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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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das Buch lesen… Hat er dir keinen Hinweis gegeben? Was weiß ich, ein Schachhandbuch oder so was.«
    Alex schüttelte den Kopf. »Er meinte nur, Schach sei die Kunst, in die Zukunft zu sehen. Wahrscheinlich war das schon ein Hinweis, aber sonst hat er nichts gesagt. Nichts Konkretes jedenfalls…« Plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Moment mal. Vielleicht hat er mir doch eine Spur hinterlassen.« Als er an das Schachbrett trat, wichen die anderen instinktiv zurück. »Sein Symbol, das von Zephyr, das Symbol des Verbannten… Du hast es gesehen, Jana, auf dem Zettel, der in einem Buch aus seiner Bibliothek gesteckt hat. Darüber lag ein Gewirr von blauen und roten Linien… erinnerst du dich? Diese wirren Linien haben eine Partie dargestellt.«
    Aufmerksam und aus sicherem Abstand beobachtete Jana ihn. »Der Zettel, den wir verbrannt haben? Ja, du hast recht, das könnte sein. Wenn wir das damals nur gewusst hätten! Dann könnten wir es jetzt herausfinden.«
    »Nicht nötig.« Alex stellte alle Figuren so auf, als wolle er eine neue Partie spielen. »Meine Konzentrationsfähigkeit hat sich in der letzten Zeit sehr verbessert. Und mein Gedächtnis auch. Ich glaube, ich kann die Skizze rekonstruieren.«
    Mit verblüffender Sicherheit begann er, abwechselnd eine weiße und eine schwarze Figur auf dem Schachbrett zu bewegen. Zuerst die mittleren Bauern, dann die Springer und Läufer. Einige Figuren wurden geschlagen, das Brett leerte sich. Alex machte einen Zug nach dem anderen, ohne eine Sekunde zu überlegen, so als gelange die Information automatisch aus seinem Gedächtnis in seine rechte Hand. Im Schein des Saphirs hinterließ jeder Zug eine purpurrote oder blaue Spur auf dem Brett.
    Die Züge folgten so schnell aufeinander, dass Jana nicht dazu kam, zu überlegen, ob sie gut oder schlecht, miserabel oder genial waren. Irgendwann hatte sie den Eindruck, dass Weiß leicht im Vorteil war, aber kurz darauf schienen die Kräfte wieder ausgeglichen. Am Ende waren auf beiden Seiten kaum noch Bauern übrig, nur die Türme und die Könige standen noch auf dem Brett. Die Damen waren verschwunden, die restlichen Bauern versuchten, zur letzten Reihe vorzudringen, um in eine stärkere Figur verwandelt zu werden, aber die gegnerischen Türme und der König hinderten sie daran.
    »Remis«, sagte Alex schließlich, trat ein paar Schritte vom Tisch zurück und musterte die Linien auf dem Schachbrett eingehend. »So endet die Partie. Hier habt ihr den verlorenen Text.«
    Jana nahm den Saphir wieder an sich, besorgt hielt sie ihn vor ihr Gesicht. »Jetzt bin wohl ich dran. Ich weiß nicht, ob ich eine stabile Vision herbeirufen kann, aber ich versuche es. Die von vorhin war ja gleich wieder weg…«
    »Diesmal helfe ich dir.« Alex trat neben sie, blieb aber vier Schritte von ihr entfernt stehen. »Ich weiß, ich habe mich sehr verändert, aber ich bin nach wie vor ein Nachkomme von Zephyr. Zusammen können wir vielleicht eine Vision erzeugen, die stark genug ist.«
    »Stark genug wofür? Um uns in die Höhle zu führen?« Erik wirkte genervt, die Zuschauerrolle schien ihm nicht zu gefallen. »Das sind doch bisher alles nur Spekulationen! Wahrscheinlich hat die Vision, die ihr herbeiruft, überhaupt keine Beziehung zu dem, was wir suchen.«
    Alex lächelte. »Das bezweifle ich. Aber gleich wissen wir mehr.«
    Mit dem Rücken zum Fenster beobachteten Erik und David, wie Alex und Jana sich lange in die Augen sahen. Ganz langsam, feierlich wie eine Priesterin, hob Jana den Stein bis auf Höhe ihrer Stirn. Während sie ihre Gedanken auf den Saphir konzentrierte, begann sie, die alten Formeln aufzusagen, die sie von ihrer Mutter gelernt hatte. Der Saphir löste sich aus ihrer Hand und schwebte zum Schachbrett hinüber, bis er sich genau über der Mitte befand und es ganz in seinen milchigen Schimmer tauchte. Auch Alex war völlig auf den Stein konzentriert.
    Ohne die rituellen Formeln zu unterbrechen, schloss Jana die Augen. Ein sengender Wind strich ihr über die Wangen und unter ihren Füßen spürte sie auf einmal weichen, heißen Sand. Diese Vision war sehr mächtig, das wusste sie, noch bevor sie die Augen aufmachte. Trotzdem war sie nicht auf das gefasst, was kam.
    Die Sonne brannte auf die Dünen herab und ließ ihre Umrisse am Horizont verschwimmen. Ein strahlend blauer Himmel spannte sich über allem, eine endlose Kuppel, die sich in alle Richtungen ausbreitete. Keine Wolke war zu sehen, nur in der Ferne stand eine feine

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