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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Und morgen mache ich das wieder so.
    Oki und asu
    Ach, die Kinder … wenn die doch in der Schule auch so wären wie bei Facebook. Im Internet sind die echt top. Lustig, schlagfertig, gewitzt und freundlich. Aber in der Schule – OMG. Für alle, die sich mit dem Schülertalk auf Facebook noch nicht so gut auskennen, hier mal ein paar Besonderheiten. Hat etwas gedauert, bis ich alles so einigermaßen gecheckt habe. Also, meine Schüler schreiben zum Beispiel immer oki und asu (okay und ach so) oder yetzt oder Ich liebe dich meine Pauerlocke . Und sie fangen jeden Satz mit hahahahaha an und sie denken, lol heißt lach opfer lach . Wenn sie in meinem Englischunterricht besser aufgepasst hätten, wüssten sie, dass es laughing out loud heißt.
    Ich begnüge mich die meiste Zeit mit der Beobachterrolle und kommentiere wenig (lesen tue ich aber ALLES). Aber manchmal kann ich nicht an mich halten. Marcella schrieb zum Beispiel neulich in ihrem Status: I’m in love. Da habe ich dann drunter geschrieben: Mir wäre lieber, du wärst IN SCHOOL. Prompt kam von ihr ein: hahahahaha … Freitag, ich werde mich verbessern – sie werden sehen, aber ich muss ihnen was gestehen, ich bin in Geschichte eingeschlafen, aber ich werde mich verbessern .
    Am nächsten Tag kam sie wieder zu spät. Aber schön, dass wir drüber gesprochen haben.
    Mariella schrieb mir vor einigen Tagen, dass sie noch immer nicht wüsste, was sie werden möchte. Ich habe ihr daraufhin gleich einen Link zur Arbeitsagentur geschickt. Sie hat sich sofort mit lauter Smileys bedankt und geschrieben: Ich hab Sie ganz doll lieb. Auch wenn ich das in der schule nicht so zeige.
    Am nächsten Tag hat sie mich wieder angeranzt, weil ich sie während des Unterrichts nicht zum Klo lassen wollte.
    Gestern war ich schon um 5 Uhr wach und checkte beim Kaffee, was meine Schüler bis spät in die Nacht auf Facebook so getrieben haben. Da sah ich, dass Bilal, der jeden Tag zu spät kommt, schon online war. Ich schrieb ihm sofort, dass er ja wohl mal pünktlich sein könne, wenn er sich schon so früh im Internet rumtreibt. Er kam auch pünktlich – breit grinsend wollte er mir dann während meiner Einführung ins Passiv erklären, dass er um 5 Uhr geduscht hätte und mir deshalb nicht gleich hatte antworten können.
    Besuch macht kluch
    Ich hatte Besuch in meinem Unterricht, bei der 7. Klasse in Englisch. Von Erwachsenen. Von Erwachsenen aus Dänemark. Lehramtsstudenten. Passte mir eigentlich gar nicht, denn ich wollte doch einen food -Vokabeltest schreiben und dann ein popliges Arbeitsblatt ausfüllen lassen. Spontan habe ich alles umgestellt, und es gab FOOD BINGO! Bevor die Studenten kamen, habe ich die Schüler geimpft: »Wir kriegen heute Besuch. Von Erwachsenen!«
    Tarkan gleich: »Ah, da sollen wir uns benehmen.«
    »Ihr sollt euch immer benehmen, nicht nur, wenn Besuch kommt.«
    »Aber in der Grundschule hatten wir auch immer Besuch bei der einen Lehrerin, und die haben dann geguckt, wie die Unterricht gemacht hat, und da mussten wir uns immer gut benehmen.«
    »Ah, eine Referendarin. Und habt ihr euch da benommen?«
    »Ja, und dann gab es Schokolade.«
    »Na, hier gibt es nichts.«
    Der Besuch kommt. Drei Frauen und vier Männer. Sie wollen sich nach hinten setzen. Nichts da. Sie werden auf die Gruppentische verteilt und sollen sich vorstellen. Sie sprechen kein Deutsch. Günstig, dass wir Englischunterricht haben. Sie stellen sich vor – Name, Alter und was für ein Fach sie studieren. Sie sind jung. Anfang zwanzig. In dem Alter bin ich noch ahnungs- und orientierungslos durch die Welt geturnt. Niemals hätte ich mich mit zweiundzwanzig in eine Schule begeben. Na ja, jedem das Seine.
    Wir fangen mit Hangman (Galgenraten) an – haben wir schon so oft mit angefangen, dass ich einen Schüler an der Tafel abstellen kann, der meine Rolle übernimmt. Ich setze mich neben Murat, der schon loslegt, seine Macken zu kriegen – wie Samira sagen würde. Es läuft wunderbar. Nur das mit dem Melden noch nicht. Aber egal, die Schüler sind voll dabei, schreien die Buchstaben in den Raum, erraten fast jeden Begriff, und ich bin stolz. Dann FOOD BINGO! Yeah, ich liebe Bingo! Weniger liebe ich es, das Spiel zu erklären. Die meisten Schüler kennen es, und die, die es nicht kennen, werden es schon irgendwie raffen. Eigentlich ist dieses Omaspiel ja ganz einfach. Man schreibt Begriffe in Felder, wartet darauf, dass sie vorgelesen werden, und streicht sie dann ab. Wenn man eine ganze

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