helfen, Mann. Verdammt noch mal, glaubst du, ich würd von dir verlangen, daß du was Illegales

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