voll im Einsatz
wie im Traum und nicke.
Und dann laufen wir zur Klasse. Schaf Livi mit einem Lächeln im Gesicht, das garantiert bis Sonntag nicht mehr weggehen wird. Selbst als wir die Klassenzimmertür öffnen und ich Gregorys Blick sehe (uuuuh, düsterster Kohlenkeller!), verschwindet mein Glücksgefühl nicht. Daniel hat mich ins Kino eingeladen! Daniel, Daniel, Daniel!
Und Gregory – Kohlenkeller-Gregory – wird sich schon noch für mich freuen, wenn ich ihm erst davon erzähle. Dass Daniel sich nämlich bei mir entschuldigt hat und überhaupt. Oh, wie Gregory sich freuen wird! Denn er ist ja meine beste Freundin!
Und – hihi – beinahe bin ich jetzt sogar froh, dass Frau Tönning diesen peinlichen Brief von mir vorgelesen hat. Denn sonst hätte Daniel ja gar nicht zuhören können und gar nicht bemerken können, dass …
Oh, alles wird gut! Schule ist schön!
Was man tun sollte, wenn man Steine in den Weg gelegt bekommt? Goldene Regel: Das Beste daraus machen! Lackieren, bekleben, ansprühen, sodass aus dem Stein ein glitzerndes, funkelndes Schmuckstück wird.
H ilfe! Socorro ! Wen interessieren eigentlich irgendwelche politischen Strukturen bei uns im Land? Kann man im Bundestag vielleicht einkaufen gehen? Seufz. Ist ja echt quälerisch, hier so lange sitzen zu müssen, wenn draußen das richtige Leben auf einen wartet!
Was nuschelt der da vorne jetzt? Ob jemand von uns sich schon mal Gedanken darüber gemacht hat, wie man die Wirtschaft ankurbeln kann?
Na, also wie man das kann, das könnte ich ihm aber null problemo erklären! Da hätte er mal gleich Dodo und mich fragen sollen! Denn wir kurbeln gerade die Wirtschaft so dermaßen fuerte , nämlich stark an, dass dieses Land nur warten soll, was passiert, wenn wir erst aus der Schule raus sind!
Da ich aber keine Lust habe, meine kostbaren Energien zu vergeuden (hups, mal eben checken: Ist mein Nagellack noch okay?), werde ich mir ein belehrendes Gespräch mit unserem Politiklehrer sparen. Schätze, so fade wie der aussieht, hat der sowieso keine Ahnung von Lifestyle, Liebeshilfe oder den letzten Trends!
Endlich ist die erste Stunde rum, und Dodo und ich jagen sofort los. Ach, das Geschäftsleben ist einfach muchos genialos ! (Äh, okay, das letzte Wort gibt’s im Spanischen vermutlich gar nicht, klingt aber gut, hihihi!) Wir können es kaum erwarten, zu Madame Diamants Kasten zu kommen.
Guckt auch keiner? Dodo und ich vergewissern uns gleich doppelt, dass wir auch wirklich unbeobachtet sind. Dann langen wir in den Kasten hinein und fischen mit den Händen drin herum. Ist da überhaupt was?
Es ist! Bingo! Acht Briefe halte ich zwischen meinen wohlmanikürten Fingern. Acht! Schon nach der ersten Schulstunde! Wie viele werden es wohl heute Mittag sein?
Glücklich wedele ich damit vor Dodos Nase rum. »Dodo! Wir werden reich!«
»Und berühmt!«, fügt Dodo praktisch denkend hinzu.
Wo sie recht hat, hat sie recht. Wir werden so schnell in aller Munde sein, dass wir uns vor hilfesuchenden Schülern, die von anderen Schulen zu uns strömen, kaum werden retten können! Ja, erst die Schulen, dann die Welt! Ich sehe schon die Angebote aus Übersee und dann all die vielen Reporter, die natürlich unbedingt wissen wollen, wie wir …
»Mach auf!«, treibt Dodo. »Ich will wissen, was drin steht!«
Hach, dass Dodo immer so drängeln muss!
In dieser Sekunde biegen zwei kleine Fünftklässler um die Ecke. Deshalb – schwupp – schnell unter meinen Mantel mit den Briefen. Die Kleinen haben nichts gesehen. Madame Diamant darf schließlich nicht enttarnt werden. Erst nach vielen Jahren wilder weltweiter Spekulationen werden wir verraten, wer sich all die Zeit dahinter versteckt hat! Ja, wir werden Interviews auf unserer Dachterrasse in New York geben oder neben unserem Pool in Nizza oder …
»Wo sollen wir sie lesen?«, drängelt Dodo.
Was? Die Interviews? Einen winzigen Moment lang bin ich verwirrt. Ach nein, die Briefe natürlich! Die Briefe, die erst der Anfang unseres unaufhaltsam aufsteigenden, wegweisenden Weltkonzerns sind.
Wir verkriechen uns in einen kleinen Gang hinter dem Lehrerzimmer, ganz begierig auf die lustigen Fragen, die uns unsere Mitschüler stellen. Ach, es ist so ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden!
Ich rupfe den ersten Umschlag auf. »Hihihi, hör zu, Dodo! Ein Mädchen aus der Siebten möchte wissen, ob …«
»Tessa-Tiara? Dorothea? Habe ich euch eben bei dieser Madame-Diamant-Box gesehen?«
Huch, Frau Meyer-Buchsbaum! Wo ist
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