Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
weiter. Aus einer Ahnung wird eine Vermutung, daraus ein Gedanke und daraus eine Offenbarung. Connor klappt den Laptop wieder auf und tippt wild darauf herum.
»Was ist?«, fragt Lev.
»Janson Rheinschild!«
»Aber du hast mir doch schon gesagt, dass seine digitale Existenz gelöscht wurde, welchen Sinn macht es also, noch mal zu suchen?«
Connor hackt weiter Wörter in Suchmaschinen, sodass die Tastatur ganz glitschig wird vom Fett der Pommes, das noch an seinen Fingern klebt. »Du hast mich auf eine Idee gebracht.«
»Ich?«
»Die ›You-Tub‹-Seite. Der Tippfehler.«
»Machst du dich wieder über meine Tippkünste lustig?«
»Nein. Man muss schließlich selbst was können, damit man sich bei anderen darüber lustig machen kann«, antwortet Connor. »Egal. Hayden meinte, ein Wurm im Netz hätte alle Hinweise auf Jason Rheinschild vernichtet, aber dieser Wurm sucht nur den richtig geschriebenen Namen … Also gebe ich jeden möglichen Tippfehler in dem Namen ein.«
Lev lächelt. »Du kriegst es noch hin, selbst aus dem Mist, den jemand anders gebaut hat, Gold zu machen.«
Connor bestellt einen zweiten Hamburger und verbringt zwanzig Minuten damit, den Namen in verschiedenen falschen Schreibweisen in die Suchmaschine einzugeben. Als er den letzten Bissen von seinem Hamburger isst, will er fast die Hoffnung aufgeben … aber auf einmal erspäht er ein erstes Schimmern des Goldes, von dem Lev gesprochen hat, und es stellt sich heraus, dass er die Goldgrube gefunden hat.
»Lev, schau dir das an!«
Lev kommt auf Connors Seite des Tischs und sie betrachten einen Zeitungsbericht von vor dreißig Jahren. Der Artikel stammt aus einer kleinen Lokalzeitung in Montana, wo Rheinschild früher lebte. Offenbar behielt man einen der Lieblingssöhne der Stadt im Auge, schrieb seinen Namen aber durchgehend falsch: Reignchild.
Je mehr Connor und Lev lesen, desto verblüffter und fassungsloser sind sie. Der wissenschaftliche Forscher und Erfinder Rheinschild war sehr bedeutend und hatte sich wirklich einen Namen gemacht, bis dieser Name ausgelöscht wurde wie der eines verstoßenen Pharaos von einem ägyptischen Obelisken.
»Oh Mann!«, stöhnt Connor. »Dieser Typ war ein Pionier auf dem Gebiet der Verbindung und Erneuerung von Nerven – und diese Technologie hat die Umwandlung überhaupt erst möglich gemacht. Ohne Rheinschild wären wir auf dem Gebiet der Transplantation noch in der Steinzeit!«
»Dann war er das Ungeheuer, das die ganze Sache ins Rollen gebracht hat!«
»Nein, das war alles direkt zu Beginn des Krieges. Damals hat noch kein Mensch ans Umwandeln gedacht.«
Connor spielt ein Video ab, das in den Artikel eingebettet ist, ein Interview mit Rheinschild, einem Mann mittleren Alters mit Brille und schon sehr schütterem Haar – zwei klare Hinweise darauf, dass die Aufnahmen entstanden, bevor Umwandlungen praktiziert wurden.
»Wir ahnen nicht einmal, wie wir diese Technologie dereinst nutzen werden« , sagt Rheinschild mit einer Begeisterung, die sehr viel jugendlicher wirkt, als er aussieht. »Stellen Sie sich eine Welt vor, in der geliebte Menschen, die jung sterben, gar nicht wirklich sterben, weil jeder einzelne Teil von ihnen gespendet werden kann, um die Leiden eines anderen Menschen zu lindern. Es ist eine Sache, ein Organspender zu sein, und eine andere, zu wissen, dass jeder einzelne Teil von dir das Leben eines Menschen retten kann. In so einer Welt möchte ich gern leben.«
Connor fröstelt. Erst jetzt bemerkt er die klimatisierte Kälte in dem Lokal. In der von Rheinschild beschriebenen Welt würde Connor auch gern leben … aber das ist nicht die Welt, in der sie letztendlich gelandet sind.
»Natürlich wirft das ethische Probleme auf« , fährt Rheinschild fort, »deshalb habe ich eine Organisation gegründet, die sich mit den ethischen Fragen beschäftigt, die diesem medizinischen Fortschritt innewohnen. Das Proaktive Bürgerforum, wie ich es nenne, soll darüber wachen, dass diese Technologie nicht missbraucht wird. Ein Gewissen, das sicherstellt, dass nichts schiefläuft.«
Connor stoppt das Video und versucht, all die neuen Informationen zu verarbeiten. »Heilige Scheiße! Er hat das Proaktive Bürgerforum gegründet, um die Welt vor seiner Erfindung zu schützen!«
»Und daraus ist genau das Monster entstanden, vor dem er sich gefürchtet hatte.«
Connor erinnert sich an etwas, das er in der Schule gelernt hat. Oppenheimer – der Mann, der die erste Atombombe gebaut hat –
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