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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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über sich die Sterne.
    »Ich habe mir das genau überlegt«, holte Fiona ihn in die Gegenwart
zurück. »Es ist für uns wirklich nicht ganz einfach, ein Haus zu finanzieren.
Aber es gibt da eine Möglichkeit: Wir könnten uns ein altes Haus kaufen, eines,
das dringend renoviert werden muss. Das richten wir uns her. Das kriegen wir in
den Griff.«
    »Und Nürnberg?«, fragte Morgenstern ungläubig. Fiona musste doch
wissen, dass er wieder zurückwollte.
    »Das läuft uns nicht weg. Falls wir eines Tages hier wegziehen
wollen, verkaufen wir das Haus eben wieder und haben garantiert ein gutes
Geschäft gemacht. Bis dahin aber leben wir glücklich und zufrieden.«
    »Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute«,
fügte Morgenstern süffisant hinzu.
    Fiona blitzte ihn wütend an. »Himmel, Mike, jetzt sei doch nicht so
stur.«
    »Ich bin nicht stur, ich bin realistisch. Und ich mag nicht. Ich habe
weiß Gott genug um die Ohren. Auf der Arbeit und hier mit den Jungs. Ich binde
mir doch keine Baustelle ans Bein und stottere für den Rest meines Lebens einen
riesigen Kredit bei der Bank ab. Nein danke.« Er schenkte sich Wein nach.
    »Warum willst du unbedingt ein eigenes Haus?«, fragte er schließlich.
»Ich verstehe das einfach nicht. Das raubt uns das bisschen Freiheit, das wir
uns bisher bewahrt haben.«
    Fiona schüttelte den Kopf. »Du und deine Freiheit. Das bildest du
dir doch bloß ein. Amerika, Nürnberg – du glaubst immer noch, dass dir die
Welt offensteht. Werd endlich erwachsen. Du bist hier, du hast einen guten Job,
eine prima Familie. Höchste Zeit, richtig sesshaft zu werden.«
    »Und wenn ich nicht mag?«, beharrte Morgenstern und spürte dabei
schon wieder ein unangenehmes Drücken in der Brust.
    »Dann nehme ich die Sache in die Hand. Keine Angst, ich manage das
schon für uns. Du darfst dich zurücklehnen. Vertrau mir. Gib mir einfach grünes
Licht.« Fiona schaute ihm für einen Moment direkt in die Augen. Dann rückte sie
mit der Nachricht des Tages heraus: »Ich habe mich sogar schon ein bisschen
umgeschaut.«
    Jetzt war die Katze aus dem Sack. Fiona steckte schon mitten in den
Planungen, ohne ihm einen Pieps gesagt zu haben. Morgenstern war für kurze Zeit
sprachlos. Erst jetzt fiel ihm ein, dass Fiona in den vergangenen Wochen in den
Samstagsausgaben der Zeitung den Immobilienteil studiert hatte.
    Fiona lächelte seine Empörung einfach weg: »Du wirst schon kein
Spießer werden, bloß weil du unter die Immobilienbesitzer gehst.«
    »Das wäre ja noch schöner«, sagte Morgenstern und wusste, dass seine
Frau zielsicher eine seiner Grundängste getroffen hatte.
    Sie rückte näher an ihn heran. »Weißt du, wie ich auf die Idee gekommen
bin? Es gibt hier in Eichstätt einen Verein, der sich um alte Häuser kümmert.
Um Häuser, die dringend renoviert werden müssten. Die vermitteln solche Häuser
und machen Tage der offenen Tür, bei denen man sich beraten lassen kann. Quasi
von Hausbesitzer zu Hausbesitzer.«
    »Ein Bruchbudenverein«, fasste Morgenstern unbarmherzig zusammen.
    »Wenn du meinst. Auf jeden Fall ist so eine ›Bruchbude‹ etwas, was
sogar wir finanzieren könnten.«
    »Und ich bin dann in den nächsten Jahrzehnten der Heimwerker vom
Dienst. Mit goldener Kundenkarte beim OBI . Ausgerechnet
ich mit meinen zwei linken Händen.« Morgenstern streckte wie zum Beweis seine
Arme aus.
    »Du könntest das schon schaffen, wenn du dir einen Ruck gibst«, beharrte
Fiona.
    Morgenstern kannte Fiona viel zu gut, als dass er noch weiter
widersprechen würde. An diesem Abend hatte das keinen Sinn mehr. Es war
inzwischen dunkel geworden. Über ihnen glänzte ein makelloser Sternenhimmel.
Morgenstern erkannte wie immer nur ein einziges Sternbild und wies seine Frau
umgehend darauf hin.
    »Schau mal, da ist der Große Wagen. Wie schön!«
    »Der Große Wagen«, wiederholte Fiona. »Unser Umzugswagen, eines
Tages, in unser eigenes Haus.«
    Morgenstern lächelte. »Du reimst dir die Dinge immer so zusammen,
dass sie dir genau in den Kram passen. Es könnte ja auch der Wagen sein, der
uns nach Nürnberg bringt. Oder nach Amerika.«
    »Vergiss es«, sagte Fiona trocken und stand auf. »Ich hol dann mal eine
zweite Flasche Wein. Und was zum Lesen.«
    »Zum Lesen?«, fragte Morgenstern. »Einen Krimi?«
    »Nein, viel spannender. Etwas zur Einstimmung. Ein paar Zeitschriften
von diesem Denkmalschutzverein. Und eine Broschüre über seine Woche des offenen
Jurahauses. Die startet, wie es

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