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Virus

Virus

Titel: Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Verabredung zu spät zu kommen. Es herrschte strahlender Sonnenschein und geschäftiges Treiben. Befriedigt ging Marissa die wenigen Stufen zur Straße hinunter und eilte zu ihrem Taxi.
    Dort angekommen und schon nach dem Griff der hinteren Tür langend, warf sie noch einen langen forschenden Blick zurück zum Eingang des Plaza-Hotels. Niemand folgte ihr – ihre Befürchtungen in bezug auf Tad waren unbegründet gewesen.
    Sie wollte gerade einsteigen, als sie in die Mündung einer Pistole blickte, die ihr ein blonder Mann entgegenstreckte, der offenbar auf dem Rücksitz gelegen hatte. Der Mann wollte gerade etwas sagen, aber Marissa gab ihm keine Gelegenheit dazu. Mit einer plötzlichen Bewegung drehte sie sich von dem Taxi weg und knallte die Tür zu. Die Waffe ging mit einem zischenden Geräusch los – es war offenbar eine hochentwickelte Luftpistole. Das Wagenfenster splitterte, aber Marissa beachtete das schon nicht mehr. Sie rannte davon, wie sie nie vorher in ihrem Leben gerannt war. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, daß der Taxifahrer aus seinem Fahrzeug gesprungen war und in schräger Linie auch davonrannte. Als sie einen Blick über die Schulter zurückwarf, sah sie, daß der blonde Mann ihr nachstürzte, indem er die Leute, die ihm im Wege waren, zur Seite stieß.
    Der Gehsteig war eine Hindernisbahn, vollgestopft mit Fußgängern, Gepäck, Kinderwagen, Einkaufskarren und Hunden. Der blonde Mann hatte seine Waffe in die Tasche gesteckt, aber Marissa war nicht mehr überzeugt davon, daß die sie umgebende Menge tatsächlich den Schutz bot, den sie sich von ihr versprochen hatte. Wer würde überhaupt das leise Zischen der Luftpistole bemerken? Sie würde zu Boden sinken, und ihr Angreifer könnte entkommen, ehe überhaupt jemand merkte, daß er sie erschossen hatte.
    Die Leute schimpften, wenn Marissa sie anrempelte, doch sie kümmerte sich nicht darum. Das dabei entstehende Durcheinander behinderte wieder ihren Verfolger, aber nicht allzusehr – er holte sichtlich auf.
    Zwischen Taxis und Privatwagen hindurch rannte Marissa quer über die Fahrbahn östlich des Plaza und landete am Rand des kleinen Parks mit dem Brunnen in seiner Mitte. Sie war voller Panik und hatte überhaupt kein bestimmtes Ziel. Aber es war ihr klar, daß irgend etwas geschehen müsse. Genau in diesem Augenblick sah sie das Polizeipferd. Es war lose angebunden an der Absperrkette um die kleine Grasfläche des Parks. Während Marissa auf das Pferd losrannte, hielt sie verzweifelt nach dem dazugehörigen Polizisten Ausschau. Er konnte ja nicht weit sein – aber es blieb auch nur noch wenig Zeit. Schon konnte sie sehen, daß der blonde Mann nun ebenfalls die Fahrbahn überquerte, die zwischen dem Plaza und diesem kleinen Park lag.
    Am Pferd angelangt, griff Marissa nach den Zügeln und duckte sich hinunter, als das Tier nervös den Kopf hochwarf. Sie blickte zur Straße hinüber und sah, daß ihr Verfolger nun gerade am diesseitigen Rand ankam.
    Verzweifelt flogen Marissas Blicke über den kleinen Park. Eine Menge Leute waren da, von denen auch viele in ihre Richtung schauten – aber kein Polizist. Sie gab es aufund rannte wieder los, quer durch den Park. Es hatte keinen Sinn, sich zu verstecken – ihr Verfolger war schon zu nahe.
    Eine Anzahl von Menschen saß am Brunnen und blickte ihr mit geübter Teilnahmslosigkeit entgegen. Als New Yorker waren sie an jede Art von Ausschreitungen gewöhnt, und eine panische Flucht war nichts Besonderes für sie.
    Als Marissa seitlich um den Brunnen herumlief, war ihr der Blonde schon so nahe, daß sie ihn keuchen hören konnte. Sie schlug einen Haken und geriet in ein Gedränge, durch das sie sich schubsend und drängelnd hindurchwand, begleitet von ärgerlichen Bemerkungen wie »Na, hör’n Sie mal!« und »So eine Frechheit!«.
    Plötzlich stand sie frei für sich und dachte, sie hätte die Menschenmenge nun durchquert, ehe sie merkte, daß sie sich in der Mitte eines von ein paar hundert Menschen gebildeten Kreises befand. Sie alle schauten drei muskulösen Schwarzen zu, die zu Rapklängen Breakdance vorführten. Marissas verzweifelte Blicke trafen auf die der jungen Farbigen. Doch die verrieten nichts als Ärger – Marissa hatte ihren Auftritt gestört.
    Bevor noch jemand etwas tun oder sagen konnte, stolperte der Blonde in den Kreis und kam etwas wacklig zum Stehen. Er zog die Pistole aus der Tasche, aber kam nicht weit damit – mit einem geübten Tritt beförderte einer der wütenden

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