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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Hilfe brauchen, also stellte ich das Köfferchen zwischen mein Gesicht und den Wasserturm und rutschte auf die Klüse zu.
    Ich grabschte nach dem Tau. Begann zu zie hen. Boone half mir nicht. Ich zog und zog, bis es endlich einen kleinen Ruck gab.
    Joe Gallagher hatte gesagt, daß ich mich nach dem
    Bugsierpoller umsehen sollte. Wenn ich die Trosse um irgendwas anderes legte, würde die Extra Stout es nur abreißen. Ich fa nd den Poller und rollte rüber, versuchte, das Köfferchen bei mir zu behalten, zog weiter am Tau.
    Wenn ich dranblieb, würde Gallaghers Trosse
    auftauchen. Eine Trosse aus Kevlar, dem
    Wundermaterial. Nie war es so nützlich wie heute. Ein Spitzenprodukt der chemischen Industrie der Vereinigten Staaten. Aber schwer war das Ding, verdammt noch mal.
    Ich legte eine Windung im Tau um den Poller, damit es nicht zurückglitschte, und zog weiter.
    Das Aktenköfferchen machte einen Satz. Es hatte eine flotte Salve abgekriegt und landete außerhalb meiner Reichweite auf den Decksplanken. Ich schätzte gerade die Entfernung, als alles in Lärm und Licht ersoff.
    Vielleicht hatte Basco ein paar Leuchtbomben gezündet und mit der Beschießung durch schwere Artillerie
    begonnen.
    Zeit zu kapitulieren. Ich rutschte vom Poller weg,
    fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. Befreite mich von den Überresten der Sauerstoffflaschen, aber es fühlte sich immer noch so an, als würde jemand mit
    Schlittschuhen auf meinem Rücken stehen. Nun konnt e ich mich umdrehen, Bauch nach oben wie all die Fische im Hafen, und in den nahezu unverschmutzten Himmel
    blicken. Aber die Aussicht war blockiert. Zwanzig Meter über mir glotzte ein symbolischer Augapfel aus einem Halogentornado nieder: ein Nachrichtenhubschrauber
    von CBS.
    Sie würden uns ja wohl nicht im bundesweiten TV
    wegputzen, oder? Nein, das war zu schrill. Falls sie immer noch ballerten, ballerten sie daneben. Ich zog wieder am Tau. Boone half mir nicht, weil es ihn böse erwischt hatte.
    Es dauerte eine Ewigkeit. Das konnte CBS nicht in voller Länge bringen. Das Publikum verharrte tatenlos und sah zu, wie ich an diesem Scheißtau zog. Und zog und zog und zog. CBS sah zu, die Scharfschützen und die
    Wachleute sahen zu, Gallaghers Crew sah zu, Boone sah zu. Niemand sagte was.
    Und schließlich hielt ich eine dicke fette Schlinge in der Hand. Das Ende der Kevlar-Trosse. Das Ende, das um
    den Poller gelegt wird. Also schmiß ich's drüber, kroch zum Bug, rappelte mich auf und hob den Daumen für die Extra Stout: Alles klar.
    Die Navy-Mine explodierte und jagte eine Fontäne samt Druckwelle hoch, die den Hubschrauber fast aus der Luft holte. Das Schiff bekam Schlagseite - oder war das ich?
    Ich schaute auf, um den Scharfschützen Lebewohl zu
    winken, aber der Wasserturm war verschwunden. Die
    Everett River Bridge war über mir. Und unten standen die Obdachlosen, tranken mit Pseudo-Milchshakes von
    McDonald's auf mein Wohl, jubelten mir zu.
    Waffenbrüder.

37
    Joe Gallagher bugsierte uns den Fluß hinunter, einem strahlenden Medienmorgen entgegen. Alle, alle waren da.
    Tanya kam als erste an Bord; Bart und sie stiegen auf die Brücke und hißten die Giftpiratenflagge. Das Putreszin war definitiv ein Problem, aber Journalisten, die sich darauf verstanden, sich die Nase zuzuhalten, konnten in den Bauch der Basco Explorer steigen und Unglaubliches finden.
    War alles rasend illegal, und die Beweise wären vor
    Gericht nie zugelassen worden - wenn wir Cops gewesen wären. Aber wir waren keine. Und wenn ein Nichtcop
    Beweise beschafft, sei es auch durch einen kriminellen Akt, können sie zum Zweck der Strafverfolgung
    verwendet werden.
    Natürlich müssen Firmen, selbst wenn man ganz legale Beweise hat, nur selten bluten in diesem Land. Man
    denke an die Großlieferanten des Pentagons oder der
    NASA. Die kommen auch mit Mord ungestraft davon.
    Bei den Medien allerdings nicht. Wir können
    Firmenvorstände vielleicht nicht einknasten, aber wir können sie aus der zivilisierten Gesellschaft ausstoßen, sie unerträglichem emotionalem Druck aussetzen, und
    das ist fast ebenso wirksam. Und so flogen Pleshy und Laughlin per TV und Presse aus der zivilisierten
    Gesellschaft, Boone und ich dagegen per
    Rettungshubschrauber zum City Hospital.
    Ich hatte nichts weiter als ein paar nässende
    Fleischwunden. Diesen enttäuschenden Befund teilte mir Dr. J. mit. Boone hatte eine puckernde Brustwunde, was mir entgangen war, weil ich sie nicht gehört hatte. Er hatte sich auf

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