Vogelwild
kleinen Aufkleber mit den Preisen
überall draufgemacht?«
»Aber selbstverständlich. Und wie vereinbart. Zwei
Drittel vom Preis gehen an uns, ein Drittel bleibt bei Ihnen.«
»Lassen Sie mal sehen, was da so Schönes dabei ist.«
Fiona nahm eine DIN-A 4-große Steinplatte aus der Obstkiste, die Akatoblu auf dem Boden
abgestellt hatte. »Ein Grashüpfer! Der ist aber toll!«
»Finde ich auch. Der ist aus unserem Bruch in
Wintershof, ganz frisch gefunden, hundertdreißig Euro sind dafür ein
angemessener Preis.«
Morgenstern hatte genug gehört. »Herr Akatoblu, jetzt
reicht’s aber, ich habe die Nase gestrichen voll. Sie sehen doch wohl, mit wem
Sie es hier zu tun haben? Ich werde es nicht dulden, dass Sie Ihre schmierigen
Geschäfte vor meinen Augen abwickeln – und noch dazu mit meiner eigenen Frau.
Das wird auf jeden Fall ein Nachspiel haben, das garantiere ich Ihnen!« Er
holte tief Luft: »Ich hatte wirklich gehofft, dass Ihnen die Vorgänge der
vergangenen Wochen eine Lehre gewesen wären. Das hätte alles sehr, sehr böse
für Sie ausgehen können. Und ich Idiot habe Ihretwegen sogar noch dem
türkischen Verein einen Besuch abgestattet und allen erklärt, dass Sie mit dem
Tod von Herrn Önemir nichts zu tun haben, sondern dass genau das Gegenteil der
Fall ist, nämlich dass Herr Önemir Ihnen bis zuletzt völlig zu Recht vertraut
hat. Und was machen Sie? Sie bringen sich sofort wieder in Teufels Küche!«
Fiona und Akatoblu verfolgten Morgensterns Eruption
mit offenen Mündern. Zuerst brach Fiona, dann auch der Türke in Lachen aus. Sie
lachten und lachten und fanden gar kein Ende. Fiona hatte schließlich sogar
Tränen in den Augen.
Kopfschüttelnd sah Morgenstern die beiden an.
Schließlich sagte er gereizt: »Darf man vielleicht wissen, was hier gespielt
wird? Ich würde nämlich auch gerne mitlachen. Und Sie, Herr Akatoblu, lassen
Sie es sich gesagt sein: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«
Fiona wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den
Augen, dann reichte sie Morgenstern den versteinerten Grashüpfer. »Schau sie
dir mal ganz genau an.«
Morgenstern war ratlos. »Eine Versteinerung, ein
Grashüpfer, das sehe sogar ich. Ist ein bisschen nachpräpariert, damit er
besser zur Geltung kommt. Bestimmt hat das irgendein Hinterzimmer-Präparator in
Schwarzarbeit gemacht.«
»Schau genauer hin, Mike.«
Morgenstern drehte die Steinplatte stirnrunzelnd in
den Händen und besah sich den Aufkleber mit dem aufgedruckten Preis.
Schließlich schaute er auf die Rückseite, auf der ein Papier mit einem Stempel,
einer Unterschrift und dem großen Aufdruck »Zertifikat« klebte.
Leise murmelnd überflog er den Text auf dem Blatt:
»›Hiermit bestätigen wir, dass dieses Fossil aus den Steinbrüchen der Schredl
GmbH in Wintershof, Schicht Malm Zeta, stammt. Es wurde am 3. Juli 2008
von dem Mitarbeiter Omar Uzlan gefunden, im eigenen Unternehmen sorgfältig
präpariert und ordnungsgemäß in den Handel gebracht.‹« Laut las er nun die
Unterschrift: »›Pauline Schredl‹.« Eine Weile blieb es still, dann schaute er
Akatoblu an. »Sie arbeiten nun also für die Frau Schredl?«
»Freilich«, sagte der Türke fröhlich. »Schon seit ein
paar Wochen. Ich habe ihr den Vorschlag gemacht, dass wir das Fossiliengeschäft
doch professionell aufziehen könnten. Inzwischen habe ich gute Kontakte zu
meinen Landsleuten und hole die Sachen direkt bei ihnen ab. Ich zahle sofort
und in bar und liefere alles bei Frau Schredl ab, die dann für die Zertifikate
verantwortlich ist.«
»Das wundert mich aber alles sehr. Früher standen Sie
bei Ihren Landsleuten doch nicht sehr hoch im Kurs, oder? Da hat sich wohl der
Saulus zum Paulus gewandelt.«
Akatoblu musste erst überlegen, dann endlich fiel bei
ihm der Groschen. »Ach, Herr Kommissar. Inzwischen trinke ich keinen Tropfen
Alkohol mehr, ich bin bei jedem Freitagsgebet in der Moschee und habe auch
schon eine große Spende an unsere türkische Gemeinde gemacht. Allah ist groß,
Allah hat mein Leben zum Guten verändert.« Als er Morgensterns erstaunten Blick
sah, fragte er unvermittelt: »Sind Sie ein frommer Mann?«
»Geht so, ich bin katholisch«, druckste Morgenstern
herum. Dieser plötzliche missionarische Eifer behagte ihm gar nicht. Rasch
legte er den Grashüpfer in die Obstkiste zurück. »Ich muss dann mal weg«, sagte
er und fragte im Hinausgehen noch: »Was gibt es eigentlich heute bei uns zum
Abendessen?«
»Liegt alles schon für dich in der Küche
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