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Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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grauem Haar. Seine schmächtige Gestalt war von einem prächtigen
seidenen Morgenrock verhüllt, auf dem goldene Drachen Feuer gegen einen
schwarzen Hintergrund spien, und um seinen Hals war sorgfältig eine weißseidene
Krawatte geknüpft. Er sah aus wie ein arrivierter Zuhälter an seinem freien
Tag, und vielleicht war er das auch, wobei die umfangreiche Blonde bestimmt die
beste Kapitalanlage bildete, die er je gehabt hatte.
    Er wählte eine Erdnuß aus dem Beutel, der neben ihm auf der Couch lag,
warf sie in die Luft und fing sie geschickt mit dem Mund auf. Dann richtete
sich der Blick seiner schmalen lehmfarbenen Augen gleichgültig auf mich.
    »Sie wollen mich sprechen ?« Seine Stimme klang heiser, als ob er irgendwann in seinem
Leben zu lange als Anreißer vor einer Jahrmarktsbude gebellt hätte.
    »Leider habe ich eine schlechte
Nachricht für Sie, Mr. Kirby«, sagte ich höflich. »Einer Ihrer Freunde hat heute morgen einen Unfall gehabt .«
    »Freund ?« bellte er. »Was für ein Freund?«
    »Hal hat keine Freunde«, sagte
die Blonde stolz. »Er hält alle Leute für widerwärtig .«
    »Halt die Klappe, Sandra-Baby !« Kirby starrte mich mit einem bösartigen Ausdruck auf dem
Gesicht an. »Was für ein Freund?«
    »Robert Marsh.«
    Er warf eine weitere Erdnuß hoch und fing sie gewandt mit dem Mund auf. »Nie von
ihm gehört .«
    »Das ist seltsam«, sagte ich.
    »Was ist seltsam? Ein Polyp
irrt sich und liest den falschen Kirby auf — . Was ist
daran seltsam ?« ; Er lachte verächtlich.
»Das geschieht bei Polypen alle naselang .«
    »Er hatte Ihren Namen
aufgeschrieben und alles, was dazu gehört«, sagte ich, als dächte ich nur laut.
»Es gibt keinen Irrtum, Sie sind der richtige Kirby .«
    »Was ist überhaupt mit ihm
passiert ?«
    »Er wurde irgendwann gestern nacht ermordet«, sagte ich kalt.
    »Niemand, den ich kenne, läßt
sich je ermorden«, brummte er. »Wer war er? Ein Strolch oder so was Ähnliches?«
    »Er war Doktor und hat bei der
Landau-Forschungsstiftung gearbeitet«, sagte ich. »Nach allem, was ich gehört
habe, ein sehr netter Bursche.«
    »Nette Burschen werden nicht
abgemurkst .«
    Fast alles an diesem kleinen
Giftzwerg war irritierend, dachte ich, aber das Schlimmste war seine
entnervende Gewohnheit, Feststellungen zu treffen, statt sich zu unterhalten.
    »He!« Ein neuer Gedanke schien
ihn so zu beleben, daß er in der Tat seinen Kopf um einige Zentimeter von der
Couch hob. »Haben Sie nicht gesagt, der Bursche hätte irgendwo in einer
Forschungsstiftung gearbeitet ?«
    »Doch!«
    »Und er habe meinen Namen und
alles übrige aufgeschrieben gehabt ?«
    »Genau!«
    »All diese Stiftungen sind
knapp bei Kasse. Nicht ?« sagte er befriedigt.
»Vielleicht haben sie dort nach ein paar Möglichkeiten für eine Geldspritze
Ausschau gehalten, um finanziell wieder auf den Damm zu kommen. Vielleicht
hatte mich der Bursche dazu ausersehen, die Liste der Leute, die er
möglicherweise ausnehmen konnte, anzuführen. Wie wär’s damit ?«
    »Sind Sie bereits für Ihre
großzügigen Schenkungen an Wohltätigkeitseinrichtungen und Forschungsstiftungen
und dergleichen bekannt, Mr. Kirby ?« fragte ich
trocken.
    »Nun«, er versuchte, bescheiden
dreinzusehen, »irgendwann fängt ja alles einmal an .« Die Blonde kicherte schrill, und er schloß erschöpft die Augen. »Halt die
Klappe, Sandra-Baby !«
    »Vielleicht war er der Freund
eines Freundes ?« beharrte ich. »Kennen Sie überhaupt
jemanden in der Forschungsstiftung, Mr. Kirby ?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.
»Alles, was ich an Forschung benötige, könnte ich hier in diesem Zimmer haben,
wenn das Baby hier nicht die ganze Zeit über ihre große Klappe aufmachen würde !«
    »Für einen so kleinen Burschen
ist er unglaublich kräftig«, sagte die große Blonde vergnügt. »Sie werden es
kaum glauben, aber erst heute morgen hat er...«
    »Halt die Klappe !« krächzte Kirby.
    »Sie haben eine sehr hübsche
Wohnung hier, Mr. Kirby«, sagte ich und blickte mich bewundernd im Zimmer um.
»Ihr Beruf scheint sich zu lohnen .«
    »Ich bin Finanzierungsfachmann.
Ich werde reich, indem ich andere reich mache .«
    »Ein moderner Robin Hood«,
sagte ich ernsthaft.
    »Was heißt da > Rubinhut <«, sagte Sandra in aggressivem Ton. »Ich...«
    »Sandra-Baby!« Kirby brachte
sie mit einem mörderischen Blick zum Schweigen. »Nimm dich zusammen — . Wieder dein großes Mundwerk, ja? Der Lieutenant hat von
einer historischen Persönlichkeit

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