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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Dann
löste sie sich aus Jorgens Armen und warf sich Anna zu Füßen. »Zeige Gnade. Wir
werden Buße tun.«
    Der graue Vampir hüstelte.
»Eure Rührseligkeit ist höchst ungebührlich.«
    Â»Dren, sei so gut und töte
ihn«, bat Anna den Schäler.
    Der zögerte. »Sein Tod könnte
dir viele Feindschaften einbringen, Sanguina. Feindschaften, die du zu diesem
Zeitpunkt deiner illustren, fünf Stunden alten Laufbahn vielleicht noch nicht
pflegen möchtest.«
    Â»Das kümmert mich nicht.«
    Dren zuckte mit den Schultern
und drückte seine Sichel an die Kehle des Grauen. »Wollt ihr nicht wissen, was
mit Santa …«, setzte der an, doch Anna schaute nicht einmal hoch. Der Schäler
zog den Arm durch, und der Vampir löste sich in eine Staubwolke auf.
    Das Wolfsgeheul wurde lauter,
die Macht des Schattens schwand. Anna konzentrierte sich nun auf Helen. »Ein
solches Mahl bot sich mir noch nie. Kein Wunder, dass wir euresgleichen einst
als Haustiere hielten. Vielleicht sollte das deine Bestrafung sein: Ich kette
dich ans Fußende meines Bettes und sauge dich jede Nacht aus.«
    Plötzlich tauchte Lucas als
Wolf vor unserem Kreis auf und nahm die Barriere mit einem Sprung. Die
Tiergestalt verließ ihn dabei genauso mühelos, wie sie wohl gekommen war. Er
landete in der Hocke, mit beiden Händen aufgestützt. Ihm folgten noch zwei
weitere Werwölfe.
    Â»Ihre Bestrafung steht uns zu.«
Er erhob sich und sah Helen vorwurfsvoll an. »Was hast du dir nur dabei
gedacht? Wie konntest du uns eine solche Schmach zufügen?«
    Â»Mein Vater hat meinen Mann
umgebracht, um sein Geheimnis zu bewahren und sich ein paar zusätzliche Jahre
zu erkaufen. Fenris, mein geliebter Fenris, musste sterben, weil mein Vater
sich heimlich Vampirblut zunutze machte, was niemand wissen durfte.« Helen nahm
eine Handvoll Schneematsch und schleuderte sie Lucas vor die Füße. »Fenris
Junior war zu jung, um das Rudel zu führen, und eine Frau würden sie nie zum
Leitwolf wählen. Also musste ich den Dreckskerl so lange am Leben lassen, bis
die Stellung meines Sohnes gesichert war – und plötzlich ernannte er Lucas zu
seinem Nachfolger!« Wütend verzog sie das Gesicht. »Da habe ich selbst einen
Pakt mit Kabinett Grey geschlossen und ihnen versprochen, eine Armee
aufzustellen, um an dieses Blut heranzukommen. Daraufhin haben sie meinem Vater
weiteres Vampirblut verweigert. Jorgen hat ihn überfahren, aber das Schwein
wollte trotzdem nicht sterben. Fast wäre alles ruiniert gewesen. So lange habe
ich gewartet und mich in Geduld geübt, und wofür?«
    In Lucas’ Miene spiegelten sich
Mitleid und Entsetzen. »Ich habe dir doch versichert, dass ich nur
übergangsweise das Rudel anführen werde. Warum hast du mir nicht geglaubt?«
    Â»Niemand gibt freiwillig einen
Thron auf!«
    Lucas ballte die Fäuste. »Ich
bin nicht wie er, Helen.«
    Â»Das sagen alle Männer.«
    Anna baute sich vor Lucas auf.
»Ich fordere ihr Leben. Ein Leben für ein Leben – so hielt man es in alten
Zeiten.«
    Â»Wir werden sie nach unserem
Ermessen strafen. Nimm Jorgen statt ihrer.« Die Werwölfe, die Lucas begleitet
hatten, packten Jorgen, der sich heftig dagegen wehrte.
    Â»Nein!« Helen schrie auf und
griff nach ihm, als er weggeschleift wurde.
    Â»War er es, der dich
angegriffen hat, Edie?«, fragte Anna. Ich nickte. »Dann akzeptieren wir ihn
stattdessen. Er wird so sterben, wie du es wünschst.«
    Ich wich zwei Schritte zurück.
»Und … wenn ich es gar nicht wünsche?«
    Sie kniff warnend die Augen
zusammen. »Sike ist sicher nicht gestorben, damit er leben kann.«
    Sprachlos starrte ich sie an.
    Ich konnte Patienten mit Nadeln
traktieren, schmerzhafte Wunden reinigen und ein schreiendes Baby festhalten,
um ihm eine Magensonde in die Nase zu schieben – ich konnte sogar einem Vampir
Blut abzapfen. Aber konnte ich ganz allein den Tod eines Mannes befehlen?
    Â»Wenn ich einen Vorschlag
machen dürfte, Ladys«, meldete sich Dren zu Wort. »Ich wollte schon immer einen
Werwolf als Spürhund haben.«
    Anna sah mich fragend an, dann
drehte sie sich zu Dren um. »Tu es.«
    War das besser als der Tod?
Tatenlos sah ich zu, wie Dren Jorgen an sich riss. Da wusste ich: Das würde ich
für den Rest meines Lebens bereuen. Dren zerrte ihn aus dem Kreis heraus in

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