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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Wesen sah nicht mehr wirklich aus wie Meaty. Die körperliche
Erscheinung meiner Stationsschwester war von Licht umgeben, das jedoch
irgendwie seltsam wirkte. »Um deine Frage zu beantworten, Blutsklave: Ich bin
ein Avatar des Konsortiums. Dieser Körper war – abgesehen von den Fellträgern –
als Einziger im näheren Umkreis groß genug, um mich aufzunehmen.« Meaty sah
sich suchend um. Ich wollte lieber nicht wissen, wonach.
    Â»Du da.« Meaty drehte mit dem
Fuß einen Stein um. »Komm rauf und erkläre dich.«
    Jeden anderen hätte ich für
total irre gehalten, wenn er mit dem Boden sprach. Aber ich hatte so eine
Ahnung, bei wem da gerade geklopft wurde.
    Am Fuß des Baumes liefen dunkle
Flecken zusammen, verdichteten sich zu einer ölartigen Substanz und formten
schließlich eine hüfthohe Gestalt.
    Â»Euer Gnaden, ehrenwerter
Doktor Swieten …«, setzte die Teerfigur an. Obwohl die Schatten eigentlich
formlos waren, kam es mir so vor, als würden sie katzbuckeln.
    Â»Wagt es nicht, mich beim Namen
zu nennen, als würden wir uns kennen, Dunkle.« Das Strahlen rund um Meaty
verstärkte sich.
    Â»Niemals wieder, Doktor,
niemals wieder. Bitte, zeigt Gnade.« Die Schatten dünnten sich aus und
versanken im Angesicht dieser Helligkeit ein Stück weit im Boden.
    Â»Ihr wisst sehr gut, wie
wertvoll dieses Gebiet ist. Was könnte so wichtig sein, dass ihr euren Posten
verlasst?«
    Â»Santa Muerte ist entflohen.
Wir mussten sie aufspüren.«
    Meatys glühende Gestalt zog
eine Augenbraue hoch. »Und wart ihr erfolgreich?«
    Â»Nein!« Hundertfaches Wimmern
in einem Wort vereint. »Sollte es ihr gelingen …«
    Der Avatar des Konsortiums
winkte mit einer glühenden Hand ab. »Eure Torheit ist keine Entschuldigung
hierfür. Brecht eure Suche ab und beseitigt das Chaos, das hier angerichtet
wurde.«
    Es tat gut zu sehen, dass es
etwas auf der Welt gab, das die Schatten fürchteten. Doch dann wurde mir eines klar:
Wenn sie sich fürchteten, sollte ich das besser auch tun. Das Geheul hinter uns
war verklungen, und die Werwölfe außerhalb unseres Kreises verhielten sich
ruhig. Aber es kam mir nicht so vor, als würden sie abwarten, für sie schien
vielmehr die Zeit stehen geblieben zu sein. Vergeblich suchte ich die Gruppe
nach Jake ab.
    Meaty streckte einen Arm
Richtung Krankenhaus aus. »Diese vergifteten Menschen waren nie dazu bestimmt,
Formwandler zu werden, Schatten. Heilt sie oder tötet sie.« Damit ließ das Strahlen
des Avatars nach und mit ihm schwand auch das Gefühl, einer fremden Macht
gegenüberzustehen.
    Â»Warte!«, schrie ich. Gideon
legte mir eine Hand auf den Arm, um mich zurückzuhalten. »Was ist mit dem
Rest?«
    Das Licht erstrahlte wieder,
und der Avatar des Konsortiums musterte mich herablassend durch Meatys Augen.
»Überall in der Stadt wurden zusätzlich rätselhafte Brände gelegt, um das Chaos
zu erklären. Für alles, was nun noch bleibt, werdet ihr sicher eine Lösung
finden.« Meaty warf Anna und Helen einen durchdringenden Blick zu, dann schwand
das Licht wieder. Der Schatten über uns blieb allerdings bestehen. Als alles
vorbei war, taumelte Meaty erschöpft und wurde von Gina aufgefangen.
    Anna ging zu Helen hinüber.
Ihre Tiergestalt war verschwunden, doch Sikes Blut klebte noch an ihren Händen.
Jorgen legte den Arm um sie.
    Â»Deine Dienerin hat tapfer
gekämpft, aber …« Helens Worte klangen entschuldigend, ihre Stimme jedoch
nicht.
    Â»Ich habe sie geliebt.«
    Â»Dann stimmt mit dir
irgendetwas nicht. Vampire lieben nicht«, erklärte Jorgen. Unter seiner Haut
zuckten Muskeln – ob mit oder ohne Fell, man durfte ihn nicht unterschätzen. Er
drückte Helen schützend an sich. In einiger Entfernung setzte das unheimliche
Heulen wieder ein.
    Â»Was wurde mit ihrem Blut
erkauft?«, fragte ich, weil ich die Bestätigung brauchte, dass es nicht umsonst
vergossen wurde.
    Â»Kabinett Grey hat uns
zugesichert, dass sie uns ihr Blut geben würden, wenn wir zuvor das Blut von
hier für sie stehlen. So wie sie es auch schon Winter gegeben hatten, um sein
Leben zu verlängern.« Helen suchte den Blick des Abgesandten der Greys. »Ihr
Teufelspakt mit meinem Vater hat meinen Mann das Leben gekostet. So wie ich
meinen Mann liebte, habe ich meinen Vater gehasst, da er ihn getötet hat.«

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