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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Lebensenergie«, sagte Rob vom Fahrersitz her. »Sie dachten, dass manche Menschen zu viel davon haben, deswegen haben sie es ihnen mit Blutegeln genommen. Wenn man einen Teil des Blutes absaugte, meinte man, würde der Druck nachlassen, und hinterher würde besseres, klareres Blut gebildet. Natürlich lagen sie damit daneben – was das Blut anging, zumindest.«
    Beim letzten Satz sah er sich kurz über die Schulter um, und Kait hatte das Gefühl, dass diese Bemerkung nicht nur ihr, sondern auch Gabriel galt. Sie erschrak heftig. Rob war nicht dumm. Was, wenn er eine Ahnung hatte?
    Gabriel versprühte kalte Wut.
    »Das ist wirklich interessant«, schnatterte Kait. Sie suchte fieberhaft nach einem Thema, mit dem sie die anderen ablenken konnte. Selbst Schweigen wäre der laufenden Diskussion vorzuziehen. Doch Rob sprach schon weiter.
    »Manche glauben, dass die Vorstellung von Vampiren dort ihren Ursprung hat«, sagte er. »Dass Menschen mit übersinnlichen Kräften ihren Opfern die Lebensenergie aussaugten, oder sekhem, Chi oder wie man das auch nennen mag. Später war dann von Blut die Rede.«
    Kaitlyn saß da wie gelähmt. Es war nicht nur, was Rob da sagte, sondern wie er es sagte. Sein Ekel erfüllte das Netz.

    »Das habe ich auch schon gehört«, sagte Anna, deren Abscheu nicht weniger deutlich zu spüren war. »Man erzählt sich Geschichten über böse Schamanen, die davon leben, dass sie anderen die Kraft stehlen. «
    »Das ist ja krank«, sagte Lewis. »Wenn ein Chi-Gong-Meister so etwas täte, würde man ihn ächten. Es ist vollständig gegen das Tao. «
    Entsetzen überschwemmte Kaitlyn. Ganz weit weg spürte sie Gabriels versteinerte Gegenwart.
    Kein Wunder, dass er es ihnen nicht sagen wollte, dachte sie. Im allgemeinen Gefühl des Ekels bekam niemand ihren Gedanken mit, das wusste sie. Sie verstehen es alle nicht, dachte sie. Sie finden es einfach nur widerlich.
    Sie hätte Gabriel gern gesagt, wie leid es ihr tat, doch er saß nur reglos da und starrte aus dem Fenster.
    Zu Kaitlyns Erleichterung wechselte Lewis das Thema. »Und natürlich gibt es auch Menschen, deren Energiefeld zu stark ist«, erklärte er mit einem hinterhältigen Seitenblick auf Rob. »Ihr wisst schon, die Leute, denen ihr immer recht gebt, obwohl ihr gar nicht wisst, warum. Die euch mit ihrem Charisma den Kopf verdrehen. Ihre Energie haut euch einfach nur um.«
    Robs Augen blickten ihn im Rückspiegel unschuldig an. »Wenn mir so jemand mal begegnet, sage ich
dir sofort Bescheid«, sagte er. »Das klingt ja wirklich gefährlich.«
    »Ist es auch. Auf einmal findest du dich mitten in einem Kampf gegen böse Zauberer wieder, nur weil so ein Blödmann es für eine gute Idee hielt.«
    Aus Lewis’ Ton ging hervor, dass in seiner Beschwerde durchaus auch eine Portion Ernst steckte. Kaitlyn war froh, dass das Thema Vampire abgehakt war, doch nun verfielen alle wieder in nachdenkliches Schweigen.
    Etwas stimmt nicht mit uns, dachte sie und zitterte.
    Die Stille dauerte endlose Kilometer an. Sie fuhren immer noch an der Küste entlang. Die Dünen verschwanden schließlich und wurden durch schwarze Landzungen aus Basalt ersetzt, die tief ins Meer hineinragten. Riesige Wellen brachen sich an den merkwürdigen Steinen, die wie Monolithen aus dem Wasser ragten.
    An einer Stelle sahen sie einen tiefen Spalt in den Klippen, in dem die heranrollenden Wellen das Wasser wild aufschäumten.
    Lewis blickte von der Karte auf. »Devil’s Churn, das Butterfass des Teufels«, sagte er feierlich.
    »So sieht es aus«, sagte Kaitlyn. Es sollte fröhlich klingen, kam aber gereizt heraus.
    Wieder Schweigen. Sie kamen an kleinen Inseln vorbei, die nur von Seemöwen und anderen Vögeln
bewohnt waren. Keine Bäume, kein weißes Haus. Kaitlyn zitterte wieder.
    »Wir werden es nie finden«, sagte Lewis.
    Das war so untypisch für ihn, dachte Kait überrascht. Anna jedoch drehte sich zu ihm um und stauchte ihn zusammen: »Ich wünschte, du wärst nicht so pessimistisch. Oder wenn es denn nicht anders geht, dann behalt deine Meinung wenigstens für dich! «
    Kaitlyn fiel die Kinnlade herunter. Sofort gewann ihr Beschützerinstinkt die Oberhand. »Musst du denn gleich so gemein zu ihm sein?«, fauchte sie wütend. »Nur, weil du immer so … besonnen bist …«
    Sie hielt inne und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Was war nur in sie gefahren?
    Anna war anzusehen, dass ihre Worte sie verletzt hatten. Lewis setzte ein mürrisches Gesicht auf. »Ich

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