Vom Alptraum verfolgt
die
Überprüfung weiblicher Verdächtiger auf«, erklärte ich im Plauderton. »Es würde
eine Menge Zeit sparen, wenn Sie jetzt Ihre Kleidung ablegen würden, Miss
Landau, während ich mein Vergrößerungsglas poliere .« Ich kicherte heiser. »Als ich das letztemal vergaß,
es vorher zu polieren, habe ich versehentlich ein großes temperamentvolles
Revuegirl wegen Masern unter Quarantäne stellen lassen .«
»Oh, Sie — !« Sie rang hilflos
nach dem richtigen Wort. »Sie sind ein Schwein, und ich kann es nicht im selben
Zimmer mit Ihnen aushalten. Ich brauche frische Luft !«
Sie stürzte aus dem Zimmer und
ließ mich endlich allein. Es war mir ohnehin von jeher zuwider gewesen, wenn
ich bei der Durchsuchung der persönlichen Habseligkeiten eines Ermordeten von mißtrauischen Knopfaugen beobachtet wurde. Bald darauf
wurde mir klar, daß es nichts ausgemacht hätte, wenn Vicki Landau dageblieben
wäre, denn es gab nichts von Interesse in dem Kleiderschrank. Der Morgenrock
schwang sachte hin und her, als ich die Tür zuschlug. Ich fuhr mit den Fingern
in die Tasche und hörte einen knisternden Laut.
Es war eine aus einem billigen
Notizbuch herausgerissene Seite, die verschiedene Male ordentlich
zusammengefaltet war, so daß sie einen dünnen Streifen bildete. Ich glättete
das Papier und las die säuberlich getippte Adresse:
HAL KIRBY
Pine City Bank and Trust
Sorgfältig steckte ich den
zusammengefalteten Zettel in meine Brieftasche, verließ das Zimmer und lenkte meine
Schritte in Richtung der Haustür. Als ich unten an der Treppe angelangt war,
hörte ich das schwache Rascheln gestärkten Leinens, als Kaye Allen aus dem
Arbeitszimmer Landaus kam. Wir begegneten einander in der Eingangsdiele.
Ihre blauen Augen hinter der
dicken Hornbrille blickten mich an — und durch mich hindurch, dann ging sie an
mir vorbei, als existierte ich gar nicht. Als sie sich zwei Schritte vor mir
befand, sagte ich: »Miss Allen ?«
Sie blieb stehen und drehte
sich offensichtlich zögernd zu mir um. »Ja?« Ihre Stimme klang klar und völlig
ausdruckslos.
»Wann haben Sie Robert Marsh
zum letztenmal lebend gesehen ?«
»Irgendwann gestern nach dem
Abendessen. Er sagte, er wolle zu Bett gehen. Es muß gegen halb elf Uhr gewesen
sein .«
»Wann ging Vicki ins Bett ?«
»Etwa eine Stunde später.«
»Und wann zogen Sie ihr das
schwarze Leichenhemd an und halfen Doktor Landau, sie in den Wagen
hinunterzutragen ?«
»Kurz nach ein Uhr nachts.«
»Wie lange haben Sie gebraucht,
um in das Bestattungsinstitut zu kommen ?«
»Ungefähr zwanzig Minuten.«
»Wie lange hat Doktor Landau
gebraucht, um die Hintertür aufzubrechen ?«
»Ich dachte, sie sei bereits
offen gewesen«, sagte sie gleichmütig. »Wir legten Vicki in den Sarg, achteten
darauf, daß sie genügend Luft zum Atmen hatte, und fuhren dann geradewegs
wieder hierher zurück. Ich war noch vor zwei Uhr im Bett. Erübrigen sich
dadurch vielleicht weitere Fragen, Lieutenant ?«
»Ich glaube, ja .« Ich nickte. »Danke, Miss Allen.«
Ich ging hinter ihr auf die
Haustür zu und war schon beinahe dort angelangt, als sie »Lieutenant Wheeler ?« sagte.
Nun war ich an der Reihe, mich
umzudrehen. »Ja ?« sagte ich scharf.
»Es ist natürlich nicht mein
Gebiet«, sagte sie mit unpersönlich klingender Stimme, »aber wenn sich ein Polizeilieutenant mit Psychologie befaßt ,
sehe ich nicht ein, weshalb das eine Biologin nicht auch tun sollte. All diese
sich bei Ihnen so aggressiv äußernden Komplexe, die gehemmten Jungfrauen, die
nach Ihren Aufmerksamkeiten schmachten, betreffend, laufen auf eins hinaus .«
»Worauf?«
»Auf Impotenz !« sagte sie einfach. »Ich vermute, Lieutenant, daß Sie, wenn es darauf ankommen
würde, in Tränen ausbrechen und schreiend zu Ihrer Mutter nach Hause laufen .«
»Ist das alles ?« fragte ich höflich.
»All Ihr abgebrühtes
Sexgeschwafel ist reine Mache«, fuhr sie in sanftem Ton fort. »Sie hoffen, Ihre
Umgebung würde davon beeindruckt, ohne zu merken, daß Sie wirkliches Verlangen
gar nicht kennen. Sie sind ein Versager, Lieutenant, genau genommen ein Eunuch
zu Schleuderpreisen .«
»Sind Sie jetzt fertig ?« sagte ich geduldig.
»Ja.« Ihre Stimme knisterte vor
Verachtung. »Das ist alles, Lieutenant. Gehen Sie jetzt nach Hause und sabbern
Sie über Ihrer neuesten Serie von pornographischen Postkarten — näher werden
Sie doch wohl nie an den Kern der Sache herankommen .«
Ich öffnete die Haustür, trat
auf die
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