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voll im Einsatz

voll im Einsatz

Titel: voll im Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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dass er im Lotto gewonnen hat. (Aber genauso glücklich sieht er auch tatsächlich aus!)
    »Na ja, nicht allein«, lächelt Aua. (Er lächelt tatsächlich! Ich glaube, ich habe Aua noch nie lächeln sehen!) »Die anderen haben mir geholfen.«
    »Welche anderen?«, frage ich.
    Statt einer Antwort fragt Aua: »Willst du reinkommen?«, und hält die Tür bereitwillig auf.
    »Klar«, sage ich, »wieso nicht?« Und schon bin ich drin.
    So ein Zirkuswohnwagen ist ganz anders, als man ihn sich immer vorstellt. Ich meine, überhaupt nicht altmodisch, sondern sogar ganz extrem modern. Ganz anders als in Büchern oder Filmen. Da ist auf der einen Seite eine große Wohnzimmerecke und auf der anderen Seite eine blitzblank blitzende Küche mit einem lustigen roten Kühlschrank und bunten Bechern, die auf Haken an der Wand hängen. Richtig gemütlich.
    »Willst du einen Kakao?«, bietet mir Aua an und klingt nun fast stolz. »Ich kann mir nehmen, was ich möchte.«
    Ich habe ihn noch nie so viele Sätze hintereinander sagen hören. Aua KANN also normal reden! Wer hätte das gedacht?
    Ich nicke. »Danke. Aber – was machst du hier?« Und dann fange ich an, mit leicht vorwurfsvoller Stimme loszusprudeln: »Alle suchen dich! Kein Mensch weiß, wo du bist! Dein Vater war sogar bei der Polizei!«
    Bei dem Wort Vater zuckt Aua zusammen und guckt zu Boden. »Hmmmm …«
    Und da setze ich mich. Ich habe das Gefühl, das hier könnte eine längere Unterhaltung werden.
    Und tatsächlich: Aua redet und redet und erzählt und erzählt. Und ich höre zu, stelle ab und zu Fragen, trinke Kakao und versuche mir vorzustellen, was Aua durchgemacht haben muss.
    Als ich nach einer Stunde wieder aus dem Wohnwagen abhaue, bin ich komplett durcheinander. Vor lauter Nachdenken vergesse ich auch auf dem Rückweg, Leute zu beschatten. Das, was Aua mir erzählt hat, ist so hammerhaiheftig, dass ich mich vom bloßen Zuhören ganz wackelig fühle.
    Sein Vater ist anscheinend kein gesuchter Verbrecher. Auch kein Geheimdienstmann, und er wird auch nicht von der Mafia verfolgt. Nein, Auas Vater hat schon seit zwei Jahren keine Arbeit mehr und hat darüber vor Kummer angefangen zu trinken. Und nun trinkt und trinkt er nur noch, sagt Aua. Von morgens bis abends und von abends bis morgens. Manchmal ist er so betrunken, dass er nicht mal mehr weiß, dass Aua sein Sohn ist. Und regelmäßiges Essen hat es bei Aua zu Hause schon lange nicht mehr gegeben. (Und Klamotten gewaschen hat vermutlich ebenso lange schon keiner mehr. Jetzt ist mir auch klar, wieso Aua immer so stank.) Jedenfalls nicht mehr, seit seine Mutter auch noch im Krankenhaus ist. Puh, wirklich schlimm!
    Ja, und als Aua es dann irgendwann überhaupt nicht mehr aushalten konnte, da ist er einfach abgehauen. Hat erst eine Nacht in einem fremden Schrebergartenhäuschen verbracht und hat dann die Leute vom Zirkus kennengelernt. Die wollten ihn zwar sofort bei der Polizei abliefern, aber er konnte sie dazu überreden, ihn für ein paar Tage bei sich aufzunehmen.
    »Aber warum bist du denn nicht mehr zur Schule gekommen?«, fragte ich ihn.
    »Das ging ja auch nicht …«, murmelte Aua da und sah wieder schrecklich unglücklich aus. »Ich hatte ja kein Geld mehr. Und eigentlich war das auch der Grund, warum ich dann abgehauen bin. Und außerdem hat mein Vater gemerkt, dass ich Geld aus der Haushaltskasse genommen habe.«
    »Hä?« Ich verstand nicht, was zur Schule gehen mit Geld zu tun hat. Die Antwort schien Aua sehr peinlich zu sein. »Ich sag’s bestimmt keinem weiter«, versprach ich schnell.
    Und so erzählte Aua auch noch den Rest. Dass er in der Schule schon seit Wochen von einem älteren Jungen bedroht worden sei, und dass der Junge verlangt habe, dass Aua ihm jeden Morgen fünf Euro gibt.
    »Und irgendwann hatte ich nicht mehr so viel Geld«, brachte Aua mit tränenerstickter Stimme raus. »Da war unsere Haushaltskasse schon leer.«
    »Und was hat dieser miese Kerl gemacht, als du kein Geld mehr hattest?«, fragte ich wütend.
    »Mich verkloppt«, sagte Aua kläglich und schaute zu Boden, als würde er sich dafür schämen. »Das war am Dienstag. Und dann hab ich mich nicht mehr in die Schule getraut.«
    Armer Aua! Als ob sich jemand dafür schämen müsste, von einem viel größeren Jungen erpresst und schikaniert zu werden.
    »Und wie heißt diese Ratte?«, fragte ich böse.
    Aua zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, aber ich glaube, er geht mit deiner Schwester Olivia in eine Klasse.«
    Und –

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