Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
ab.
»Wenigstens sind wir rausgekommen!«, schreit Starkey hinter ihr her. »Wahrscheinlich als Einzige.«
Aber das macht keinen Unterschied, wenn sie abstürzen.
Die Kids hocken in Gruppen auf dem Fußboden der sitzlosen Kabine. Einige weinen wegen der Strapazen, die hinter ihnen liegen, und wegen der Freunde, die sie zurücklassen mussten.
»Reißt euch zusammen!«, fährt er sie an. »Wir sind Storche, wir können das besser.« Er hebt seine zertrümmerte Hand, die inzwischen so blau und geschwollen ist, dass sie kaum noch an eine Hand erinnert. Aber er weiß: Seine Kriegsverletzung ist bereits ein Symbol seiner Macht und ein Garant für Respekt. Das Wimmern verstummt, allerdings nicht vollständig.
»Heule ich etwa?« Doch in Wahrheit schmerzt seine Hand trotz des Morphiums aus dem Sanitätsjet immer noch so sehr, dass er mit nichts und niemandem Geduld hat.
»Wohin fliegen wir?«, fragt jemand.
»Zu einem besseren Ort«, antwortet Starkey, aber dann fällt ihm auf, dass man das sagt, wenn jemand stirbt.
Er stürmt in Richtung Cockpit und die Storche machen ihm Platz. Trace sitzt ohne Kopilot vor seinen Instrumenten und Starkey beginnt das Gespräch mit einer Drohung.
»Wenn du das Funkgerät auch nur anfasst …«
Trace schaut ihn verächtlich an und wendet sich dann wieder den Instrumenten zu. »Bloß weil du der Anführer dieser Kids bist, will ich noch lange nicht, dass sie umgewandelt werden. Ich habe niemanden informiert und ich habe es auch nicht vor.«
»Gut. Wie ist der Plan? Sag mir, was du dir zusammen mit Connor ausgedacht hast.«
Trace packt den Steuerknüppel fester, um die Maschine stabil zu halten, als sie in Turbulenzen geraten. Aus der Kabine ertönt wieder Gewimmer. Erst als sie die Turbulenzen hinter sich gelassen haben, antwortet er. »Wir sind in ein paar Minuten in mexikanischem Luftraum, das verschafft uns Zeit, denn unser Militär kann uns nicht ohne Erlaubnis verfolgen, und die Mexikaner reagieren erst, wenn sie uns als Bedrohung betrachten. So bald wie möglich fliegen wir in weniger als einem Kilometer Entfernung von einem anderen Jet, der in Richtung Norden unterwegs ist, tauschen die Kennung, und wenn der andere Jet in den amerikanischen Luftraum einfliegt, denken die, wir sind’s.«
»Und das klappt?«
Trace hält es nicht für nötig, darauf zu antworten. »Der Plan war, in die USA zurückzukehren und auf einem stillgelegten Flugplatz in der Wüste Anza-Borrego, östlich von San Diego, zu landen. Allerdings haben wir ein Problem mit dem Fahrwerk.«
Das weiß Starkey schon. Sie alle haben den Aufprall gespürt, als das Flugzeug in das Gefährt gekracht ist. Alle haben gehört, dass etwas abgerissen ist. Keine Frage, dass es einen Schaden gegeben hat, aber wie groß dieser Schaden ist, lässt sich unmöglich abschätzen. Sie haben nur das idiotensichere Lämpchen: FAHRWERK BESCHÄDIGT.
»Was sollen wir machen?«
»Sterben.« Trace lässt das Wort ein wenig wirken und fügt dann hinzu: »Ich kann versuchen, uns auf einem großen Gewässer runterzubringen. Vielleicht auf dem Saltonsee.«
»In Utah?«
»Nein, das ist der Great Salt Lake, Idiot. Der Saltonsee ist ein riesiger toter See südlich von Palm Springs. Es gibt dort eine Stadt, die ist der Arsch am Arsch der Welt. Du würdest dort gut hinpassen.«
Starkey knurrt ihn an, entscheidet aber dann, dass Trace es nicht wert ist. »Wie lange?«
»Ich muss zuerst einen vorbeifliegenden Jet finden und die Kennung tauschen. Wahrscheinlich sind wir in anderthalb Stunden da.«
»Gut, ich sag den anderen Bescheid.« Er wendet sich zum Gehen, hält aber in der Cockpittür inne und schaut sich zu Trace um: »Und wenn du noch einmal ›Idiot‹ zu mir sagst, blas ich dir das Hirn aus dem Schädel.«
Trace dreht sich lächelnd zu ihm um. »Dann darfst du dieses Flugzeug landen … Idiot.«
73.
Risa
Risa sitzt in der Garderobe eines Studios und starrt auf den Monitor. Die Spätnachrichtensendung, in der sie und Cam auftreten sollen, bringt eine Sondermeldung: Eine Razzia in einem riesengroßen Flüchtlingsversteck in Arizona. Dem Flugzeugfriedhof. Es werden bereits Jugendliche in Ernte-Camps transportiert.
»Man geht davon aus, dass diese EA-Wandler auch für die Gewaltserie in Tucson verantwortlich sind« , sagt der Moderator. »Die Jugendbehörde hofft, dass die Bürger von Tucson nach dieser Razzia wieder ruhiger schlafen.«
Wie konnte das geschehen? Nach all den schrecklichen Dingen, die Risa in den vergangenen
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