Virus
damit in derselben Weise, wie sie es in Los Angeles getan hatte: doppelte Verpackung in Kühlboxen, äußere Desinfektion des Verpackungsmaterials. Nachdem sie die Schutzkleidung wieder abgelegt und sich die Hände gewaschen hatte, kehrte sie in das Schwesternzimmer zurück, um Dubchek anzurufen.
Das Telefongespräch war kurz und auf das Wesentliche beschränkt. Marissa teilte ihm mit, aufgrund ihrer klinischen Feststellungen müsse sie davon ausgehen, daß es sich um einen neuen Ausbruch des Ebola-Fiebers handle.
»Wie sieht es mit der Isolation aus?«
»Das haben sie hier gut gemacht«, konnte Marissa bestätigen.
»Wir kommen so bald wie möglich hin«, sagte Dubchek, »vielleicht noch heute abend. In der Zwischenzeit müssen Sie veranlassen, daß jegliche Labortätigkeit eingestellt und eine durchgängige Desinfektion durchgeführt wird. Veranlassen Sie außerdem die gleichen Quarantänemaßnahmen, wie wir sie in Los Angeles anwandten.«
Marissa wollte gerade antworten, als sie merkte, daß Dubchek schon aufgelegt hatte. Sie seufzte, als sie ihrerseits den Hörer auflegte; was für eine prächtige Atmosphäre der Zusammenarbeit!
»Also«, sagte Marissa zu Dr. Taboso und Dr. Austin, »an die Arbeit!«
Sie setzten die geforderten Quarantänemaßnahmen sofort in Gang, ordneten entsprechende Sterilisation des Laboratoriums an und versicherten Marissa, daß die entnommenen Proben noch während der Nacht nach Atlanta ins Seuchenkontrollzentrum geschickt würden.
Als sie aufbrachen, um sich ihren Aufgaben zuzuwenden,bat Marissa um die Unterlagen über die beiden anderen Patienten. Die Krankenschwester, die sich als Pat vorgestellt hatte, gab sie ihr und fügte hinzu: »Ich weiß nicht, ob Dr. Taboso Ihnen schon gesagt hat, daß Dr. Zabriskis Frau unten ist.«
»Als Patientin?« fragte Marissa aufgeschreckt.
»Nein, nein«, antwortete Pat. »Sie beharrt lediglich darauf, im Krankenhaus zu bleiben. Sie wollte eigentlich hier heraufkommen, aber Dr. Taboso hielt das nicht für gut. Er bat sie daher, im Foyer im Erdgeschoß zu warten.«
Marissa legte die beiden Unterlagenmäppchen wieder hin und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Sie entschied sich dafür, erst einmal mit Mrs. Zabriski zu sprechen, zumal sie kaum Informationen darüber hatte, was der Arzt in letzter Zeit gemacht hatte. Außerdem mußte sie ohnehin am Labor vorbeischauen, um zu überprüfen, ob die Sterilisation ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Marissa ließ sich von Pat den Weg beschreiben und fuhr dann hinunter in den zweiten Stock. Dabei schaute sie in die Gesichter der Leute, die mit ihr fuhren, und überlegte sich, wie sie wohl reagieren würden bei der Nachricht, daß sie hier im Haus das Ebola-Fieber hätten. Als sich die Aufzugstür im zweiten Stock öffnete, war sie die einzige, die ausstieg.
Marissa erwartete, im Labor die Abendbesetzung zu finden, und war überrascht, dort den Laborchef, einen Pathologen namens Dr. Arthur Rand, noch anzutreffen, obwohl es inzwischen nach acht war. Er war ein von seiner Wichtigkeit sichtlich sehr überzeugter Mann, aus dessen Westentasche angeberisch eine goldene Uhrkette hing. Es beeindruckte ihn kein bißchen, als Marissa ihm sagte, daß sie vom Seuchenkontrollzentrum komme, und sein Gesichtsausdruck änderte sich auch nicht, als sie ihm mitteilte, ihren klinischen Feststellungen zufolge hätten sie es hier an seinem Krankenhaus mit einem Ausbruch von Ebola-Fieber zu tun.
»Es war mir schon klar, daß die Differentialdiagnose das beinhalten könnte«, sagte er.
»Das Seuchenkontrollzentrum verlangt, daß an den betroffenen Patienten keine weiteren Laboruntersuchungen mehr vorgenommen werden!« Marissa hatte sofort gemerkt, daß dieser Mann es ihr nicht leichtmachen würde. »Wir werden bis morgen abend ein spezielles Isolationslabor herbringen.«
»Ich würde vorschlagen, daß Sie das Dr. Taboso mitteilen«, sagte Dr. Rand.
»Das ist bereits geschehen«, gab Marissa zurück. »Wir sind außerdem der Meinung, daß dieses Labor hier desinfiziert werden muß. Beim Auftreten der Krankheit in Los Angeles hat es drei Labormitarbeiter erwischt. Wenn Sie wollen, kann ich gerne dabei helfen.«
»Wir sind durchaus in der Lage, derartige Aufgaben selbst zu bewältigen«, antwortete Dr. Rand mit einem Blick, der zu sagen schien: »Sie denken wohl, ich sei von gestern?«
»Ich bin jedenfalls erreichbar, wenn Sie mich brauchen«, sagte Marissa, drehte sich um und ging. Sie hatte jedenfalls
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