Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
durch.
Als Nelson den Friedhof hinter sich gelassen hat, dreht er das Radio an und zappt, bis ein bekanntes Lied ertönt. Und dann singt er lauthals mit. Er empfindet unbändige Freude.
Sein Schwarzmarkthändler Divan wird ihm ein Vermögen bezahlen, und die Dollarzeichen, die vor Nelsons Augen aufleuchten, wird er bald schon durch die Augen des Flüchtlings aus Akron sehen. Das ist der echte Lohn, viel wichtiger als alles Geld. Nelson weiß nicht einmal mehr, wie die Augen des Jungen aussehen, aber das spielt keine Rolle. Egal, welche Farbe sie haben, egal, wie gut sie sind, sie werden das letzte Augenpaar sein, das Nelson braucht. Sie sind perfekt!
Er denkt immer noch über Connors Augen nach, als er das hohe Pffft eines Betäubungspfeilgeschosses hört und einen plötzlichen, stechenden Schmerz im Bein spürt, dann einen zweiten und einen dritten.
Seine Hand ist auf einmal bleischwer und rutscht vom Lenkrad, und mit dem letzten bisschen Kraft zwingt er sich, den Kopf zu drehen, um zu sehen, wer ihn angreift.
Auf dem Rücksitz richtet Lev sich auf. Ein breites Grinsen liegt auf seinem Gesicht.
»Mit der eigenen Waffe betäubt«, sagt Lev. »Wie bitter.«
71.
Lev
Nelson hatte Lev benutzt, um Connor zu finden, und nun hat Lev sich revanchiert. Wegen der vielen JuPos und BePos hätte es eines Wunders bedurft, um jemanden vom Friedhof wegzuschaffen. Und da hatte Lev erkannt, dass Nelson, zumindest für den Augenblick, sein größter Verbündeter war. Sie beide hatten dasselbe Ziel: Connor lebend außer Reichweite der JuPos zu bringen. Also trug Lev ihm den bewusstlosen Connor direkt vor die Nase. Er riskierte zwar, seine Identität preiszugeben, aber mit den vielen herumrennenden Kids und nur den Scheinwerfern der Fahrzeuge und Strahlern als Beleuchtung konnte er sein Gesicht leicht verbergen, Connor fallen lassen und weglaufen, damit Nelson die schwierige Aufgabe übernahm, ihn rauszubringen.
Während der Teilepirat Connor wegtrug, rannte Lev voraus und schlüpfte in den Lieferwagen. Er duckte sich auf dem Rücksitz und hoffte, Nelson würde so abgelenkt und euphorisch sein, dass er ihn nicht bemerkte.
Jetzt, eine halbe Meile vom Friedhof entfernt, sackt Nelson auf dem Fahrersitz bewusstlos zusammen, und Lev übernimmt eilig das Steuer, damit der Wagen nicht von der Straße abkommt. Er stößt Nelson zur Seite und tritt auf die Bremse. Das Auto kommt zum Stehen.
Jetzt bleibt nur noch eines zu tun.
Lev steigt aus und geht zu Fuß zurück zum Tor. Von seinem Versteck auf dem Rücksitz des Autos hatte er nicht gesehen, wie viele JuPos dort postiert waren. Als er jetzt näher kommt, macht er nur eine Handvoll von ihnen aus, alle andern sind in der Kampfzone. Der karge Bewuchs der Wüste bietet wenig Deckung, aber er muss dichter rankommen.
Der Wachposten sollte Miracolina an einen sicheren Ort bringen. Der Junge hatte gesagt, er würde es tun, aber Lev will sichergehen.
Genau dort, wo Miracolina gelegen hat, steht jetzt ein Streifenwagen. Ein JuPo lehnt sich dagegen und spricht in ein Funkgerät. Als er wegschaut, stürzt Lev geduckt hinter das Auto und überprüft die Büsche.
Sie ist nicht mehr da.
Er stößt einen leisen Seufzer der Erleichterung aus, dreht sich um und rennt zurück zu dem Kastenwagen. Dort angekommen, zerrt er Nelson heraus und lässt ihn bewusstlos im Graben liegen. Dann gibt er sich alle Mühe, das Auto die schmale zweispurige Straße hinunterzusteuern – was ganz anders ist, als mit einem Jeep in offenem Gelände durch die Wüste zu brausen. Wie blöd wäre es , denkt Lev, wenn Connor und ich nach all dem, was passiert ist, bei einem Autounfall ums Leben kämen, weil ich nicht fahren kann? Gott sei Dank verläuft die Straße wenigstens geradeaus.
Endlich einmal hat er Glück gehabt. Und auch wenn er Miracolina vielleicht nie wiedersieht – und sie sich womöglich doch dem Zehntopfergang stellt –, hat er alles in seiner Macht Stehende getan, um sie zu retten. Um sie zu befreien.
»Pass auf dich auf, Miracolina«, sagt er zu sich und hofft, dass es wahr wird, indem er es ausspricht. Er ahnt nicht, dass der Wachposten nur die eigene Haut retten wollte und dass Miracolina, immer noch bewusstlos, kaum einen Meter von ihm entfernt, auf dem Rücksitz des Streifenwagens lag. Aber dort hatte er nicht nachgeschaut.
72.
Starkey
»Also, Starkey, was machen wir jetzt?«
»Wenn du mich das noch einmal fragst, reiß ich dir den verdammten Kopf ab.«
Bam zieht enttäuscht
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