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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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raus, dass es sich um Funda mit einem neuen Profilbild und neuem Namen handelt. Dann wird sich mit 1.000 Liebesschwüren entschuldigt und so weiter.
    Auffallend ist, wie höflich und nett die miteinander sind auf ihrem Facebook. Auf meinem Erwachsenen-Facebook hat mir noch nie jemand: Schatziii ich liebe dich!!! geschrieben, die machen das dauernd. Wenn ich ein Bild poste, bekomme ich höchstens zwei Daumen hoch, gefällt mir von irgendwem. Das war’s dann. Bei Kinder-Facebook ist es echt viel lustiger. Viel wärmer und freundlicher und viel mehr Action.
    Frau Freitag und Fräulein Krise im Integrationsexperiment
    Seit Jahren verspricht mir Fräulein Krise, dass sie mit mir hupend im Autokorso fährt, wenn die Türken beim Fußball gewinnen. Und wir haben verabredet, dass wir dann Kopftücher tragen, damit wir unter den jubelnden Türken nicht so auffallen. Ist bisher noch nie dazu gekommen. Da die Türkei seit längerem wohl nicht so grandios spielt, haben wir unser Vorhaben jetzt vom Fußball abgekoppelt.
    Fräulein Krise hat uns Kopftücher und den ganzen Schnickschnack besorgt, den man dazu braucht. Als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht, bindet sie mir mehrere Tücher um den Kopf und schiebt mich ins Badezimmer:
    »Voilà, die Türkin.« Und wahrhaftig sehe ich aus, als hätte ich den fettesten Migrationshintergrund, den man nur haben kann. Leider ohne Homer-Simpson-mäßigen Hinterkopf.
    »Ich will einen Hinterkopf!«
    »Kein Problem, warte mal, da stopf ich eine Socke rein.«
    Gesagt, getan. Dank Fräulein Krise und der Socke habe ich das erste Mal in meinem Leben einen formschönen Hinterkopf. Ich bin begeistert. Schon finde ich Gefallen an meiner Verkleidung. Schön warm, man braucht weder Mütze noch Schal, und die Haare musste ich mir auch nicht waschen.
    Dann verwandelt sich Fräulein Krise vor meinen Augen zu einer so was von echt aussehenden türkischen Anne, dass ich an ihrer Deutschheit zweifele. »Bist du sicher, dass deine Eltern nicht eingewandert sind? Frag doch noch mal nach!«
    Als wir fertig sind, fotografieren wir uns von allen Seiten. Ich trage hautenge Jeans, hochhackige Stiefel und eine schicke schwarze Lederjacke. Mein Kopftuch ist auch schwarz, und um unerkannt aus dem Haus zu kommen, setze ich erst mal die Sonnenbrille auf. Fräulein Krise hingegen trägt einen dicken, langen Mantel, sie wollte alles ganz authentisch machen, und ein braunes Kopftuch. Sie sieht irgendwie ein bisschen armselig aus. Ihr Gesicht wirkt traurig, wie es so aus dem braunen Tuch hervorguckt. Und ihre Sonnenbrille hat sie auch vergessen.
    Dann kommt der schwerste Teil unseres Integrationsexperiments: Aus meiner Wohnung auf die Straße kommen, ohne dass uns ein Nachbar sieht. Wir fliegen förmlich die Treppen hinunter und rennen fast zu Fräulein Krises Auto. Die ganze Aktion ist mit hysterischem Kichern unterlegt. Je weiter wir uns von meiner Straße entfernen, desto mehr genieße ich mein neues Ich. Nur wenn ich zu Fräulein Krise rübergucke, könnte ich mich totlachen.
    Wir gurken ziemlich unmotiviert mit dem Auto durch die Gegend und kommentieren den Kleidungsstil der Passantinnen: »Guck, guck, wieder eine mit Shorts«, ruft Fräulein Krise empört.
    »Ja, vallah , voll Schlampe!«
    Dann geht es zu einer großen Einkaufsmeile. Wir wollen shoppen gehen. Wir parken in einem Parkhaus und stürzen uns in die Einkaufsmeute.
    Was erwarten wir eigentlich? Wir wollen sehen, wie sich das so anfühlt mit Kopftuch in Deutschland. Wird man da anders angeguckt, anders behandelt, wie fühlt man sich selbst?
    Und während ich so an den Geschäften vorbeilaufe und mir die Menschenmassen entgegenkommen, merke ich, dass ich mich ganz komisch fühle. Ich fühle mich gut. Äußerst gut. Arrogant und überheblich fühle ich mich. Ich komme mir vor, als sei ich was Besseres als alle anderen. Wie eine saudi-arabische Selbstmordattentäterin fühle ich mich, und so sehe ich auch aus. Liegt vielleicht am schwarzen Kopftuch und der Sonnenbrille, die ich immer noch trage. Wenn ich dann allerdings den Kopf drehe und sehe, wie das klägliche Fräulein Krise neben mir latscht, dann merke ich deutlich den Unterschied. Sie ist türkische Mama, und ich bin definitiv arabisch.
    Fräulein Krise spielt ihre Rolle aber auch meisterhaft. Immer, wenn uns ein Mann entgegenkommt, senkt sie schüchtern und keusch ihren Blick. Ich rauche, mache große Schritte und gucke jedem, der mir entgegenkommt, direkt in die Augen. Na, spüre ich

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