Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
auf.
»Ähh … tut mir leid, Lev, aber ich hab gerade keinen Bedarf an Whirlpools.«
Lev ist ganz verdattert, bis Connor merkt, welchen Fehler er gemacht hat: »Du hast ›YouTube‹ ohne e eingegeben, klar, dass dann Badewannen kommen.«
»Stimmt!« Lev überschreibt das Wort. »Ich war noch nie gut im Tippen.«
Jetzt öffnet sich die richtige Seite. Lev klickt auf ein Video, und Connors Herz bleibt fast stehen: Noch ein Interview mit Risa.
»Das will ich nicht sehen.« Er streckt die Hand aus, um es zu stoppen, aber Lev packt ihn am Handgelenk.
»Doch, das willst du.«
Und obwohl ein Werbespot zugunsten der Umwandlung das Letzte ist, was Connor jetzt anschauen will, fügt er sich und wappnet sich gegen was immer jetzt auf ihn zukommt.
Aber er erkennt schon an Risas Gesichtsausdruck, dass sie von einer unbeirrbaren Entschlossenheit geleitet wird, die in den anderen Interviews mit ihr fehlte.
Erstaunt sieht er zu, wie sie in weniger als zwei Minuten das Proaktive Bürgerforum, die JuPos und die Umwandlung so komplett auseinandernimmt, dass kein Zweifel mehr besteht, auf welcher Seite sie ist. Dem Moderator der Sendung bleibt nichts anderes übrig, als auf dem Boden herumzukriechen und die Einzelteile aufzusammeln.
»Sie haben sie erpresst!« Connors Augen werden feucht. Es hatte einfach eine Erklärung geben müssen , aber er war so abgestumpft, dass er bereitwillig geglaubt hatte, Risa hätte sich freiwillig dafür entschieden, auf Kosten anderer gesund zu werden. Jetzt schämt er sich, dass er ihr das jemals zugetraut hat.
»Das Proaktive Bürgerforum hat schon eine Erklärung rausgegeben, in der alles geleugnet wird«, erzählt Lev. »Sie behaupten, Risa hätte sie benutzt.«
»Ach ja. Hoffentlich ist niemand so blöd und glaubt das.«
»Manche sind’s und manche sind’s nicht.«
Connor schaut Lev an und lächelt, als ihm bewusst wird, dass die Freude über ihr Wiedersehen durch seine Betäubung einen Dämpfer erhalten hatte. »Wie schön, dich zu sehen, Lev.«
»Ganz meinerseits!«
»Was ist mit deinen Haaren?«
Lev zuckt die Achseln. »Ist eben ein Look.«
Ein Auto fährt auf den Parkplatz vor dem Verkaufsbüro. Höchste Zeit zu gehen.
»Und was jetzt?«, fragt Lev. »Ich bin ein flüchtiger Wandler von der Anti-Umwandlungs-Front …«
»Die AUF ist nutzlos geworden. Wenn ihre beste Aktion darin besteht, Wandler für die JuPos an einem Ort zu sammeln, dann läuft irgendwas schief. Da muss sich jemand was Neues einfallen lassen.«
»Warum nicht du?«, schlägt Lev vor.
»Warum nicht wir?«, entgegnet Connor.
Lev überlegt. »Na ja … du bist ein Märtyrer und ich ein Nationalheiliger – ich kann mir keine bessere Kombi vorstellen! Wo fangen wir an?«
Das ist eine gute Frage. Wo fängt man an, die Welt zu verändern? Connor hat vielleicht eine Antwort: »Hast du jemals von Janson Rheinschild gehört?«
83.
Nelson
Noch bevor er wieder ganz zu Bewusstsein kommt, weiß er, dass etwas ganz schrecklich falschgelaufen ist. Er öffnet die Augen. Es ist taghell und glühend heiß und er liegt mit schmerzendem Körper in einem Graben. Eine Seite seines Gesichts fühlt sich an, als stünde sie in Flammen.
Er ist betäubt worden. Nicht nur einmal, sondern mehrfach, mit seiner eigenen verdammten Waffe! Genügend Beruhigungsmittel, um ihn rund zwölf Stunden aus dem Verkehr zu ziehen. Ein Wunder, dass er nicht bei lebendigem Leib von Wüstenraubtieren gefressen wurde, allerdings beweisen der Schmerz in seinem linken Bein und die blutigen Löcher in der gestohlenen Uniformhose, dass ein Tier es durchaus versucht hat. Nelson fragt sich, wie lange er in der Sonne gelegen hat. Jedenfalls lange genug, dass die Hälfte seines Gesichts angeschwollen ist und pocht – ein Sonnenbrand zweiten Grades.
Er hatte ihn gehabt! Er hatte Connor Lassiter gehabt, und jetzt hat er nur noch die zerfledderten Kleider, die er auf dem Leib trägt. Das Zehntopfer ist es gewesen! Wie konnte Nelson nur so nachlässig sein! Er hätte Lev töten sollen, als sich die Gelegenheit bot, aber aus lauter Herzensgüte hatte er den Jungen leben lassen.
Und dies ist der Lohn für seine Freundlichkeit.
Die zwei sind bestimmt schon über alle Berge und haben ihre Spuren verwischt. In seinem Laptop waren die Codes von Levs Trackingnanos. Ohne seinen Computer nutzen sie ihm nichts mehr. Aber Nelson gibt nicht auf. Er wird sie finden. Verfolgung ist schon immer seine Spezialität gewesen. Und dieser Rückschlag? Bedeutet nichts! Er
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