Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
die Aktion nicht.«
»Warum sollten sie?«, schnaubt Connor. »Es ist ihr zum Himmel stinkender Augenblick des Triumphs.«
Im Fernsehen verkündet ein Sprecher der Jugendbehörde, dass dreiunddreißig EAs getötet worden seien, vierhundertsiebenundsechzig habe man lebendig festgenommen. »Es sind so viele, dass wir sie auf verschiedene Ernte-Camps verteilen müssen« , sagt der Mann und merkt gar nicht, welche Ironie darin steckt, dass er das Wort »verteilen« benutzt.
Connor schließt die Augen, denn sie fangen an zu brennen. Dreiunddreißig tot, vierhundertsiebenundsechzig gefasst. Starkey ist mit ungefähr hundertfünfzig abgehauen, bleiben vielleicht fünfundsechzig, die zu Fuß entkommen konnten. Das sind nicht annähernd genug. »Du hättest mich nicht mitnehmen dürfen.«
»Warum? Wärst du lieber eine Trophäe in ihrer Sammlung von Wandlern? Wenn sie rausfinden, dass der Flüchtling aus Akron lebt, kreuzigen sie dich. Vertrau mir, da kenn ich mich wirklich aus.«
»Der Kapitän geht mit seinem Schiff unter.«
»Wenn der erste Offizier ihn nicht umhaut und in ein Rettungsboot wirft.«
Connor schaut ihn nur wütend an.
»Okay«, sagt Lev. »Willst du mir eine reinhauen?«
Connor betrachtet schmunzelnd seinen rechten Arm. »Sei vorsichtig, was du sagst, Lev. Ich kann neuerdings fest zuschlagen.« Dann zeigt er Lev die Tätowierung.
»Ja, hab schon gesehen. Schätze, dazu gibt es eine Geschichte. Ich meine, du hast Roland gehasst, oder? Warum hast du die gleiche Tätowierung?«
Jetzt lacht Connor laut auf. Kaum zu glauben, dass Lev das nicht weiß, aber andererseits, wie sollte er? »In der Tat gibt es dazu eine Geschichte. Erinnere mich dran, dass ich sie dir bei Gelegenheit erzähle.«
Auf dem Bildschirm wurde gerade live zum Friedhof geschaltet, wo sich »dramatische Ereignisse« abspielen. Eine letzte Gruppe von Jugendlichen hat sich die JuPos vom Hals gehalten und sich in einem alten Jagdbomber aus dem Zweiten Weltkrieg verschanzt.
»Das ist der ComBom! Hayden hat die ganze Nacht durchgehalten!« Für Connor ist das fast ein Sieg.
Die Luke des ComBom öffnet sich und Hayden kommt mit einem schlaffen Körper auf den Armen heraus. Ihm folgen weitere Kids, die allesamt nicht in guter Verfassung sind. Die JuPos rücken näher und die Reporter ebenfalls.
»Wir erleben hier die Gefangennahme der letzten EA-Wandler …«
Die Reporter kommen nicht so dicht ran, dass sie Hayden ein Mikrofon vor die Nase halten können, aber das ist gar nicht nötig. Die JuPos versuchen zwar, ihn in den Transporter zu komplimentieren, aber er schreit so laut, dass alle ihn hören.
»Wir sind nicht nur EAs! Wir sind nicht nur Körperteile! Wir sind ganze, vollständige, menschliche Wesen, und die Geschichte wird voller Scham auf diese Zeiten zurückschauen!«
Sie schieben ihn und die anderen in den Transporter, aber bevor sie die Tür zuschlagen, schreit Hayden noch: »Teenager, wehrt euch!«
Dann bringt der Transporter sie weg.
»Gut gemacht, Hayden«, lobt Connor. »Gut gemacht.«
In den Nachrichten wird kurz das entwischte Flugzeug erwähnt, aber da das für die JuPos peinlich ist, wird nicht viel darüber berichtet. Zuerst wurde ein Flugzeug in Dallas zur Landung gezwungen, weil man es mit dem Dreamliner der EAs verwechselt hatte, aber es war ein Passagierflugzeug aus Mexico City. Außerdem gab es unbestätigte Berichte über einen Flugzeugabsturz über einem kalifornischen See, aber weitere Informationen hat man nicht. Connor vermutet, dass dieses Flugzeug der Dreamliner ist. Und sosehr er sich Starkey am Grund eines Sees wünscht, hofft er doch, dass die Storche überlebt haben. Das wären dann wenigstens noch ein paar Yolos, die den JuPos entkommen sind.
Verdammter Starkey! Er hat ihnen die JuPos auf den Hals gehetzt, die Hälfte der Waffen mitgenommen, ihr einziges Fluchtfahrzeug entführt und alle anderen im Stich gelassen. Aber sosehr Connor Starkey für alles verantwortlich machen möchte, spürt er die Last der Schuld auch auf seinen Schultern. Alles hatte damit begonnen, dass er Starkey vertraut und ihn nicht daran gehindert hatte, sich bei den Storchen eine Machtposition zu erarbeiten.
Als klar ist, dass in den Nachrichten jetzt andere Themen dran sind – Wetterkapriolen und Promiskandale –, stellt Connor den Fernseher ab. »Halb zehn. Fast Zeit zum Ausziehen.«
»Eins muss ich dir aber noch zeigen, bevor wir gehen.« Lev geht zum Computer und ruft ausgerechnet eine Website mit Badewannen
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