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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Töchter gewonnen. Nein, Jana wird die Herausforderung annehmen.«
    Alex spürte ein Stechen in der Brust. »Aber ich will nicht, dass ihr wegen mir was passiert.«
    Davids Wut schien von einer Sekunde auf die andere zu verrauchen. »Ach was, ihr wird schon nichts passieren. Jana ist mächtiger, als alle denken. Früher oder später muss sie das den anderen Klanen sowieso zeigen… Und es ist eigentlich gar keine schlechte Gelegenheit dafür.«
    Schweigend liefen sie zwischen den verspiegelten Wolkenkratzern, den Boutiquen und Parfümerien weiter, bis zu einem kleinen Marmor-Rondell, das von hohen Zypressen in Blumenkübeln gesäumt wurde. Hier bog David in ein Sträßchen ein, das wie eine Sackgasse wirkte. Rechts und links stand ein halbes Dutzend niedriger Gebäude, Klötze aus Stahl und Ziegelstein.
    »Nummer zwölf.« Vor einer schwarzen Tür hielt David an. »Der Eingang zur Krypta. Bist du bereit für ein bisschen Magie?«
    Alex nickte stumm, aber David achtete schon gar nicht mehr auf ihn. Er hatte die rechte Hand ausgestreckt, es sah aus, als schössen schwarze Lichtstrahlen aus seinen Fingern auf die glatte Tür zu, wo sie ein komplexes geometrisches Muster bildeten: dreieckige Zacken, die in die Höhe standen. Alex erinnerte sich daran, ganz ähnliche Motive in Davids Tattoo-Studio gesehen zu haben.
    »Sie ist offen.« David trat zurück. »Nach dir.«
    Zögernd machte Alex einen Schritt nach vorn. In dem Moment, in dem er die Hand auf die Tür legte, überfiel ihn ein seltsames Gefühl. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben, als hätte die ganze Stadt plötzlich ihre Dreidimensionalität verloren und wäre in sich zusammengesunken. Es dauerte eine Weile, bis er diesen absurden Eindruck abgeschüttelt hatte. Dann erst sah er sich um. Er stand in einer schicken Empfangshalle mit roten Neonröhren an den Wänden und auf dem Schieferboden. Rechts von ihm erkannte er eine Holztheke, dahinter hing, schwach beleuchtet, eine Metallstange mit einem halben Dutzend Kleiderbügel. Das Ganze sah aus wie die Garderobe eines Nachtklubs.
    Ehe Alex weitere Details erkennen konnte, tauchte David auf. Er betrat den Raum nicht durch irgendeine Tür, sondern stand einfach plötzlich da, wie durch Zauberei, so kam es Alex zumindest vor. Vielleicht war er aber auch schon länger hier und Alex hatte ihn nur nicht bemerkt. »Wie hast du das gemacht?«, fragte er verdutzt. »Das war ja wie im Film.«
    »Unwichtig«, erwiderte David kühl. »Konzentrier dich lieber auf das, was uns erwartet. Sobald wir da drinnen sind, wirst du noch viel seltsamere Dinge erleben. Und dir wird garantiert nicht alles gefallen, was du siehst. Willst du einen Rat? Egal, was passiert, zeig keine Neugier, stell keine Fragen. Tu am besten so, als wäre das alles für dich völlig normal. Vielleicht fällst du dann weniger auf. Glaub mir, das ist das Beste, was einem Menschen passieren kann, wenn er sich zu den Medu verirrt: übersehen zu werden.«
    Kapitel 2
    Als Alex den Hauptraum der Krypta betrat, begriff er sofort, was David gemeint hatte. Die ganze Szenerie war so unheimlich, dass es ihn große Überwindung kostete, nicht sofort kehrtzumachen. Noch stärker als in der Halle erinnerte hier alles an einen exklusiven Nachtklub: Ein langer Stahltresen füllte fast eine komplette Wand, davor stand ein halbes Dutzend quadratische Tischchen, auf die zarte Lichtstreifen in wechselnden Farben projiziert wurden, weiß, blau, grün und rosa. Jeder Tisch leuchtete in einem anderen Rhythmus, sodass alle zusammen wie die Schuppen eines Chamäleons wirkten, die nacheinander das Farbspektrum durchliefen. Zugleich machte alles einen völlig vernachlässigten Eindruck. Die Spirituosen, die hinter der Theke aufgereiht standen, waren mit einer dicken Staubschicht und unzähligen Spinnweben überzogen, auf den Tischen standen halb volle Gläser, in den Ecken lagen Berge von Scherben, die Theke wirkte fleckig und war übersät von Wasserrändern.
    Als Alex’ Augen sich allmählich an das schummrige Licht gewöhnt hatten, konnte er ein halbes Dutzend menschliche Gestalten in dem Raum ausmachen. Nein, korrigierte er sich sofort, ein halbes Dutzend Gestalten, die wie Menschen aussahen, aber keine waren. Wenn David die Wahrheit gesagt hatte, dann war er der einzige Mensch in dieser Versammlung.
    Als Erstes fielen ihm drei zierliche Mädchen auf, die am anderen Ende des Raums wild auf einem schwarzen Podest herumtobten, ohne bei den Umstehenden besondere Aufmerksamkeit

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