Virus
gesprochen habe, kann ich mir Ihre bisherigen Feststellungen ansehen.«
Auf dem Rückweg zu ihrem kleinen Zimmer schossen Marissa noch ein paar kräftige Erwiderungen durch den Kopf, die aber alle die Dinge nur noch schlimmer gemacht hätten – und deswegen hatte sie sie auch hinuntergeschluckt.
*
Nachdem Marissa eine angelieferte Fertigmahlzeit wie in einem Flugzeug in einem Raum eingenommen hatte, der für das Personal mit direktem Kontakt mit vermutlichen Ebola-Patienten eingerichtet worden war, kehrte sie an ihre Arbeit mit den Krankenblättern zurück. Sie hatte nun die Krankengeschichten der meisten zuerst Infizierten.
Sie fand Dubchek beim Durchblättern der Unterlagen vor. Er richtete sich auf, als sie kam, und sagte: »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war, das angestellte Krankenhauspersonal mit der Aufzeichnung dieser Krankengeschichten zu beauftragen.«
Marissa fühlte sich unschuldig angegriffen und sagte verteidigend: »Aber das waren so viele Fälle. Ich konnte doch innerhalb der kurzen Zeit gar nicht alle rasch genug befragen. Immerhin waren ja bereits sieben Leute zu schwach, um noch sprechen zu können, und drei sind bald danach gestorben.«
»Das ist trotzdem noch kein Grund, Ärzte der möglichen Ansteckung auszusetzen, die keine ausgebildeten Epidemiologen sind. Die staatliche Gesundheitsbehörde von Arizona verfügt über ausgebildete Leute, die man hätte herholen können. Wenn jemand von den Ärzten, die Sie zur Mithilfe herangezogen haben, krank wird, wird die Verantwortung dafür beim Seuchenkontrollzentrum liegen.«
»Aber sie …« protestierte Marissa.
»Genug jetzt!« unterbrach Dubchek sie. »Ich bin nicht hergekommen, um mich herumzustreiten. Was haben Sie in Erfahrung bringen können?«
Marissa bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen und ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Es stimmte, daß sie an juristische Konsequenzen ihres Verhaltens nicht gedacht hatte, aber sie glaubte nicht, daß es ein echtes Problem geben würde. Die unter Quarantäne stehenden Ärzte waren ja ohnehin bereits als Kontaktpersonen eingestuft gewesen. Sie setzte sich an den Schreibtisch und suchte den Bogen mit der Zusammenstellung ihrer Untersuchungsergebnisse heraus. Dann las sie, ohne Dubchek anzuschauen, mit monotoner Stimme vor: »Einer der Erstpatienten ist ein Augenarzt, der dasselbe Ärztetreffen in San Diego besuchte wie Dr. Richter und Dr. Zabriski. Ein anderer von den Erstpatienten ist Orthopäde und war vor zwei Monaten auf Safari in Ostafrika. Von zweien der zuerst befallenen Patienten wurden bei Forschungsarbeiten Affen eingesetzt, aber keiner von beiden ist in letzter Zeit von ihnen gebissen worden.
Als Gesamtgruppe zeigen alle vierundachtzig PatientenAuftreten von Symptomen innerhalb der gleichen Zeitspanne von sechs Stunden, was den Verdacht nahelegt, daß alle zu gleicher Zeit infiziert wurden. Die Schwere der Symptome läßt außerdem vermuten, daß alle eine sehr starke Dosis des Infektionsträgers aufnahmen. Alle Betroffenen waren im Medica-Hospital tätig, aber nicht im selben Bereich, was zu der Annahme führt, daß das Be- und Entlüftungssystem nicht als Quelle der Ansteckung zu betrachten ist. Mir scheint, daß wir es mit einer Infektion zu tun haben, die durch Nahrungsmittel oder Wasser übertragen wurde, und unter diesem Aspekt ist die einzige Gemeinsamkeit, die sich aus den Fakten ergibt, die Tatsache, daß alle vierundachtzig die Kantine des Krankenhauses benutzten. Soweit noch feststellbar, haben alle vor drei Tagen dort ihr Mittagessen eingenommen.«
Nun blickte Marissa endlich zu Dubchek auf, der zur Decke starrte. Als er bemerkte, daß sie das Vorlesen ihres Berichts beendet hatte, fragte er: »Wie steht es mit Kontakten der Patienten zu jemandem, der mit dem Auftreten der Krankheit in Los Angeles oder St. Louis zu tun hatte?«
»Gab es nicht«, antwortete Marissa. »Jedenfalls war nichts dergleichen feststellbar.«
»Haben Sie Blutproben an Tad geschickt?«
»Jawohl«, sagte Marissa.
Cyrill ging auf die Tür zu. »Ich bin der Meinung, daß Sie Ihre Anstrengungen, irgendeine Verbindung zwischen diesem Ausbruch und den beiden vorhergehenden herauszufinden, verdoppeln müssen. Es muß einfach eine Beziehung bestehen.«
»Und was ist mit der Kantine?« fragte Marissa.
»Damit stehen Sie bisher allein – Ebola ist noch nie durch Nahrungsmittel übertragen worden, so daß ich eigentlich nicht einsehen kann, was die Kantine mit der Ansteckung zu
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