Visite bei Vollmond
die
Dunkelheit, sodass ich die beiden nicht mehr sehen konnte. Aber ich hörte
Jorgen aufschreien.
»Nein â¦Â«, flüsterte Helen.
»Samson, Lars, Nichola ⦠Als sie wissen wollten, wie Winter so lange leben
konnte, hat er einige von ihnen mit Blut bestochen. Nehmt einen von ihnen!«,
flehte sie. Am äuÃersten Rand des Rudels lösten sich ein paar Werwölfe aus den
Schatten und rannten davon.
Lucas schnippte mit den
Fingern, woraufhin andere Wölfe die Verfolgung der Verräter aufnahmen. »Wer
sonst noch?«
»Niemand!«, rief sie.
»Nun gut. Dann werden wir ein
Urteil fällen.«
Aus den Reihen des Rudels erhob
sich ein fiependes Knurren. Helen wurde bleich. »Fenris, nicht â¦Â«
Fenris Junior kam in den Kreis
gerannt, erst auf vier Beinen, dann auf zweien, und lieà sich vor seiner Mutter
auf die Knie fallen. »Tut ihr nicht weh!«
Lucas bückte sich, packte den
Jungen im Nacken wie einen Welpen und hob ihn hoch.
»Nein, Lucas â nicht«, hauchte
Helen.
»Die Ehre des Rudels verlangt,
dass deine Blutlinie bestraft wird â also ihr beide .« Die Kreaturen auÃerhalb des Kreises schoben
ihre Zähne und Klauen hinein, packten Helen und zogen sie mit sich in die
Dunkelheit. Lucas schleuderte Fenris Junior zu Boden. Der Junge schlug hart auf
und blieb wie ein Häufchen Elend liegen. Wütend stellte ich mich vor ihn.
»Das kannst du nicht machen,
Lucas. Er ist noch ein Kind.«
»Geh mir aus dem Weg, Edie.«
»Ich werde das nicht zulassen.«
Hilfe suchend schaute ich zu Anna, doch die hob entschuldigend die Arme, um mir
zu zeigen, dass ihr die Hände gebunden waren. »Wenn du ihn tötest, wirst du das
ewig bereuen!«
»Ich werde es ewig bereuen,
wenn ich ihn leben lasse. Denn dann werde ich für immer der Rudelführer sein,
der entehrt wurde.«
»Na und? Das bedeutet nichts!
Für niemanden!!« Ich half Fenris Junior auf die Beine und schob ihn hinter
meinen Rücken.
Immer mehr Wölfe und
Wolfsmenschen kamen angepirscht, und einer von ihnen schob sich zwischen den
Bären hindurch. Sein Fell war schwarz mit weiÃen Flecken. Als er den Kreis
überschritt, verschwand der Wolf und lieà Viktor zurück. »Für mich schon. Diese
Blutlinie hat ihr Recht verwirkt, unser Rudel anzuführen.« Viktor stellte sich
mitten in den Kreis und brüllte so laut, dass ihn alle hören konnten. » Ich habe alles aufgeklärt,
restlos. Aber niemand von euch wollte mir zuhören. Deshalb habe ich einen der
Drogendealer befragt und dabei herausgefunden, dass er seine Droge â das Luna
Lobos â direkt von Jorgen bekommen hat. Hier ist er.« Der Werwolf zerrte an
einem Mann und schubste ihn so hart, dass er auf die Knie fiel.
Jake. Mir blieb fast das Herz
stehen. Aber warum war er nicht mit den ganzen anderen verrückten neuen
Werwölfen hier drauÃen unterwegs herumgeirrt? Die Schatten hatten sich wohl
zumindest darum gekümmert . Momentan starrte Jake noch auf den Boden, aber
bald würde er hochschauen und mich sehen.
Viktor fuhr fort: »Du bist kein
Anführer, Lucas. Sieh dir doch nur an, was für ein Chaos im Rudel herrscht, wie
viele Verräter es beherbergt. Töte den Jungen â und dann kämpfe mit mir um dein
Rudel.«
Lucas musterte Viktor, der nun
stolz durch den Kreis marschierte. »Für wen hältst du dich eigentlich? Willst
mir sagen, was ich zu tun habe?«
Viktor schlug sich prahlerisch
auf die Brust. »Ich habe mir jeden deiner Kämpfe angesehen, ich kenne all deine
Schwachstellen. Und das wird sich nun auszahlen!«
Lucas kam auf mich zu, als
wollte er sich Fenris holen. Der ging hinter mir in Deckung und schaffte es so
bis zum Rand des Kreises. Ich hörte ihn knurren, als er sich verwandelte, dann
sein ängstliches Fiepen, das durch seine Flucht schnell leiser wurde. Erst sah
es so aus, als wollte Lucas ihm nachsetzen, doch dann wirbelte er herum, war
mit zwei Schritten bei Viktor und rammte ihm die Faust mit so viel Wucht in den
Magen, dass sein Herausforderer fast in die Luft geschleudert wurde. Als der
sich aufrichtete, zog Lucas ihn mit sich hoch, und plötzlich verschwand seine
Hand in Viktors Brust. »Sieht so aus, als gehöre dein Herz mir.«
Viktor konnte nichts erwidern.
Sein Gesicht war knallrot und seine Rippen schienen den Brustkorb zu sprengen,
so krampfhaft rang er um Luft. Lucas blieb
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