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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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die Schüler die Wörterbücher. Alle arbeiten mit, die Stimmung ist gut, während sie ausschneiden, quatschen wir über alles Mögliche, es wird ganz heimelig. Ayla füttert mich mit Toffifee. Und am Ende sind wir alle schlauer.
    Dann der große Schock – die Zensuren. Eigentlich wollte ich den Schülern ihre Prognosen ausdrucken, aber der Computer hat gesponnen – das ganze Zeugnisprogramm war blockiert. Deshalb musste ich die gesamte Hausaufgabenstunde rumlaufen und den Schülern einzeln ihre Noten vorlesen. Heilsames Erwachen: » Abooo , ich muss mich voll anstrengen!« – »Ich schwöre, ich schwänze nicht mehr.« – »Ich brauch nur noch 15 Punkte …«
    Plötzlich steht Mariella neben mir und reicht mir einen Zettel. Ich denke: Entschuldigung oder eine Bewerbung, die ich verbessern soll. Aber dann trifft mich der Schlag. Auf dem Zettel steht: »Hiermit beantrage ich die Zulassung zur Teilnahme an der Realschulprüfung.«
    »Mariella, was ist das denn?«
    »Na, den Zettel sollte ich doch noch abgeben.«
    »Den solltest du doch schon letzten Freitag mit der Anmeldung zusammen abgeben. Warum war der nicht bei der Anmeldung dabei?«
    »Ich wusste ja nicht …«
    »Was wusstest du nicht? Das habe ich euch doch tausend Mal gesagt: die Anmeldung UND die Zulassungsanfrage. Die anderen haben das doch auch gleich mit abgegeben.«
    Mariella guckt mich entgeistert an. »Und jetzt?«, fragt sie.
    »Tja, jetzt weiß ich auch nicht. Du und Emre, ihr habt ja schon die Anmeldung erst am Montag abgegeben. Und jetzt fehlt auch noch dieser Zettel. Ich weiß nicht, ob die Prüfungskommission dich jetzt noch zulässt. Du musst den Zettel bei der Jahrgangsleiterin ins Fach legen.«
    »Kann ich das jetzt machen?«
    »Nein, in der Pause.«
    Im Lehrerzimmer treffe ich die Jahrgangsleiterin. »Anita, hast du das mitgekriegt mit Mariella? Erst gibt sie die Anmeldung voll verspätet am Montag ab, und jetzt fehlt auch noch der Elternzettel, also die Zulassungsanfrage.«
    »Ja, ich habe sie gerade draußen getroffen. Ich habe gesagt, dass sie wahrscheinlich nicht zugelassen wird. Also, ich bin dagegen und Hannelore auch.«
    »Tja«, sage ich, »zu spät ist eben einfach mal zu spät.«
    Allerdings tut mir Mariella jetzt schon wieder leid. Hätte ich den Zettel vielleicht doch irgendwie unter die Anmeldungen schmuggeln sollen? Wäre bestimmt gegangen. Ich hatte die zwar schon alle abgegeben, aber es hätte bestimmt die Möglichkeit gegeben, den Antrag noch nachzureichen – so »Huch, habe ich voll übersehen, hier ist ja noch einer …«
    Aber auf diese Idee bin ich gar nicht gekommen, weil ich so entgeistert war, wie locker Mariella alle meine Ermahnungen genommen und mir anscheinend als Einzige seit Wochen überhaupt nicht zugehört hat.
    Als ich gerade gehen will, kommt mir Herr Werner entgegen. »Frau Freitag, was hast du denn mit Mariella gemacht?«
    »Ich, wieso? Gar nichts.«
    »Sie heult draußen. Sie ist völlig fertig, weil sie nicht an der Prüfung teilnehmen darf. Anita hat ihr wohl schon gesagt, dass sie nicht zugelassen wird.«
    Ich erkläre ihm die ganze Geschichte. »Ja, ich verstehe«, sagt er. »Aber das ist deine Verantwortung. Du bist für sie verantwortlich. Du musst dich darum kümmern.«
    »Ich? Aber ich sage denen seit Wochen, dass sie das ernst nehmen sollen. Jetzt kann ich da auch nichts mehr machen. Jetzt muss das die Prüfungskommission entscheiden. Vielleicht sind die ja gnädig, sie hat schließlich ziemlich gute Noten.«
    Als ich das Schulgebäude verlassen will, kommt mir die völlig verheulte Mariella hinterhergerannt: »Frau Freitag, kann ich jetzt nicht die Realschulprüfung schreiben?«
    »Das weiß ich nicht. Das entscheide nicht ich. Wahrscheinlich nicht, denn du hast einfach zu spät abgegeben.«
    »Aber mir ist das total wichtig.«
    »Ach, wenn dir das so wichtig ist, warum hast du dir dann erst am Abgabetag einen Prüfer gesucht und die Anmeldung dann auch noch verspätet abgegeben.«
    »Na, ich wusste ja nicht.«
    »Was wusstest du nicht? Seit WOCHEN rede ich über nichts anderes mehr. Ich kann irgendwie nicht erkennen, dass dir diese Prüfung so wichtig ist.«
    Sie guckt mich völlig entsetzt an. Schon habe ich wieder Mitleid. »Na, jetzt lass mal den Kopf nicht hängen, vielleicht lassen sie dich ja doch zu, du hast ja gute Noten.«
    Damit lasse ich sie stehen. Auf dem Nachhauseweg grübele ich darüber nach, ob ich mich anders hätte verhalten sollen. War ich jetzt zu hart? Endgültigkeit

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