Volle Kanne
für Mel«, erzählte sie Jamie. »Wenn ihre kleine Enkelin zu Besuch kommt, ist Mel wie eine große Schwester für sie, und als Lydia das kleine Gästezimmer für das Mädchen renovieren wollte, haben Mel und ich ihr dabei geholfen. Wir haben den ganzen Raum in ein Barbie-Zimmer verwandelt. Alles passt zusammen, selbst die Vorhänge, die Bettwäsche, die Tagesdecke und die Teppiche erinnern an Barbie.«
»Die Tagesdecke?«, fragte Jamie gedankenvoll. »Ja. Auf ihr sind lauter Barbie-Gesichter abgebildet.« Jamie lief ein Schauder über den Rücken, als sie auf die abgedunkelten Fenster starrte und darüber nachdachte, was Maggie soeben gesagt hatte. Dann wandte sie sich Maggie zu. »Ich weiß, wo Mel ist!«
»Es ist zu gefährlich«, wandte Zack ein.
»Es ist meine Entscheidung«, erklärte Maggie ihm. »Ich habe keine Ahnung, was meine Tochter im Augenblick dort drüben durchmacht. Ich weiß nicht, ob sie verletzt ist – ich weiß nicht einmal, ob sie noch am Leben ist. Ben und Lydia könnten bereits tot sein. Ich werde es mit oder ohne deine Hilfe tun.«
»Ich brauche Zeit, um alles vorzubereiten«, erwiderte er scharf.
»Dann empfehle ich dir, dich damit zu beeilen.«
»Die Leitungen im Haus sind tot«, sagte Max. »Die Telefongesellschaft kann kein Problem feststellen; das bedeutet, dass …«
»Stanton hat die Leitungen gekappt«, beendete Zack den Satz für ihn, während Maggie bereits ihr Adressbuch hervorzog und hektisch nach Lydias Mobiltelefonnummer suchte. »Ich habe sie gefunden.« Sie nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte.
Lydia war gerade mit dem Tablett die Treppe heruntergekommen, als ihr Handy klingelte. Carl Lee hatte es sich in die Hosentasche gesteckt und sorgsam bewacht. »Nur einige wenige haben meine Handynummer«, sagte Lydia.
Carl Lee zog ihr Telefon aus der Tasche seiner Jeans und las die Nummer vom Display ab. »Wie interessant.« Er lallte bereits ein wenig. »Maggie Davenport.« Er zückte seine Waffe und reichte Lydia das Telefon. »Ein falsches Wort, und du bist tot.«
Lydia drückte auf die Taste. »Hallo, Maggie«, meldete sie sich, und ihre Stimme klang erstaunlich ruhig. Sie legte die Hand auf die Sprechmuschel und sah Carl Lee an. »Es ist für Sie.«
Die Sekunden zogen sich hin, während Maggie wartete und sich fragte, ob Carl Lee mit ihr sprechen würde. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie befürchtete, sie würde seine Stimme nicht verstehen. Sie konnte kaum atmen, und sie durchlebte ihren Alb träum noch einmal. Es war beinahe so, als wäre sie wieder im Kofferraum seines Wagens eingesperrt. Endlich meldete er sich, und Maggie wappnete sich. Ihr Zorn war jetzt groß genug.
»Du hast meine Tochter.« Ihre Stimme klang kalt. »Ich will sie wiederhaben. Sofort.«
Schweigen. »Warum sollte ich dir diesen Gefallen tun, Maggie?«, fragte er schließlich. »Je länger du leidest, umso besser fühle ich mich.«
Sie hörte, dass er getrunken hatte, und sie konnte nicht einschätzen, ob das gut oder schlecht war. »Wenn du Rache willst, dann befriedige sie an mir. Sie hat das nicht verdient.«
»Ich habe auch nicht verdient, was du mir angetan hast«, brüllte er. »Ich habe dreizehn Jahre lang darüber nachgedacht, und ich wollte dich umbringen, aber das wäre zu leicht für dich. Es gibt schlimmere Dinge als den Tod, Maggie . Findest du nicht auch?«
Maggie wurde übel. Ihre Kinnmuskeln schmerzten, als sie verzweifelt versuchte, den Drang, sich zu übergeben, zu unterdrücken. Dann wägte sie ihre Möglichkeiten ab.
»Sie ist deine Tochter.«
»Du bist eine verdammte Lügnerin.«
»Schau sie dir genau an, Carl Lee. Und dann sag mir, ob du die Ähnlichkeit mit Kathleen nicht siehst. Sie ähneln sich so sehr, dass sogar du das nicht übersehen kannst.«
»Hör gut zu, Maggie. Es ist mir gleichgültig, ob sie mein Kind ist oder nicht, verstanden? Es ist mir scheißegal.«
»Ich kann dafür sorgen, dass du hier lebend herauskommst«, erklärte Maggie. »Anderenfalls hast du keine Chance.« Max nahm rasch den Notizblock in die Hand, der neben dem Telefon lag, und kritzelte etwas darauf. »Ich werde mit dir kommen«, fuhr sie fort. »Ich werde deine verdammte Geisel sein! Ich werde alles tun, was du verlangst!«
»Ich liebe es, wenn du bettelst, Maggie.«
Max schob ihr den Notizzettel hin. Sie überflog ihn rasch. »Einer meiner Freunde ist hier bei mir, Carl Lee. Sein Name ist Max Holt. Er besitzt einen besonderen Wagen, den er uns zur Verfügung stellen
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