Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
anders aussah als die in ihren Träumen. Das Gestein war zu schwarz, das Meer zu offen.
    »Und wir sind immer noch nicht weit genug im Norden«, sagte Kait.
    Am Abend hielten sie in einer kleinen Stadt namens Cannon Beach, kurz vor der Grenze zum Bundesstaat Washington. Es war fast dunkel, als Anna den Van in einer ruhigen Sackgasse, die am Strand endete, abstellte.

    »Das ist zwar vielleicht nicht legal, aber ich glaube nicht, dass das hier irgendjemandem etwas ausmacht«, sagte sie. »Ich habe im Ort kaum Leute gesehen. «
    »Das ist ein Urlaubsort«, sagte Rob. »Und im Moment ist keine Saison. «
    Nach Urlaubszeit sah es wirklich nicht aus. Der Himmel war bedeckt, es war kalt und windig.
    »Oben an der Hauptstraße habe ich einen kleinen Laden gesehen«, sagte Kaitlyn. »Wir müssen etwas zu essen kaufen. Brot und Erdnussbutter haben wir am Mittag aufgebraucht.«
    »Ich gehe«, sagte Anna. »Mir macht die Kälte nichts aus.«
    Rob nickte. »Ich komme mit.«
    Erst als sie weg waren, wünschte Kait, Lewis hätte sich ihnen auch angeschlossen. Sie machte sich Sorgen um Gabriel.
    Er wirkte angespannt und starrte abwesend aus dem Fenster in die Dunkelheit. Über das Netz spürte Kaitlyn nur Kälte und hohe Mauern – als verschanze er sich in einem Schloss aus Eis.
    Je mehr er zu verbergen hatte, desto höher waren die Mauern, die er errichtete, das wusste Kaitlyn. Daher machte sie sich Sorgen, dass es ihm nicht gut ging – und er würde sie sicher nicht um Hilfe bitten.
    Ihr war auch noch etwas anderes aufgefallen. Er saß
noch immer auf dem Beifahrersitz. Die anderen hatten immer wieder den Platz gewechselt, doch Gabriel landete immer vorne.
    Ich frage mich, dachte Kait, ob es damit zusammenhängt, dass ich am liebsten hinten sitze.
    Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie ihre Gedanken mittlerweile recht gut für sich behalten. Weder Lewis noch Gabriel schienen sie zu hören.
    Rob und Anna kehrten lachend und scherzend zurück, vom Wind zerzaust. Jeder hatte eine Papiertüte in den Armen.
    »Wir haben kräftig Geld verprasst«, sagte Rob. »Hotdogs aus der Mikrowelle. Die sind noch ziemlich heiß. Und Natchos und Chips.«
    »Und Kekse zum Nachtisch.« Anna blies sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht.
    Lewis grinste, als er seinen Hotdog auspackte. »So was Ungesundes. Joyce würde uns umbringen.«
    Einen Augenblick schwiegen alle. Wir können es immer noch nicht fassen, dachte Kait. Wir wissen alle, dass Joyce uns hintergangen hat, aber wir können es nicht recht glauben, dass jemand sich dermaßen verstellen kann.
    »Sie war so – erfrischend«, sagte Anna. »So spritzig. So tatkräftig. Ich mochte sie von der ersten Minute an, in der ich sie gesehen habe.«
    »Und das hat sie ausgenutzt«, entgegnete Gabriel
spitz. »Sie sollte uns anheuern. Dass wir sie mochten, gehörte zum Plan.«
    Diese Anspannung, dachte Kaitlyn. Er kann sich kaum beherrschen. Sie beobachtete, wie Gabriel gierig in seinen Hotdog biss, und ihr wurde immer mulmiger zumute.
    »Der ist richtig gut, nicht wahr?«, sagte sie. Ihr Blick ruhte auf Gabriel, und sie bemühte sich, über das Netz absolut neutral zu wirken. »Aber vielleicht reicht es nicht«, fügte sie beiläufig hinzu.
    »Wir haben zwei für jeden und noch ein paar Extras«, sagte Anna und folgte Kaits Blick. »Du kannst noch einen haben, Gabriel.«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. Seine zornigen grauen Augen ruhten warnend auf Kaitlyn.
    »Ich wollte nur helfen«, sagte Kaitlyn. Sie beugte sich vor, sodass sie Gabriel ganz nah war, fischte sich ein paar Chips aus der Tüte und flüsterte ihm zu: »Ich wünschte, du würdest mich lassen.«
    Am besten kannst du mir helfen, indem du mich in Ruhe lässt.
    Der Gedanke kam schnell und brutal und war nur für sie bestimmt. Kait merkte, dass keiner der anderen ihn gehört hatte. Gabriel hatte die Kunst der privaten Kommunikation perfektioniert.
    Er würde sich also nicht von ihr helfen lassen. Er brauchte Hilfe, so viel war sicher. Sein Gesicht war
noch blasser als sonst, fast kalkweiß, und er wirkte, als müsse er sich beherrschen, als stünde er innerlich unter großem Druck und könnte jeden Moment in die Luft gehen.
    Doch er war stur. Gabriel wusste nicht, wie man jemanden um Hilfe bittet. Er wusste nur, wie man sich etwas nimmt.
    Vergiss es, dachte Kaitlyn und betrachtete ihn verstohlen. Ich kann auch stur sein. Und ich will verdammt sein, wenn ich es zulasse, dass du dich umbringst – oder jemand anderen.
     
    Gabriel

Weitere Kostenlose Bücher