Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
zögern. »Eine Gefälligkeit für die Frau.«
Aber der Polizist ist argwöhnisch. »Kenne ich dich? Zu welcher Einheit gehörst du?«
»Einheit sechzehn, aus Phoenix unten.«
»In Phoenix gibt es keine Einheit sechzehn.«
Das wird Nelson jetzt zu bunt. Er betäubt den JuPo und gleich danach einen EA, der ihn dabei beobachtet hat. Dann macht er sich wieder an seine Aufgabe, den Flüchtling aus Akron zu finden.
Erst als der Dreamliner abhebt, macht er sich langsam Sorgen. Wie wahrscheinlich ist es, dass Lassiter in dem Flugzeug sitzt? Da entdeckt er, dass die BePos ihr Vorgehen ändern und auch Kids in die Transporter laden, die nicht bewusstlos sind. Wenn Lassiter in einem Transporter verschwindet, bevor Nelson ihn gefunden hat, dann war alles umsonst.
Jetzt macht er sich wirklich Sorgen. Er geht näher an die eingekesselte Menge heran, zieht ein Fernglas heraus und sucht die Gesichter ab. Eine Schar verängstigter Teenager. Kein Lassiter. Natürlich könnte er irgendwo in der Menge sein, aber Nelson entdeckt ihn einfach nicht. Er lässt das Fernglas sinken.
»Scheiße!«
Mit jeder Sekunde verringert sich seine Aussicht auf Erfolg. Um ihn herum flüchten Jugendliche in alle Richtungen. Sie waren entweder zu langsam oder schlau genug, von der eingeschlossenen Menge wegzubleiben. Einige werden betäubt, aber je weiter sie vom Getümmel entfernt sind, desto besser sind ihre Chancen.
Vor sich sieht Nelson die Silhouette eines kleinen Jungen, der sich bemüht, einen älteren betäubten Jungen auf dem Rücken wegzutragen. Nelson fühlt sich an Ameisen erinnert, die ihre verwundeten Artgenossen auf dieses Weise fortschaffen. Aber offenbar hat der Junge mehr Verstand als eine Ameise, denn er lässt den größeren Jungen in den Staub fallen und verschwindet in der Dunkelheit.
Fast hätte Nelson den bewusstlosen Jungen auf dem Boden nicht überprüft. Er geht beinah an ihm vorbei, weil er kein einziges Gesicht der Vorbeirennenden verpassen will, aber Nelson ist auch gründlich: Er packt den Bewusstlosen an den Haaren, hebt seinen Kopf aus dem Staub und schreit fast auf vor Überraschung und Triumph. Er ist es! Lassiter! Und er ist ihm wie ein Geschenk direkt vor die Füße gefallen!
Ohne Zeit zu vergeuden, nimmt Nelson den bewusstlosen Jungen auf den Rücken, orientiert sich und torkelt zwischen den Flugzeugen hindurch zu seinem geparkten Wagen. Beim Durchqueren eines außen gelegenen Gangs entdeckt ihn ein JuPo.
»Vergiss ihn. Lass ihn liegen. Um Entsorgung und Abtransport kümmern sich andere. Wir haben nur Anweisung, die Ausreißer auszuschalten.« Wie um das Gesagte zu betonen, schießt er auf ein vorbeirennendes Mädchen und sie sinkt betäubt in den Staub.
»Für diesen hier gibt’s einen Sonderauftrag.« Nelson will einfach vorbeigehen, aber der andere Polizist weicht nicht von der Stelle.
»Warum? Ist das der, der die Häuser angezündet hat?«
»Ja«, antwortet Nelson, »genau der.«
Hinter ihnen versuchen drei Kids zu den äußeren Gängen durchzukommen, und ihr Fluchtversuch lenkt den Polizisten so lange ab, dass Nelson sich an ihm vorbeidrücken kann.
Je weiter er sich vom Mittelgang entfernt, desto weniger EAs und Polizisten begegnen ihm. Hier in den Außenbereichen stehen auch schon die Transporter. Die Entsorgungs- und Transportarbeiter sammeln bereits alle betäubten Kids ein, bevor sie in die Zone mit hoher Bewusstlosendichte vorrücken. Sie behandeln die am Boden liegenden Kids sehr viel behutsamer als die Jupos und packen sie in gepolsterte Transporttaschen – enge Schlafsäcke in Hellblau oder Rosa, die nur das Gesicht freilassen, damit die wertvollen Teile unterwegs geschützt sind.
Nelson ist bei seinem Wagen angelangt und wirft Connor in den Fonds. Dann fährt er in Richtung Nordtor auf demselben Weg aus dem Friedhof hinaus, auf dem er gekommen ist. Er ist noch nicht ganz aus dem Schneider, das weiß er.
Er nähert sich dem Tor, aber dort stehen nebeneinander aufgereiht ein paar JuPo-Streifenwagen – als ob die EAs so blöd wären und durch das Haupttor fliehen würden. Sie stoppen Nelson und er zeigt eine geklaute Dienstmarke: »Habe Befehl, diesen Wagen ins Hauptquartier zu bringen. Ist als Beweismaterial beschlagnahmt.«
»Willst du uns verarschen? Dieser ganze verdammte Ort ist als Beweismaterial beschlagnahmt! Konnten die nicht auf einen Abschleppwagen warten?«
»Wann können die denn schon warten?«
Der Polizist schüttelt den Kopf. »Nicht zu fassen!« Und er winkt Nelson
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